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       # taz.de -- Journalistenstreik in Griechenland: Redaktionen bleiben leer
       
       > Gestiegene Lebenshaltungskosten, schlechte Arbeitsbedingungen: Viele
       > griechische Journalisten streiken. Doch nicht alle machen mit.
       
   IMG Bild: Hier hingen heute weniger Zeitungen als gewöhnlich: Kiosk in Athen
       
       Athen taz | Die Fernsehsender spielten alte Filme oder Spielshows wie
       „Meine Mama kocht besser als deine“, die Info-Radiosender wiederholten
       Wortbeiträge, die Büros der Zeitungsredakteure blieben leer: In
       Griechenland riefen die Journalistengewerkschaften für den Dienstag zu
       einem 24-stündigen [1][landesweiten Streik] auf.
       
       Ob öffentlich-rechtlich oder privat: Alle Journalisten, Techniker und das
       Verwaltungspersonal aller Medien in allen Mediengattungen (Print, Rundfunk
       und Online) sollten von Dienstag um 5 Uhr Ortszeit bis Mittwoch um 5 Uhr
       ihre Arbeit niederlegen, bevor sie am Mittwoch den von der Griechischen
       Dachgewerkschaft der Arbeitnehmer (GSEE) ausgerufenen 24-stündigen
       landesweiten Streik medial begleiten.
       
       Wie die Athener Journalistengewerkschaft [2][Esiea] erklärte, sei „zum
       x-ten Mal festzustellen, dass die Arbeitgeber sich weigern, Tarifverträge
       im Privatsektor abzuschließen“. Dies führe dazu, dass „die Arbeitnehmer
       Hungerlöhne erhalten, die nicht einmal ausreichen, um ihre Grundbedürfnisse
       und diejenigen ihrer Familien zu decken“.
       
       Wie allen Griechen machten auch den Medienschaffenden die hiesige Inflation
       mit explosionsartigen Preissteigerungen zu schaffen. Daher würden laut
       Esiea „die Medienschaffenden Tarifverträge in allen Medien fordern“.
       Journalisten und Medienschaffende „müssen endlich aufhören, Geiseln von
       anarchischen Arbeitsbedingungen und sehr niedrigen Löhnen zu sein“.
       
       ## Zweitniedrigste Kaufkraft
       
       Der Hintergrund dafür ist, dass nur etwa 25 Prozent aller Beschäftigten im
       gesamten griechischen Privatsektor mit Tarifverträgen ausgestattet sind.
       Sie verdienten 2023 im Schnitt 1.251 Euro brutto pro Monat. Viele
       Journalisten haben weniger.
       
       Insbesondere in den teuren Metropolen Athen und Thessaloniki kommt man
       damit kaum über die Runden. Die Griechen haben ohnehin [3][die
       zweitniedrigste Kaufkraft aller Einwohner der EU-27.] Nur in Bulgarien ist
       die Kaufkraft der Bürger etwas niedriger.
       
       Doch nicht alle Medien und Journalisten folgten dem Streikaufruf.
       Regierungsnahe Websites wie „Proto Thema“, „iefimerida“ sowie „Skai.gr“
       erneuerten auch am Dienstag ihren Content im Netz, als gäbe es gar keinen
       Streik.
       
       Das ist die andere Seite der Medaille im perfiden Zusammenspiel von
       Regierung und Medien, die die seit dem 8. Juli 2019 amtierende konservative
       Regierung unter dem konservativen [4][Premier Kyriakos Mitsotakis] auf die
       Spitze getrieben hat und die zugleich für das Verständnis zerstörter
       Medienlandschaften wie der griechischen unerlässlich ist: Erstens kassieren
       regierungsnahe Medien Millionen aus der Staatskasse für Werbe- und
       Informationskampagnen, während oppositionelle oder neutrale Medien leer
       ausgehen. Wer zudem als Journalist spurt, wird von der Regierung reichlich
       belohnt. „Journalisten“, die für finanzielle Wohltaten empfänglich sind,
       erhalten unter Mitsotakis üppig dotierte Posten im Regierungs- und
       Staatsapparat sowie in Staatsfirmen – und zwar zusätzlich zu ihren
       Medienjobs.
       
       16 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streiks-in-Griechenland/!5027730
   DIR [2] /Pressefreiheit-in-Griechenland/!5213968
   DIR [3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1202185/umfrage/kaufkraftindex-fuer-verfuegbares-pro-kopf-einkommen-in-der-eu/
   DIR [4] /Misstrauensvotum-in-Griechenland/!6001171
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ferry Batzoglou
       
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