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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Misstrauen zwischen USA und Israel
       
       > Israel besteht auf einer Offensive in Rafah, die US-Regierung fordert
       > weiterhin einen Waffenstillstand. Mehr Hilfsgüter gelangen in den
       > Gazastreifen.
       
   IMG Bild: Bleibt skeptisch gegenüber israelischen Hilfszusagen: US-Außenminister Antony Blinken
       
       ## USA bewerten Israels humanitäre Schritte auf längere Sicht
       
       Die US-Regierung reagiert abwartend auf Israels Zusagen zur Verbesserung
       der humanitären Lage im Gazastreifen. „Was zählt, sind Ergebnisse – und
       zwar nachhaltige Ergebnisse“, sagte US-Außenminister Antony Blinken am
       Dienstag bei einer Pressekonferenz mit seinem britischen Amtskollegen David
       Cameron in Washington. „Und darauf werden wir in den kommenden Tagen sehr
       genau achten“, betonte Blinken.
       
       Nach Darstellung Israels sind in den vergangenen Tagen deutlich mehr
       Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangt. 468 Lastwagen mit humanitären
       Hilfsgütern seien am Dienstag inspiziert worden und nach Gaza gefahren,
       schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe
       zuständige Cogat-Behörde auf der Plattform X (vormals Twitter). „Dies ist
       die höchste Zahl von Lastwagen mit Hilfsgütern, die seit Beginn des Krieges
       an einem Tag in den Gazastreifen gefahren sind.“ (dpa)
       
       ## Biden über Netanjahu: „Ich denke, was er tut, ist ein Fehler“
       
       Unterdessen strahlte der spanischsprachige Sender Univision ein bereits
       vergangene Woche aufgezeichnetes [1][Interview mit US-Präsident Joe Biden]
       aus, in dem dieser das Vorgehen von Netanjahu in Gaza scharf kritisiert und
       auf einen Waffenstillstand drängt. „Ich denke, was er tut, ist ein Fehler“,
       sagte Biden. Er antwortete auf die Frage, ob Netanjahu mehr um sein
       politisches Überleben als um die nationalen Interessen Israels besorgt sei.
       
       Biden sagte weiter: „Was ich also fordere, ist, dass die Israelis nun zu
       einem Waffenstillstand aufrufen, um die nächsten sechs, acht Wochen den
       vollständigen Zugang zu allen Nahrungsmitteln und Medikamenten (…) zu
       ermöglichen.“ Einige Medien deuteten diese Aussage als eine Art
       Kurswechsel, da Biden nicht betonte, die Verantwortung für eine Waffenruhe
       bei der islamistischen Hamas zu sehen. Das Weiße Haus stellte klar, dass
       dies nicht der Fall sei.
       
       „Unsere Position ändert sich nicht. Wir fordern einen sofortigen
       Waffenstillstand, der mindestens sechs Wochen im Rahmen eines
       Geiselabkommens dauern würde“, zitierte die [2][Times of Israel] einen
       Sprecher des Weißen Hauses. Biden betonte in dem Interview weiter: „Ich
       denke, es gibt keine Entschuldigung, nicht für die medizinischen
       Bedürfnisse und die Nahrungsmittelbedürfnisse dieser Menschen zu sorgen.
       Das sollte jetzt geschehen.“ Biden hatte einen Tag nach der Aufzeichnung
       des Interviews mit Netanjahu telefoniert. In dem Gespräch hatte Biden dem
       Weißen Haus zufolge Netanjahu mit Konsequenzen gedroht, sollte Israel den
       Schutz von Zivilisten nicht erhöhen.
       
       Israels Verteidigungsminister Gallant habe in einem Telefonat mit seinem
       US-Kollegen Austin gesagt, Israel sei noch dabei, Pläne für die Evakuierung
       der Zivilisten in Rafah fertigzustellen, berichteten mehrere israelische
       Medien am Dienstagabend. Für die kommende Woche sei ein Treffen mit einer
       israelischen Delegation geplant, um über die Bedenken der US-Seite gegen
       einen solchen Einsatz zu sprechen, sagte US-Außenminister Blinken am
       Dienstag in Washington. „Ich gehe nicht davon aus, dass vor diesen
       Gesprächen irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden“, betonte er. Man sei
       nach wie vor der Überzeugung, dass ein größerer Einsatz in Rafah extrem
       gefährlich für die Zivilisten wäre. (dpa)
       
       ## Hamas-Kreise: Israelis sind nicht an Waffenruhe interessiert
       
       Mit Blick auf die laufenden [3][Gespräche über eine Waffenruhe] und die
       Freilassung von Geiseln sagte Sullivan, dass öffentliche Erklärungen der
       Hamas „nicht gerade ermutigend“ seien. Allerdings gebe es noch keine
       Antwort der Hamas auf einen Vorschlag, der aktuell auf dem Tisch liege,
       sagte Sullivan. Er habe mit den Verhandlungspartnern in Katar gesprochen
       und diese gedrängt, sich um eine Antwort der Hamas zu bemühen. Aus
       Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut hieß es, die
       Verhandlungen liefen derzeit „nicht gut“. Die Israelis seien nur am
       „Geisel-Thema“ interessiert, nicht aber an einer Waffenruhe. Offizielle
       Angaben zum Verhandlungsstand gibt es nicht. Nach Gesprächen in Kairo
       hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für
       Beratungen mit ihrer Spitze verlassen. (dpa)
       
       ## Israels Militär: Hisbollah-Stellungen in Syrien angegriffen
       
       Das israelische Militär griff unterdessen nach eigenen Angaben erneut
       Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz in Syrien an. Wie die Armee am
       Dienstagabend bekannt gab, wurde militärische Infrastruktur der Miliz
       attackiert, die diese nach präzisen geheimdienstlichen Erkenntnissen „an
       der syrischen Front“ genutzt habe. Man mache „das syrische Regime für alle
       Aktivitäten verantwortlich, die auf seinem Territorium stattfinden“, hieß
       es. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.
       
       Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und
       will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die
       Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn
       des Gazakriegs haben die Angriffe zugenommen. Nach dem mutmaßlich
       israelischen Luftangriff vor wenigen Tagen auf ein Gebäude der iranischen
       Botschaft in Syrien hatte die Hisbollah erklärt, der Angriff werde nicht
       ohne Folgen bleiben. Auch der Iran hat mit Vergeltung gedroht. Der Iran ist
       der größte Unterstützer der Hisbollah. Die Miliz kämpft politisch, aber
       auch mit Gewalt gegen Israel. (dpa)
       
       ## Irland will einen Staat Palästina formell anerkennen
       
       Irland hat sich im Nahostkonflikt für eine Zweistaatenlösung ausgesprochen
       und will Palästina in Kürze formell als Staat anerkennen. Das sagte der
       stellvertretende irische Premier und Außenminister Micheál Martin am
       Dienstagabend Medienberichten zufolge in Dublin. Die Anerkennung
       hinauszuzögern, sei „nicht länger glaubwürdig oder haltbar“. Er habe mit
       anderen Ländern, die an Friedensinitiativen im Gazakrieg beteiligt seien,
       Gespräche über die Anerkennung geführt und habe die Absicht, der Regierung
       einen formellen Vorschlag zur Anerkennung zu unterbreiten, sobald die
       internationalen Diskussionen darüber abgeschlossen seien. „Aber haben Sie
       keine Zweifel, die Anerkennung eines palästinensischen Staates wird
       geschehen.“
       
       Die Regierung des EU-Mitglieds gehört seit Kriegsbeginn zu den Kritikern
       des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. (dpa)
       
       10 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=DsAmO2QwTfI
   DIR [2] https://www.timesofisrael.com/biden-urges-israel-to-just-call-for-6-8-week-ceasefire-slams-pms-handling-of-gaza-war/
   DIR [3] /Stockende-Verhandlungen-im-Gaza-Krieg/!6000601
       
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