URI: 
       # taz.de -- Rivalisierende Golf-Ligen: Gipfeltreffen der Golfer
       
       > Beim Masters in Augusta treffen die Stars von LIV-Tour und PGA-Tour
       > aufeinander. Über eine Zusammenarbeit der konkurrierenden Serien wird
       > nachgedacht.
       
   IMG Bild: Renegat im Bunker: Bryson DeChambeau übt in Augusta im Sandhindernis
       
       Wenn sich ab Donnerstag etwa 100 der besten Golfprofis um das grüne Jacket
       des Siegers rangeln, dann machen auch 13 Renegaten mit. Da [1][das Masters
       in Augusta], eines von vier Grand-Slam-Events im Golf, ein
       Einladungsturnier ist, sind auch Spieler der LIV-Serie dabei, also zum
       Beispiel Jon Rahm, Bryson DeChambeau oder Phil Mickelson. Die LIV-Serie
       wurde 2022 mit Geld [2][des saudi-arabischen Staatsfonds Public Investment
       Fund (PIF)] gegründet, und schnurstracks liefen etliche Stars von der
       traditionellen PGA-Tour zu den Neuen und ihrem 20-Jahres-Versprechen über.
       
       Die Pull-Faktoren waren vor allem finanzieller Natur: LIV-Turniere wurden
       im Schnitt mit 25 Millionen Dollar vergütet, das Event im saudischen
       Dschidda sogar mit 80 Millionen. Renommierte Spieler folgten einer breiten
       Spur des Geldes, auch wenn diese zum Teil wortreich versuchten, ihre
       Motivation zu bemänteln. In nur zwei Golfjahren [3][hat etwa der
       US-Amerikaner Talor Gooch 46,5 Millionen Dollar auf der LIV-Tour verdient],
       eine geschmacklos hohe Summe, welche die schier unbeschränkten
       Möglichkeiten der Saudis verdeutlicht, sich den Sport zu erkaufen.
       
       Die Professional Golfers’ Association of America, kurz PGA, hatte eine paar
       Monate damit zu tun, den Schock zu verdauen. Anfangs setzte sie darauf, die
       Obszönität des Angebots herauszustellen und Abtrünnige zu verdammen. Der
       wahre Golfsport werde auf der PGA-Tour geboten, hieß es, alles außerhalb
       der traditionellen Turniere sei häretische Schlägerschwingerei.
       
       Doch der Kanon hat sich nun, da einige Zeit ins Land gegangen ist,
       erweitert. LIV und PGA konkurrieren seit drei Spielzeiten, und der PGA-Tour
       ist nichts Besseres eingefallen, als die Methoden der Saudis zu kopieren.
       Sie haben nun ihrerseits die Preisgelder in die Höhe geschraubt. Bei
       speziellen Events sind nun auch mal 20 Millionen Dollar drin.
       
       ## Drei Milliarden für die PGA
       
       Die PGA-Tour machte einen Deal mit der Strategic Sports Group (SSG). Bis zu
       drei Milliarden Dollar sollen in Zukunft fließen. Der Clou dabei: Profis,
       die auf der PGA-Tour ihren Driver schwingen, können Teileigentümer der Tour
       werden. Die SSG ist ein Konsortium von US-amerikanischen Sportinvestoren
       unter der Leitung der Fenway Sports Group, einer in Boston ansässigen
       privaten Holdinggesellschaft, welche die Boston Red Sox der Major League
       Baseball, den Fenway Park, den Liverpool Football Club der Premier League
       und den Eishockeyklub Pittsburgh Penguins besitzt.
       
       Fakt ist: Niemand profitiert nachhaltiger von der neuen Konkurrenz als die
       Spieler. Ihre Gagen steigen ins Astronomische, doch das „Produkt“ Golf
       erleidet Schaden, denn die Golffans goutieren es nicht, wenn die Besten der
       Besten nur selten miteinander konkurrieren. Siege hie wie da werden unter
       den Bedingungen des Schismas nur zu halben Triumphen. Weil das beide
       Golf-Serien wissen, gibt es seit Monaten Gespräche darüber, wie man die
       Produkte zumindest teilweise wieder vereinen könnte.
       
       Als der PGA-Tour-Chef Jay Monahan und PIF-Vorsitzender Al-Rumayyan im
       vergangenen Juni [4][eine „Rahmenvereinbarung“ mit einer Frist vom 31.
       Dezember 2023 ankündigten], war man gespannt, worauf es hinauslaufen würde.
       Viel sprang aber nicht heraus, immerhin eine Fristverlängerung. Man
       sondiert also weiter, überlegt, eine Champions League einzuführen oder ein
       Ryder-Cup-Format zwischen den besten LIV- und PGA-Profis.
       
       Im Vorfeld des Masters in Augusta dokumentierte Bryson DeChambeau den
       Willen beider Seiten, nach einer schwierigen Phase der Disruption endlich
       wieder zusammenzufinden: „Wir müssen es schaffen, wieder in einem
       gemeinsamen Boot zu sitzen, wie immer das auch aussehen mag. Es ist
       großartig, die Majors zu haben, in denen wir zusammenkommen, aber wir
       wollen konkurrieren, zumindest möchte ich jede Woche mit den besten
       Spielern der Welt spielen.“
       
       Die Parallelität der Ereignisse und Ambitionen wird sich, so ist zu
       vermuten, nur in einer weiteren Geldflut auflösen.
       
       10 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.masters.com/index.html
   DIR [2] https://www.pif.gov.sa/en/
   DIR [3] https://en.wikipedia.org/wiki/LIV_Golf
   DIR [4] https://www.si.com/golf/2024/04/03/phil-mickelson-bryson-dechambeau-liv-golf-pga-tour-deal
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
       ## TAGS
       
   DIR American Pie
   DIR Golf
   DIR Saudi-Arabien
   DIR Golf
   DIR Kolumne Eingelocht
   DIR Kolumne Eingelocht
   DIR Kolumne Eingelocht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Golf-Masters in Augusta: Eindrucksvolle Krisenbewältigung
       
       Der weltbeste Golfer Scottie Scheffler gewinnt zum zweiten Mal die Masters.
       Überraschender Zweiter wird bei seinem Debüt der Schwede Ludvig Aberg.
       
   DIR Golfprofi und Wendehals Jon Rahm: Fahnenflucht zu den Saudis
       
       Der Spanier Jon Rahm wird für etwa eine halbe Milliarde Euro auf der
       saudi-staatlichen LIV Tour golfen. Zuvor gehörte er zu deren Kritikern.
       
   DIR Golf-Spektakel in Rom: Mit Briten im EU-Team
       
       Es ist wieder Zeit für den Ryder Cup der Golfer. Der Wettbewerb zwischen
       USA und Europa hat vorab finanziell und politisch für einige Aufregung
       gesorgt.
       
   DIR Sportswashing im Golfsport: Comeback der Kassierer
       
       Wer für saudische Öl-Millionen auf der LIV-Tour Golf spielt, muss bei
       regulären Turnieren draußen bleiben. Warum das beim Masters anders ist.