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       # taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Die ideale Frau
       
       > In „Le pont du nord“ begeben sich zwei Frauen auf eine mysteriöse Reise
       > durch Paris, das Zeughauskino würdigt die Schauspielerin Ruth Leuwerik.
       
   IMG Bild: „Le pont du nord“ (F 1982), Regie: Jacques Rivette
       
       Seit vielen Wochen läuft mit „Der Junge und der Reiher“ der jüngste Film
       von Anime-Altmeister Hayao Miyazaki bei uns erfolgreich im Kino, und nun
       ergibt sich auch die tolle Möglichkeit, seinen ersten Spielfilm aus dem
       Jahr 1979 noch einmal auf der Leinwand zu erleben: „Lupin III: Cagliostro
       no Shiro“ erweist sich als eine flotte und sehr vergnügliche Mischung aus
       Action und Komik, in der der Meisterdieb Lupin III. in einem liebevoll
       absurden Fantasieeuropa mit verschnörkelten Burgen und finsteren Verliesen
       nach einer Falschgeldbande sucht.
       
       Dabei stößt er auf einen fiesen Grafen, eine verschleppte Prinzessin, eine
       falsche Gouvernante, jede Menge Nudeln sowie seinen alten Widersacher, den
       stets frustrierten Inspektor Zenigata. Im Vergleich mit Miyazakis späteren
       Meisterwerken erscheint „Lupin III“ noch eher etwas unpersönlich –
       vermutlich ließ ihm die Manga-Vorlage von Monkey Punch nicht allzu viel
       Spielraum in der Gestaltung der Figuren.
       
       Doch natürlich gibt es auch hier merkwürdige Fluggeräte, hohe Berge und ein
       spektakuläres Finale. Und wer will, mag in den Ruinen Cagliostros auch
       einen Vorläufer der verwunschenen Gärten Laputas in „Das Schloss im Himmel“
       erkennen (9.4., 16 Uhr, 18 Uhr, 20 Uhr, 22 Uhr, [1][Kino Intimes], 20 Uhr,
       [2][Union Filmtheater], 9.4., 10.4., 19 Uhr, [3][Sputnik Kino], 10.4., 21
       Uhr, [4][Rollberg]).
       
       Unter dem Motto „(Un)real Interventions“ steht die [5][Magical History Tour
       des Kinos Arsenal] im April – und könnte keinen besseren Auftakt finden als
       mit Jacques Rivettes 1981 entstandenem Meisterwerk „Le pont du nord“, in
       dem sich die soeben aus dem Gefängnis entlassene Marie (Bulle Ogier) und
       die überall Verschwörungen witternde Baptiste (Pascale Ogier) auf eine
       mysteriöse Reise durch Paris begeben.
       
       Sie geraten in eine Vielzahl von angedeuteten Verbrechen und Komplotten,
       treffen jede Menge undurchsichtige Figuren und folgen einem Kinderspiel,
       das die beiden Frauen von der Stadtmitte langsam in die Peripherie der
       französischen Hauptstadt führt.
       
       Schließlich wird ein Kinderspielplatz sogar noch zum feuerspeienden
       Drachen. Rivette drehte aus Kostengründen ausschließlich unter freiem
       Himmel und zeigt in dem – wohl auch von den Krimi-Serials des Kinopioniers
       Louis Feuillade inspirierten – Werk Paris als eine ebenso reale wie
       fantastische Welt (5.4., 17 Uhr, Arsenal 1).
       
       Sie spielte in Komödien, Melodramen und Literaturverfilmungen, und das ein
       gutes Jahrzehnt lang mit riesigem Erfolg: Die 1924 geborene Schauspielerin
       Ruth Leuwerik war einer der großen weiblichen Stars des Kinos der
       Adenauer-Ära, auf das man ja heute eher mit erheblichem Misstrauen
       zurückblickt. Zu seicht und zu rückständig, das ist eine oft geäußerte
       Ansicht. Zu Unrecht?
       
       Tatsächlich verkörperte Leuwerik keineswegs die Heimchen am Herd, die wir
       mit dem Kino der 50er-Jahre assoziieren, sondern überwiegend
       selbstbewusste, selbstständige und erfolgreiche Frauen.
       
       War sie also „Die ideale Frau“, wie jene Komödie heißt, mit der das
       Zeughauskino eine Reihe zu Ehren der 2016 verstorbenen Schauspielerin
       eröffnet? Bis zum 29. April kann man sich im Kino selbst überzeugen (6.4.,
       19 Uhr, [6][Zeughauskino]).
       
       4 Apr 2024
       
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