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       # taz.de -- Krieg gegen die Ukraine: Russische Raketen treffen Odessa
       
       > Russlands Attacken auf die ukrainische Hafenstadt Odessa töten mindestens
       > neun Menschen. Die Ukraine nimmt die russische Ölindustrie ins Visier.
       
   IMG Bild: Als Harry-Potter-Schloss bekannt: Eine russische Rakete hat in Odessa das markante Gebäude einer Universität zerstört
       
       Odessa taz | In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch war Odessa erneut Ziel
       russischer Raketenangriffe. Um 23.27 Uhr, etwa eine halbe Stunde vor Beginn
       der nächtlichen Ausgangssperre, ertönte in der Stadt am Schwarzen Meer zum
       dritten Mal an diesem Tag der Luftalarm. Auf dem Telegram-Kanal der
       ukrainischen Luftstreitkräfte wurde vor einem Angriff mit ballistischen
       Raketen von der russisch besetzten Krim gewarnt. Man sollte einen
       Schutzraum aufsuchen.
       
       Das dürften viele nicht geschafft haben. Nur etwa fünf Minuten später waren
       drei Explosionen zu hören. Dann folgte die Warnung vor einem weiteren
       Raketenstart rund 20 Minuten später und eine erneute Explosion wenige
       Minuten danach. Die Explosionen waren im Zentrum auch hinter zwei Wänden
       noch deutlich zu hören. Ebenso im südlichen Teil der Stadt, wie eine
       Anwohnerin der taz sagte.
       
       Der regionale Gouverneur Oleg Kiper teilte mit, dass durch den Angriff drei
       Menschen getötet und drei weitere verletzt worden seien. Außerdem seien
       Einrichtungen der Infrastruktur beschädigt worden. Odessas Bürgermeister
       Gennadiy Truchanow besuchte noch in der Nacht den Ort des Angriffs. In der
       Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs wurden die Fenster einer ganzen
       Häuserzeile zerstört. Anwohner sollten sich für Reparaturen melden. In dem
       Viertel befindet sich auch ein Militärkrankenhaus und ein Gebäude, das dem
       Südkommando der ukrainischen Armee gehört.
       
       Am Morgen danach sieht man einigen Menschen auf der Straße an, dass sie
       nicht gut geschlafen haben. Die Stimmung ist in diesen Tagen
       widersprüchlich: Viele versuchen augenscheinlich, die Gefahr zu ignorieren
       und gehen trotz Luftalarm ihren Einkäufen nach oder ins Café. Taxifahrer
       Jevhen nimmt es hingegen nicht so leicht. Als eine Sirene ertönt, versucht
       er, rasch aus dem Hafengebiet zu kommen. [1][Die Getreideterminals] dort
       waren zuletzt mehrmals Ziel russischer Attacken.
       
       ## Schwierige Lage für Kyjiw an der Front
       
       Am Montag hatte eine ballistische Rakete die Uferpromenade mehrere
       Kilometer weiter südlich im Stadtgebiet getroffen. Aufnahmen einer
       Überwachungskamera zeigen eine Reihe von kleineren Explosionen. Nach
       ukrainischen Angaben habe es sich um Rakete des Typs Iskander-M mit einem
       Streusprengkopf gehandelt – trotz internationaler Ächtung. Bilder von
       Metallsplittern verbreiteten sich auf sozialen Medien.
       
       Mindestens sechs Menschen haben allein durch diesen Angriff ihr Leben
       verloren. 32 weitere wurden verletzt, davon befinden sich mehrere laut
       Gouverneur Kiper in ernstem Zustand. Bei dem Angriff hatte auch das Dach
       einer privaten Universität Feuer gefangen. Es brannte komplett ab. Das
       Gebäude war wegen seiner Architektur auch als Harry-Potter-Schloss bekannt.
       
       Seit Jahresbeginn wird Odessa immer wieder angegriffen. Ballistische
       Raketen sind für die ukrainische Flugabwehr wegen ihrer großen
       Geschwindigkeit und hohen Flugbahn schwierig abzufangen. Das können nur
       Systeme wie etwa Patriot, von denen die Ukraine allerdings nur wenige
       besitzt.
       
       Auch an der Front wird [2][die Lage für Kyjiw] immer schwieriger, besonders
       im Donbass. Nachdem russischen Truppen vor mehr als einer Woche ein
       Durchbruch der ukrainischen Verteidigung beim Dorf Otscheretyne gelungen
       war, drängen sie von dort offenbar gen Norden – wenn auch langsam. Mehrere
       Dutzend Orte in Frontnähe, [3][darunter die Großstadt Charkiw], seien
       bombardiert worden.
       
       Die ukrainischen Streitkräfte griffen in der Nacht zu Mittwoch erneut
       Anlagen der russischen Ölindustrie an. In Rjasan, 200 Kilometer südöstlich
       von Moskau, sei eine Raffinerie beschädigt worden, sagte ein Vertreter des
       ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR dem Portal Ukrajinska Prawda.
       Zweites Ziel sei eine ölverarbeitende Anlage im russischen Gebiet Woronesch
       gewesen. So soll die Treibstoffversorgung für die russische Armee gestört
       werden. Mit Folgen: In Russland sind die Preise für Diesel und Benzin
       bereits deutlich gestiegen.
       
       1 May 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Zschieck
       
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