# taz.de -- Nach Irans Angriff auf Israel: Krisendiplomatie auf Vollbetrieb
> Der US-Präsident verurteilt Irans Angriff auf Israel – und sichert dem
> attackierten Land Unterstützung zu. Der Kanzler warnt vor weiterer
> Eskalation.
IMG Bild: Steht an der Seite Israels – will aber keinen Krieg mit Iran: Joe Biden als Graffito in Tel Aviv
Berlin taz | Die iranischen Drohnen- und Raketenangriffe auf Israel in der
Nacht zu Sonntag haben internationale Sorgen vor einem Krieg zwischen
beiden verfeindeten Staaten verstärkt. Entsprechend hat die
Krisendiplomatie am Sonntag auf Vollbetrieb geschaltet. So wollten die
G7-Staaten am Nachmittag zu einer Videokonferenz zusammenkommen. Auch der
Weltsicherheitsrat sollte noch am Sonntag tagen. Zugleich verurteilten
diverse Staats- und Regierungschefs Teheran für den Großangriff – und
warnten vor einem weiteren Drehen an der Eskalationsspirale.
US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit dem israelischen
Premier Benjamin Netanjahu. Das Weiße Haus teilte anschließend mit, Biden
habe den „dreisten“ Angriff auf Schärfste verurteilt und [1][das „eiserne
Bekenntnis“ der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt]. Zugleich stellte
Washington im Laufe des Tages klar, keinen Krieg mit Iran zu beabsichtigen.
„Wir wollen keine Eskalation“, sagte John Kirby, der Sprecher des
Nationalen Sicherheitsrats, dem Sender NBC.
Bundeskanzler Olaf Scholz meldete sich am Sonntagmittag aus Chongqing zu
Wort, wo er am frühen Morgen zu seiner dreitägigen Chinareise gelandet war.
Die nächtlichen Raketen- und Drohnenattacken des Iran auf Israel seien „ein
durch nichts zu vertretender Angriff“, [2][erklärte der Kanzler]. Deutlich
warnte er vor einer weiteren Eskalation. Israel habe jedes Recht, sich zu
verteidigen, betonte der Kanzler. Gleichwohl: „Wir können nur alle warnen,
insbesondere den Iran, so weiterzumachen“, führte er aus.
Der Kanzler passte sein China-Programm für Sonntag an und sagte für den
Nachmittag seine Teilnahme an einer Bootsfahrt ab. Stattdessen wollte
Scholz an einer Schaltkonferenz der G7-Staaten teilnehmen. Auf Einladung
des vorsitzenden Landes Italien wollten die Staats- und Regierungschefs der
sieben führenden demokratischen Industriestaaten dann über Teherans Angriff
diskutieren.
## Beifall von der Hamas
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Attacke. Der
britische Premier Rishi Sunak erklärte: „Der Iran hat wieder einmal
bewiesen, dass er darauf abzielt, in seinem eigenen Hinterhof Chaos zu
säen.“ Sein Land werde sich weiter für Israels Sicherheit einsetzen.
Beifall bekam Teheran von der radikalislamischen Hamas. „Wir in der Hamas
betrachten den Militäreinsatz der Islamischen Republik Iran als natürliches
Recht und als verdiente Antwort auf das Verbrechen im iranischen Konsulat
in Damaskus und auf die Ermordung mehrerer Führer der Revolutionsgarden“,
so die Terrororganisation. Auch die Huthi-Miliz im Jemen, von wo aus laut
USA ein Teil der Geschosse abgefeuert wurden, nannte den Angriff
gerechtfertigt.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte am Sonntag „eine sofortige
Einstellung der Feindseligkeiten“. Er sei „zutiefst alarmiert über die sehr
reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region“. Eine
Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats sollte noch am Abend stattfinden.
Hierzulande hatte bereits am Vormittag der Krisenstab der Bundesregierung
unter der Leitung von Außenministerin Annalena Baerbock getagt. „Das
iranische Regime hat sehenden Auges den ganzen Nahen und Mittleren Osten an
den Rand des Abgrunds geführt“, erklärte Baerbock im Anschluss. Israel
gelte die „volle Solidarität Deutschlands“. [3][Gleichzeitig wurden die
Stimmen in der Bundesregierung lauter, die Gangart gegenüber Teheran zu
verschärfen.]
Zunächst aber reagierte der Iran seinerseits. Am Sonntag bestellte Teheran
den deutschen, britischen und französischen Botschafter ein – wegen deren
„unverantwortlichen“ Reaktionen auf die iranischen Angriffe.
14 Apr 2024
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## AUTOREN
DIR Konrad Litschko
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