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       # taz.de -- Krise der deutschen Solarindustrie: Energiepolitische Abhängigkeit
       
       > Deutschland lernt nicht aus Fehlern. Erst setzt man auf russisches Gas,
       > jetzt verspielt man die Solarindustrie.
       
   IMG Bild: Wäre es nur doch nach ihm gegangen: Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Besuch des Solarmodul-Unternehmens Meyer Burger
       
       Es ist ein Desaster mit Ansage: Nach Meyer Burger schließt mit Solarwatt
       ein weiteres großes Unternehmen der Solarmodulbranche ein Werk in
       Deutschland. Es wird nicht das letzte sein, wenn die Ampel nicht
       schnellstens etwas zur Stärkung der hiesigen Produktion von
       Photovoltaikanlagen unternimmt. China subventioniert die Produktion dieser
       Anlagen in großem Stil, Unternehmen aus Fernost fluten mit Dumpingpreisen
       den europäischen Markt.
       
       Es ist paradox: Immer mehr Privatleute und Unternehmen setzen auf
       Photovoltaik. Die Solarbranche boomt. Aber die [1][hier produzierenden
       Modulhersteller] können wegen der Billigprodukte aus Fernost nicht
       überleben. Ja, die Dumpingangebote machen die Energiewende auf den ersten
       Blick billiger. Aber der langfristige Preis dafür ist ungeheuer hoch: Die
       Abhängigkeit von China steigt, und das ist gefährlich.
       
       Es wäre falsch, dem grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu
       unterstellen, es mangele ihm an Problembewusstsein, denn Habeck lässt keine
       Gelegenheit aus zu betonen, wie wichtig eine europäische und deutsche
       Photovoltaikindustrie ist. Aber so richtig ernst ist es ihm dann wohl doch
       nicht. Jedenfalls nimmt er – und Bundeskanzler Olaf Scholz ebenso – es
       einfach hin, dass die [2][FDP mit ihrer Blockadehaltung] die Zukunft der
       deutschen Solarhersteller verspielt und Deutschland energiepolitisch China
       ausliefert.
       
       Wenn die chinesische Regierung es aus politischen oder wirtschaftlichen
       Gründen möchte, kann sie die Energiewende in Deutschland ganz schnell ins
       Stocken geraten lassen. Dabei muss deren Sicherung nicht nur aus
       Klimaschutzgründen Priorität haben, sondern auch aus industriepolitischen.
       Dass ohne den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien die deutsche
       Wirtschaft ins Straucheln gerät, mag den Herren in der FDP-Zentrale nicht
       klar sein. Denen in Peking aber ganz bestimmt.
       
       Noch ist es nicht zu spät, hiesige Hersteller zu unterstützen – auch wenn
       die Ampel im soeben verabschiedeten Solarpaket I die von vielen erwarteten
       Hilfen verweigert hat. Denn noch sind Unternehmen bereit, ihre Pläne zu
       ändern und die Produktion hierzulande aufrechtzuerhalten oder wieder
       aufzubauen. Aber eben nur, wenn die Bundesregierung ihnen im unfairen
       Wettbewerb mit chinesischen Herstellern beisteht – und zwar jetzt und nicht
       erst in einigen Jahren.
       
       Wie fatal die [3][Abhängigkeit von einem Land in Energiefragen] ist, hat
       sich nach dem [4][Angriff Russlands auf die Ukraine] gezeigt. Die Ampel ist
       nun dabei, denselben Fehler zu begehen wie die vorherigen Regierungen, die
       auf russisches Gas gesetzt haben. Eine Farce.
       
       2 May 2024
       
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