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       # taz.de -- US-Wahl 2024: Bernie und Taylor sind entscheidend
       
       > Die Uni-Proteste sind für US-Präsident Joe Biden nicht gefährlich. Will
       > er die Wahlen gewinnen, braucht er Influencer – und die Börse, an der für
       > viele die Altersvorsorge hängt.
       
   IMG Bild: Im Wahlkampf: US-Präsident Biden mit Senator Bernie Sanders im April
       
       Die Vorzeichen sind, nun ja, nicht gut. Vor der Wahl im November ist
       US-Präsident Joe Biden gleich mehrfach eingeklemmt: zwischen Israel-Ultras
       und Palästinaprotesten, zwischen Partei-Establishment und jungen
       Progressiven, zwischen Donald Trump und einem irrlichternden Kennedy-Sproß.
       In Umfragen liegt Biden zurück, wenn auch knapp. Und dann feiert er am 20.
       November noch seinen 82. Geburtstag. Wie düster also sind die Aussichten
       für die amerikanische Demokratie?
       
       Sie sind jedenfalls besser als die derzeitige Stimmung. Joe Biden kann
       diese Wahl gewinnen. Es müssen nur ein paar Dinge zusammenkommen.
       Insbesondere braucht er die Zentralbank und zwei Influencer:innen, einen
       alten und eine junge. Die [1][Uniproteste] dagegen sind, was die Wahl
       betrifft, überbewertet. Selbstverständlich sollte Biden für einen Wahlsieg
       nicht mehr allzu oft stolpern oder Staatsoberhäupter verwechseln (nein, in
       Paris regiert nicht mehr François Mitterrand).
       
       Seit der [2][Sonderermittler Robert Hur] über Biden in einem Bericht das
       vernichtende Urteil vom „sympathischen, wohlmeinenden älteren Herrn mit
       schlechtem Gedächtnis“ fällte, kämpft Biden gegen ein gerontokratisches
       Image. Der Albtraum wäre ein Sturz von der Treppe zur Air Force One. Was
       ihm hilft, ist dagegen der [3][Streit über Abtreibungen], der aus
       europäischer Perspektive so 1980er wirkt, aber in den USA Teil des großen
       Kulturkampfes geworden ist. Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen
       mobilisiert das demokratische Milieu.
       
       Über die Rolle, die [4][Robert Kennedy J]unior bei der Wahl spielen könnte,
       sind sich die Expert:innen nicht einig. Manche warnen, RKJ, immerhin ein
       Kennedy, könne aus Bidens Milieu junge Wähler:innen und Latinos
       gewinnen. Andere sehen hier Trumps Kandidatur unter Druck. Im Duell führt
       Trump leicht vor Biden. Werden aber alle unabhängigen Kandidat:innen
       inklusive Kennedy abgefragt, hatte Biden letztens einen leichten Vorsprung.
       All das zählt jedoch wenig, solange die Börse nicht stimmt.
       
       ## Eine junge Frau – und ein alter weißer Mann als Erfolgsrezept
       
       Ein Großteil der US-Amerikaner:innen setzt für die Altersvorsorge auf
       die steuerbefreiten, aktienbasierten Pensionspläne, 401(k) genannt. Läuft
       die Börse gut, sehen US-Amerikaner:innen der Zukunft mit mehr
       Sicherheit entgegen. Diese wird in der Regel dem amtierenden Präsidenten
       angerechnet. Wenn nun die US-[5][Zentralbank Fed] vor der Wahl die Zinsen
       doch noch einmal senken sollte und die Börsen damit anzögen, könnte das das
       Vertrauen in Biden entscheidend stützen.
       
       Der Dow-Jones steht mit rund 38.300 Punkten nur wenig unter seinem
       historischen Höchststand. Was Joe Biden dann noch fehlt, sind glaubwürdige
       Botschafter:innen. Der alte Präsident wird sich auf eine ganze Armee von
       jungen Social-Media-Influencer:innen stützen. Er wird sich mit jungen
       Demokrat:innen umgeben, mit Frauen und People of Colour. Die vielleicht
       wertvollsten Aktivposten Joe Bidens aber sind eine junge Frau – und ein
       alter weißer Mann aus Vermont.
       
       Der unabhängige US-Senator Bernie Sanders, ein langjähriger Wegbegleiter im
       Senat, verkörpert nicht nur alles, was junge Progressive (an den Küsten)
       wertschätzen: Entschiedenheit im Kampf gegen die Klimakrise, einen Hauch
       von Sozialismus und Kritik an Bidens Israelpolitik. Sanders ist glaubwürdig
       in seiner Nähe zur Arbeiterschaft, seinem Einsatz für Gerechtigkeit und
       mutige Sozialstaatsgedanken (im Kernland). 2016 war Sanders als
       parteiinterner Gegenkandidat zu Hillary Clinton angetreten.
       
       ## Michigan, Wisconsin und Nevada
       
       Das „Bernie“-Milieu hatte sich dann von Elite-Clinton abgewandt. Trump
       gewann die Wahl. Und Bernie Sanders hat seine Lektion gelernt. Nun reist er
       als Botschafter für Biden durchs Land, lobt die sozialen Errungenschaften
       des Präsidenten und kritisiert dessen unzureichend progressives Profil.
       Klar, eine Waffenruhe in Gaza und ein Ende des Sterbens würde die kochende
       Stimmung unter US-Linken und Bürger:innen mit arabischem
       Migrationshintergrund beruhigen.
       
       Speziell [6][Michigan mit seiner großen arabischen Community] gilt als
       Problem, dem die Demokrat:innen bereits große Aufmerksamkeit schenken.
       Weniger relevant ist für Biden, ob in L. A. oder New York Unigelände
       besetzt werden. Die Wahlen werden in den Swing States gewonnen, in
       Michigan, Wisconsin oder Nevada – nicht an den Küsten.
       
       Der X-Faktor könnte eine zweite Influencerin werden: [7][Taylor Swift],
       weltgrößter Popstar, das neue Album auf Platz eins, ihr Freund gewinnt den
       Super Bowl. Mehr Glanz geht kaum. Swift hat sich schon einmal pro Biden
       positioniert. Tut sie’s noch mal, sieht Old Joe plötzlich aus, als sei er
       nicht 81, sondern ein paar Jahre jünger. Vielleicht wären es die
       entscheidenden Jahre.
       
       3 May 2024
       
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