# taz.de -- Erhöhte Sterberate in Norditalien: Gift aus dem Wasserhahn
> Eine neue Studie zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen der
> Chemikaliengruppe PFAS und dem Tod an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
IMG Bild: PFAS kontaminiertes Trinkwasser ist gefährlich
Berlin taz | Die Chemikaliengruppe PFAS erhöht die Wahrscheinlichkeit, an
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Forscher:innen der Universität
Padua konnten diesen Zusammenhang in einer kürzlich veröffentlichten Studie
zum ersten Mal belegen. PFAS, auch Ewigkeitschemikalien genannt, [1][stehen
schon lange im Verdacht], verschiedene Krankheiten wie Krebs, Diabetes und
Verhaltensstörungen zu begünstigen.
Für die [2][Studie] untersuchten Umweltmediziner die Bevölkerung in
Venetien in Norditalien. Über Jahrzehnte hatten hier etwa 150.000 Menschen
mit PFAS kontaminiertes Trinkwasser getrunken, verursacht durch eine
PFAS-Produktionsanlage. Die Forscher:innen analysierten die
Sterberegister der Region und fanden im Zeitraum zwischen 1985 und 2018
insgesamt circa 4.000 Todesfälle mehr, als zu erwarten gewesen wären. „Die
Studie hat ergeben, dass die Zahl der Todesfälle aller Art in der
Bevölkerung des verseuchten Gebiets zugenommen hat“ betont Annibale Biggeri
gegenüber der taz. Biggeri ist einer der Autoren der Studie und Professor
an der Universität Padua.
Der Grund für das größere Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, dass
PFAS den Cholesterinspiegel erhöhen. Die Autor:innen vermuten weiter,
dass die Erkrankungen auch durch posttraumatische Belastungsstörungen
infolge der Kontamination begünstigt werden. Daneben fanden die
Wissenschaftler:innen auch Hinweise auf eine erhöhte Sterblichkeit
durch Nieren- und Hodenkrebs. Dies stimme mit Daten aus anderen
Untersuchungen überein. Besonders die jüngere Bevölkerungen habe hier ein
erhöhtes Risiko, sagt Biggeri.
Aufgrund ihrer Beständigkeit sowie ihrer schmutz-, fett- und
wasserabweisenden Eigenschaften enthalten viele Produkte PFAS, von
Pizzakartons über Zahnseide bis zu beschichteten Pfannen. Sie reichern sich
in Umwelt und Mensch an und werden kaum abgebaut. Umwelt- und
Verbraucherschutzorganisationen wie der BUND fordern deswegen [3][ein
umfassendes Verbot der Chemikalien]. Auch die Forscher:innen der Studie
empfehlen dringend ein schnelles Verbot von PFAS und Sanierungsmaßnahmen in
kontaminierten Gebieten.
2 May 2024
## LINKS
DIR [1] /Gesundheitspolitiker-ueber-Chemikalien/!5931655
DIR [2] https://ehjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12940-024-01074-2
DIR [3] /Outdoorkleider-mit-Chemikalien-belastet/!5999280
## AUTOREN
DIR Leonie Vogelsang
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