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       # taz.de -- Nach Messerattacke in Australien: Ermittler suchen nach Motiv
       
       > Laut der ermittelnden Polizeichefin habe es der Täter „offensichtlich“
       > auf Frauen abgesehen gehabt. Fünf der sechs Getöteten sind weiblich. Und
       > nun?
       
   IMG Bild: Eine Frau und ein Mädchen legen Blumen nahe dem Tatort in Sydney ab
       
       Melbourne/Berlin ap/taz | Nach dem tödlichen Messerangriff in einem großen
       Einkaufszentrum in der australischen Küstenmetropole Sydney gehen die
       Ermittler der Frage nach, warum der Täter überwiegend Frauen attackierte.
       Karen Webb, die Polizeichefin des Bundesstaats New South Wales, sagte am
       Montag, im Bemühen, Näheres über ein mögliches Motiv zu erfahren, werde die
       Familie des 40-jährigen Angreifers Joel C. befragt. Überwachungsaufnahmen
       aus dem Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction, das in der Nähe des
       weltberühmten Bondi Beach liegt, hatten gezeigt, wie C. Frauen angriff.
       
       „Die Videos sprechen für sich, oder nicht?“, sagte Webb. „Es ist für mich
       und für die Ermittler offensichtlich, dass dies ein Bereich ist, der von
       Interesse ist: [1][Der Täter hatte es auf Frauen abgesehen und mied die
       Männer.]“ Bei dem Messerangriff am Samstag wurden sechs Menschen getötet,
       fünf davon Frauen. Mehr als ein Dutzend weitere Menschen wurden verletzt.
       Eine Polizistin erschoss den Angreifer. Die Polizei hat einen
       terroristischen Hintergrund ausgeschlossen und erklärt, der 40-Jährige sei
       psychisch krank gewesen.
       
       Das mögliche Tatmotiv Frauenhass erinnert an einen ähnlichen Fall in
       Kanada: Vor bald vier Jahren erstach in Toronto ein Jugendlicher eine
       24-Jährige, in seiner Tasche fand sich ein Dokument, das Gewalt gegen
       Frauen befürwortete. Er wurde [2][schließlich Ende 2023 wegen Terrorismus]
       verurteilt. Kanadische Behörden stuften die „Incel-Bewegung“, zu der er
       sich rechnete, als „gewalttätig-extremistische Bewegung“ ein.
       
       Der einzige Mann, der bei dem Angriff getötet wurde, war ein pakistanischer
       Flüchtling, der in der Mall als Wachmann arbeitete. Er war unbewaffnet.
       Auch die meisten der überlebenden Opfer waren Frauen. Acht von ihnen
       befanden sich am Montag noch im Krankenhaus, darunter auch die neun Monate
       alte Tochter einer Frau, die im Krankenhaus ihren Stichverletzungen erlag.
       Der Zustand des Babys habe sich am Sonntag über Nacht verbessert, teilten
       die Gesundheitsbehörden mit – von einem kritischen zu einem ernsten
       Zustand.
       
       Am Montag wehten die Flaggen vor Regierungsgebäuden in Australien auf
       halbmast, nachdem die Behörden einen landesweiten Trauertag ausgerufen
       hatten, um die Opfer zu ehren. Die Polizei hatte das Einkaufszentrum am
       Sonntagabend wieder den Betreibern übergeben. Wann es wieder geöffnet
       werden sollte, war noch unklar. Die Polizistin Amy Scott, die dafür gerühmt
       wurde, durch die Erschießung des Angreifers viele Leben gerettet zu haben,
       sollte am Dienstag von Ermittlern befragt werden.
       
       15 Apr 2024
       
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