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       # taz.de -- Millionen für das Berliner Stromnetz: Der Stromhunger wächst
       
       > Die Stromnetz GmbH bekommt 300 Millionen Euro neues Eigenkapital – es
       > wird für den Ausbau im Rahmen der Energiewende dringend gebraucht.
       
   IMG Bild: Hunger auf mehr Strom haben E-Autos, aber auch Wärmepumpen oder Rechenzentren
       
       Berlin taz | Wahrscheinlich wissen nicht allzu viele BerlinerInnen, wer
       Erik Landeck ist. Dabei macht er als Geschäftsführer der landeseigenen
       Stromnetz Berlin GmbH „einen der spannendsten und geilsten Jobs in der
       Energiewende“ (O-Ton Landeck). Am Mittwoch stellte er mit
       Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Stephan Boy, dem Chef
       seines Mutterunternehmens Berlin Energie & Netzholding (BEN), die
       Herausforderungen vor, die das erst 2021 rekommunalisierte Stromnetz zu
       schultern hat – und warum das Land sich das etwas kosten lässt.
       
       2,2 Gigawatt (GW) Kapazität managt das unter Rot-Rot-Grün von Vattenfall
       zurückgekaufte Unternehmen in seinen Hoch-, Mittel und
       Niederspannungsnetzen. In den kommenden 10 Jahren werde der Bedarf
       [1][mindestens auf 4,1 GW anwachsen], hieß es. Dafür gibt es mehrere
       Gründe: Einerseits steigt nicht nur die private Nachfrage durch Wärmepumpen
       oder E-Autos massiv, auch Großkunden wie Großrechenzentren haben enormen
       Stromhunger. „So ein Data Center hat 90 bis 120 Megawatt Leistung, das
       entspricht der Stadt Potsdam“, so Landeck. Eines sei bereits im Bau, mehr
       als 20 befänden sich in unterschiedlichen Planungsstadien.
       
       Auf der anderen Seite wird jedes Jahr mehr Strom durch Photovoltaik
       dezentral produziert, vom Fabrikdach bis zum Balkon. Und nicht zu
       vergessen: die klimaneutrale Wärmeerzeugung, bei der auch im großen Stil
       Energie aus Überschussstrom in Form von Heißwasser gespeichert wird. Um das
       zu stemmen, werde man „bauen, bauen, bauen“, versprach Landeck: 13
       sogenannte Netzknoten, 29 Umspannwerke – teils mitten in der Stadt – und
       2.000 Netz- und Kundenstationen. Angeschlossen werden sie mit 6.000
       Kilometer Kabeln, die zu den heutigen 35.000 Kilometern hinzukommen.
       
       In diesem Jahr investiert Stromnetz Berlin 337 Millionen Euro, in den
       nächsten fünf Jahren sind es 2,2 Milliarden, für einen 10-Jahres-Zeitraum
       rechnet das Unternehmen sogar mit 5,1 Milliarden. Das sei auch
       unumgänglich, weil man Berlin möglichst vor 2045 klimaneutral machen wolle,
       betonte die Wirtschaftssenatorin – und ohne frisches Eigenkapital nicht
       finanzierbar. Deshalb habe das Abgeordnetenhaus [2][gerade im
       Nachtragshaushalt 300 Millionen dafür bereitgestellt].
       
       Am Ende könnte durchaus eine etwas höhere Stromrechnung bei den
       VerbraucherInnen ankommen. „Dass es zu einem Anstieg der Netzentgelte
       kommt, ist unvermeidlich, wenn wir in einem solchen Umfang investieren“,
       räumte Stephan Boy ein. Andererseits hat Stromnetz Berlin noch Reserven:
       2023 machte das Unternehmen knapp 100 Millionen Euro Gewinn – nach
       Überweisung der Konzessionsabgabe von 140 Millionen Euro an das Land.
       
       17 Apr 2024
       
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