URI: 
       # taz.de -- Misstrauensvotum in Griechenland: Mitsotakis kann aufatmen
       
       > Die Regierung übersteht ein Misstrauensvotum. Der Hintergrund der
       > Abstimmung ist ein Zugunglück, zu dem dem es viele offene Fragen gibt.
       
   IMG Bild: Noch mal Glück gehabt: Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nach dem überstandenen Misstrauensvotum
       
       Athen taz | Griechenlands konservative Einparteienregierung unter Premier
       Kyriakos Mitsotakis hat erneut [1][ein Misstrauensvotum im Athener
       Parlament] überstanden. 141 Abgeordnete sprachen der Regierung am späten
       Donnerstag abend ihr Misstrauen aus, 159 Abgeordnete stimmten mit „Nein“.
       
       Neben den 158 Abgeordneten der Regierungspartei Nea Dimokratia (ND)
       votierte noch der rechtsextreme, fraktionslose Charis Katsivardas für ein
       „Weiter so“ unter Mitsotakis, da Griechenland „eine stabile Regierung“
       brauche.
       
       Die Initiative für das Misstrauensvotum hatte Nikos Androulakis, Chef der
       sozialdemokratischen Pasok, ergriffen. Sie ist mit 32 Abgeordneten die
       drittstärkste Kraft im 300 Sitze umfassenden Athener Parlament. Den
       Misstrauensantrag unterstützten zudem die Abgeordneten der führenden
       Oppositionspartei Syriza (36 Sitze), deren Abspaltung „Neue Linke“ (11
       Sitze) sowie der linkskonservative „Kurs der Freiheit“ (6 Sitze). Ferner
       sprachen die übrigen vier Oppositionsparteien – neben der Kommunistischen
       Partei noch die drei Rechtsparteien „Griechische Lösung“, „Der Sieg“ sowie
       „Die Spartaner“ – sowie drei fraktionslose Abgeordneten der Regierung
       Mitsotakis ihr Misstrauen aus.
       
       Dennoch musste die Regierung Federn lassen. Die Minister Stavros
       Papastavrou sowie Jannis Bratakos, die zu den engsten Mitarbeitern von
       Premier Mitsotakis zählten, mussten am Donnerstag – nur wenige Stunden vor
       der Abstimmung – ihren Hut nehmen, nachdem bekannt geworden war, dass sie
       den Reeder und Medienmogul Vangelis Marinakis getroffen hatten.
       
       ## Neue Episode
       
       Anlass für das Misstrauensvotum war eine neue Episode in der Aufarbeitung
       des verheerenden Zugunglücks im zentralgriechischen Tempe-Tal am 28.
       Februar 2023. Dabei waren 57 meist junge Menschen getötet, und viele
       weitere verletzt worden.
       
       Die Athener Sonntagszeitung „To Vima“, die zum Medienimperium von Marinakis
       gehört, hatte berichtet, dass Aufzeichnungen von Gesprächen zwischen
       Bahnmitarbeitern am Tag des Unglücks manipuliert gewesen seien. Dadurch
       sollte der Eindruck erweckt werden, dass das Unglück allein durch
       menschliches Versagen verursacht worden sei.
       
       Der Vorwurf der Angehörigen lautet, dass auf Anweisung der Regierung
       Mitsotakis wertvolle Beweise mutmaßlich zerstört worden seien, um „Spuren
       zu verwischen“. Premier Mitsotakis bestreitet dies. In seiner Rede am
       späten Donnerstagabend im Parlament beteuerte er an die Angehörigen der
       Tempe-Opfer gewandt: „Ich sehe Ihnen in die Augen. Es gab in Sachen Tempi
       kein Vertuschen.“ Das glaubt ihm fast keiner.
       
       29 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Misstrauensvotum-in-Griechenland/!6001171
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ferry Batzoglou
       
       ## TAGS
       
   DIR Griechenland
   DIR Kyriakos Mitsotakis
   DIR Zugunglück
   DIR Misstrauensvotum
   DIR Regierung
   DIR Schwerpunkt Krise in Griechenland
   DIR Griechenland
   DIR Schwerpunkt Europawahl
   DIR Griechenland
   DIR Griechenland
   DIR Schwerpunkt Korruption
   DIR Schwerpunkt Krise in Griechenland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Geburtenrate in Griechenland: Demografie-Schock in Athen
       
       Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen kamen weniger Kinder in
       Griechenland zur Welt. Eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. Das hat gute
       Gründe.
       
   DIR Europawahl in Griechenland: Aus dem Knast ins Parlament
       
       In Griechenland ist der in einem albanischen Gefängnis einsitzende Freddy
       Beleri ins Europaparlament gewählt worden. Sein Verfahren geht weiter.
       
   DIR Datenskandal in Griechenland: E-Mail-Gate zieht weitere Kreise
       
       Die EU-Abgeordnete Asimakopoulou hat ungefragt Wahlwerbung an
       Auslandsgriechen verschickt. Die Mailadressen bekam sie vom
       Innenministerium.
       
   DIR Journalistenstreik in Griechenland: Redaktionen bleiben leer
       
       Gestiegene Lebenshaltungskosten, schlechte Arbeitsbedingungen: Viele
       griechische Journalisten streiken. Doch nicht alle machen mit.
       
   DIR Misstrauensvotum in Griechenland: Vertuschen und verschleiern
       
       In Zusammenhang mit einem Zugunglück sieht sich die konservative Regierung
       mit einem Misstrauensvotum konfrontiert. Dieses dürfte scheitern.
       
   DIR Nea Dimokratia auf der Peloponnes: Die Firma Griechenland
       
       Seit den Parlamentswahlen ist das Land fest in der Hand der konservativen
       Nea Dimokratia. Die Verflechtungen der Partei mit Unternehmen sind enorm.
       
   DIR Europas einzige Erbdemokratie: Kostis, Kyriakos, Kostas, Kyriakos
       
       In Griechenland ist die Familie Mitsotakis der einflussreichste Clan. Der
       Papa ist wie einst der Opa Regierungschef und der Nachwuchs hat gute Jobs.