# taz.de -- Klage gegen Airline: DUH sieht Greenwashing bei Lufthansa
> Deutsche Umwelthilfe hält die Versprechen der Airline durch
> CO2-Kompensation für „dreiste“ Täuschung – Fliegen bleibe klimaschädlich.
IMG Bild: Fliegen – jetzt doch nicht umweltfreundlich?
Berlin taz | „Renaturierung der Moorniederung ‚Märchenwiese‘“, „effiziente
Kochöfenprogramme in Ghana“ oder „CO2-Entfernung mit Biokohle“ in Kanada –
das von der „Lufthansa Group sorgfältig ausgewählte Portfolio“ mit
„fünfzehn hochwertigen Klimaschutzprojekten“ soll „für mehr Nachhaltigkeit
auf der ganzen Welt sorgen“. Durch die Projekte würden „Emissionen über
einen Zeitraum mehrerer Jahre ausgeglichen oder vermieden und zusätzlich
beispielsweise die Biodiversität oder Lebensumstände der lokalen
Bevölkerung verbessert“, heißt es auf der [1][Homepage des DAX-Konzerns].
Alles „dreiste Verbrauchertäuschung“ und „Greenwashing“, findet die
[2][Deutsche Umwelthilfe (DUH)] – und kündigte am Samstag eine Klage an.
Das Kompensationsmodell der Airline sei ein trügerischer Ablasshandel – nur
ein Bruchteil der Klimawirkungen des Luftverkehrs werde berücksichtigt,
außerdem ungeeignete Kompensationsprojekte verwendet. Die Fluggesellschaft
unterschlage Klimagase wie Ozon, die Auswirkungen der Kondensstreifen und
weitere schädliche Aspekte. Insgesamt seien „die Klimawirkungen eines
Fluges bis zu viermal so groß wie durch den Kompensationsrechner der
Lufthansa ermittelt“.
Flugreisen blieben „die [3][klimaschädlichste Form des Reisens]“, erklärte
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Besonders schamlos“ findet er,
dass die Lufthansa verspreche, dass „Fliegen nachhaltig sein kann“. Das sei
„falsch und wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern“. Der Tourismus
verursacht laut Umweltbundesamt rund [4][5 bis 8 Prozent der globalen
Treibhausgasemissionen].
Angebote für Kompensationen des Klimaeffekts von CO2-Emissionen durch Flüge
oder andere Reisen gibt es auch von unabhängigen Anbietern wie Atmosfair
oder Myclimate. Der dabei von Myclimate eingesetzte Kompensationsrechner
wird laut DUH auch von der Lufthansa verwendet, aber in abgewandelter Form.
Während Myclimate auch über den CO2-Ausstoß hinausgehende Klimawirkungen
einbeziehe, tue die Fluggesellschaft dies nicht. Daher seien die zu
zahlenden Kompensationsbeträge bei der Lufthansa viel geringer.
## „Falsche Nachhaltigkeit“
Die Versprechen der Lufthansa suggerierten eine „falsche Nachhaltigkeit“,
sagte DUH-Expertin Agnes Sauter: Die CO2-Emissionen der Flieger verblieben
„jahrhundertelang in der Erdatmosphäre. Waldschutzprojekte können jedoch
nicht garantieren, dass sie für diesen langen Zeitraum betrieben werden.“
Auch die Kochofenprojekte würden „hinsichtlich ihres Einsparpotenzials
völlig überschätzt, da sie auf reinen Spekulationen beruhen“, so Sauter.
„Wie lokale Familien diese Kocher dauerhaft nutzen, können wir nicht
wissen.“
Das „Klimaprojekt-Portfolio zur CO2-Kompensation“ werde „fortlaufend
weiterentwickelt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa der taz. Alle Projekte
seien „nach den jeweils höchsten verfügbaren Standards zertifiziert,
beispielsweise dem Gold-Standard“, der auch vom Umweltbundesamt empfohlen
werde. Einige der Ausgleichsmaßnahmen zielten auch darauf ab, „Angebote mit
langfristiger Bindung von CO2“ zu fördern.
28 Apr 2024
## LINKS
DIR [1] https://lufthansa.compensaid.com/de/#projects-section
DIR [2] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/klimaklage-gegen-lufthansa-deutsche-umwelthilfe-geht-gegen-irrefuehrendes-co2-neutralitaetsverspreche/
DIR [3] /Klimaschaedlicher-Verkehr/!5980055
DIR [4] /Reisebranche-und-Erderhitzung/!5830657
## AUTOREN
DIR Kai Schöneberg
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