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       # taz.de -- Abriss der Köhlbrandbrücke: Hamburger Wahrzeichen wird ersetzt
       
       > Höher, teurer, breiter: Stadtbildprägende Köhlbrandbrücke soll durch
       > milliardenschweren Neubau ersetzt werden. Umweltverbände bezweifeln
       > Bedarf.
       
   IMG Bild: Zu niedrige für heute gängige Containerschiffe: Hamburger Köhlbrandbrücke
       
       Hamburg taz | Der rot-grüne Hamburger Senat hat die Entscheidung für ein
       Jahrhundertprojekt gefällt: Die stadtbildprägende [1][Köhlbrandbrücke hoch
       über dem Hafen soll durch einen Neubau ersetzt werden], gab
       Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) bei einer Pressekonferenz am
       Ostermontag bekannt. Der Beschluss soll in der Senatssitzung am heutigen
       Dienstag gefasst werden. Anschließend debattiert die Bürgerschaft übers
       Projekt.
       
       Die Köhlbrandbrücke verbindet den Ost- und den Westteil des Hafens und
       schließt ihn zugleich ans Autobahnnetz an. [2][Der Neubau ist umstritten],
       weil der Senat fürs veranschlagte Geld fünf Elbphilharmonien bauen und die
       alte Brücke, wie gemutmaßt wurde, auf Jahrzehnte hinaus instandhalten
       könnte.
       
       Die neue Brücke, wie sie der rot-grüne Senat nun vorschlägt, soll parallel
       zur alten verlaufen, aber breiter und 73,5 statt 53 Meter hoch sein.
       Deshalb muss sie inklusive der Rampen länger sein. Anfang der 2040er-Jahre
       soll sie fertiggestellt sein. Bis dahin bleibt die alte Brücke in Betrieb.
       
       Dabei ist klar: Das wird immer teurer. Von gegenwärtig gut drei Millionen
       Euro werden die Unterhaltungskosten nach Senatserwartung bis 2029 auf knapp
       elf Millionen jährlich steigen. Der Beton der alten Brückenpfeiler ist
       angefressen. Das stählerne Mittelstück leidet an Materialermüdung, nicht
       zuletzt, weil es mehr und schwerere Laster tragen muss, als in den
       1960er-Jahren erwartet.
       
       ## Tunnel doch zu teuer
       
       [3][Noch im Mai vergangenen Jahres hatte der Senat geplant, als
       Ersatzbauwerk einen Tunnel unter dem Köhlbrand zu bohren]. Dann stellte
       sich heraus, dass der Grund unter der Wasserstraße schwieriger ist, als
       gedacht und der Tunnel einige Meter tiefer geplant werden müsste. Die
       Wirtschaftsbehörde unter Senatorin Melanie Leonhard (SPD) stellte deshalb
       alle Alternativen noch einmal zur Disposition.
       
       Wie die Senatorin ausführte, ist eine Brücke rund eine Milliarde Euro
       billiger zu haben als selbst ein abgespeckter Tunnel: für 5,3 statt 6,4
       Milliarden im jeweils schlechtesten Szenario. Eine Brücke belaste das Klima
       in ihrem Lebenszyklus weniger als ein Tunnel. Zudem müsse weniger Boden
       ausgehoben und weniger Gewässer zugeschüttet werden. Würde die Brücke nach
       dem Muster der heutigen Köhlbrandbrücke gebaut, bliebe der vertraute Blick
       über den Hafen erhalten.
       
       Die Naturschutzverbände Nabu und BUND sehen in der Brücke keine solide
       Lösung. Sie halte nur halb so lang wie ein Tunnel und sei windanfällig,
       also im Szenario der Klimakrise nicht zuverlässig nutzbar. Senatorin
       Leonhard konterte dieses Argument mit dem Hinweis, mit modernen
       Planungswerkzeugen könnten Brücken durchaus 80 bis 100 Jahre halten, ein
       kostenoptimierter Tunnel 100, ein aufwendigerer 130 Jahre.
       
       Wie die Umweltverbände kritisierte Die Linke die geplante Höhe der Brücke.
       „Eine niedrigere Brücke hätte seriöserweise geprüft werden müssen“, sagt
       der Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch. Der Senat müsse angesichts
       des stagnierenden Containerumschlags darlegen, warum die neue Brücke höher
       werden solle.
       
       [4][Leonhard wies darauf hin, dass die Schiffe generell größer würden].
       Eine niedrigere Brücke wäre zudem nur „im einstelligen Prozentbereich
       billiger“, sagte sie. Den Vorteil einer höheren Brücke dafür zu
       verschenken, halte sie für nicht zu rechtfertigen.
       
       Sie hob hervor, dass die Bundesregierung eine Absichtserklärung abgegeben
       habe, sich an den Kosten zu beteiligen. Das gilt allerdings nur für die
       Nettobaukosten, nicht aber für den Abriss der alten Brücke. „Zwei
       Milliarden Euro werden es schon werden“, schätzte Leonhard. [5][Nabu und
       BUND erinnerten daran, dass der Senat drei Kilometer weiter südlich die
       Autobahn A26 Ost quer durch den Hafen plant.] Diese werde durch eine neue
       Köhlbrandquerung überflüssig.
       
       1 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Marodes-Hamburger-Wahrzeichen/!5997736
   DIR [2] /Diskussion-ueber-Hamburgs-Koehlbrandbruecke/!5987429
   DIR [3] /Geheimes-Gutachten-zur-Koehlbrandbruecke/!5949883
   DIR [4] https://www.dnv.de/news/dnv_veroeffentlicht_neue_studie_zur_schiffsgroessenentwicklung/
   DIR [5] /Nationale-Hafenstrategie-beschlossen/!5996536
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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