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       # taz.de -- Spionageverdacht gegen Krah-Mitarbeiter: Die China-Connections der AfD
       
       > Schon wieder Trubel um AfD-Europaspitzenkandidat Krah: Nun wurde ein
       > Mitarbeiter festgenommen, dem Spionage für China vorgeworfen wird.
       
   IMG Bild: Schon wieder Trubel um AfD-Europaspitzenkandidat Maximilian Krah: Nun wurde sein Mitarbeiter unter Spionageverdacht festgenommen
       
       Berlin taz | Erst Vorwürfe der Russlandnähe, nun kommt noch China hinzu.
       [1][Maximilian Krah], Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl im Juni, gerät
       massiv unter Druck. Am Montagabend wurde sein Mitarbeiter, Jian G., im
       Auftrag der Bundesanwaltschaft in Dresden festgenommen. Dem 43-Jährigen
       wird Agententätigkeit für einen chinesischen Geheimdienst in einem
       besonders schweren Fall vorgeworfen.
       
       Der gebürtige Chinese soll nach taz-Informationen bereits seit mehreren
       Jahren für einen chinesischen Geheimdienst tätig sein. Fürs Studium kam er
       nach Dresden, handelte hier später unter anderem mit LED-Technik und lernte
       dabei Krah kennen. Ab 2019 arbeitete er für den AfD-Mann als Mitarbeiter,
       nachdem dieser für die AfD ins Europaparlament eingezogen war.
       
       Im Januar dieses Jahres soll Jian G. dann wiederholt Informationen über
       Verhandlungen im Europäischen Parlament an einen chinesischen Geheimdienst
       weitergegeben haben. Zudem soll er chinesische Oppositionelle in
       Deutschland ausgespäht haben. So ist er etwa vor seiner Anstellung bei Krah
       auf Fotos [2][im Kreise Exil-Oppositioneller zu sehen] – unter anderem bei
       der tibetischen Exil-Regierung in Indien, bei taiwanesischen
       Demokratieaktivist*innen in Deutschland – und auch beim Dalai Lama.
       
       ## Krah gibt sich zunächst ahnungslos
       
       Vor etlichen Jahren soll sich G. auch einem deutschen Geheimdienst als
       Quelle angedient haben – eine Zusammenarbeit soll aber nicht zustande
       gekommen sein, weil er als unzuverlässig angesehen wurde. Die Vorwürfe
       gegen Jian G. sollen auf Informationen des Bundesamts für Verfassungsschutz
       basieren.
       
       Krah gab sich am Dienstagmorgen zunächst überrascht. Ihm sei „nie etwas
       Verdächtiges aufgefallen“, sagte er der taz. Später erklärte er, sollten
       sich die Vorwürfe bewahrheiten, würde er das Dienstverhältnis mit Jian G.
       beenden. Das Europaparlament suspendierte den 43-Jährigen bereits am
       Dienstag mit sofortiger Wirkung.
       
       Schon länger hatten Medien auf fragwürdige Verbindungen von Jian G.
       hingewiesen, die auch Krah bekannt sein sollten. Demnach hat der
       AfD-Politiker 2019 mit Jian G. gar bei der Vernetzung des Vereins „Neue
       Seidenstraße e. V.“ geholfen, einem Verein zur chinesischen Einflussnahme.
       Kurz darauf fing Jian G. seinen Job in Krahs Büro in Brüssel an.
       
       Jian G. soll danach China-Reisen von Krah eingefädelt haben. Mit dabei war
       2023 auch der für die [3][AfD gewählte Bürgermeister aus Pirna, Tim
       Lochner]. Der sprach von Jian G. als „unserem chinesischen Kontaktmann“.
       Bei einer Reise wurde Lochner wie ein Staatsgast hofiert und bekam einen
       Verdienstorden von der Kommunistischen Partei verliehen. Seitdem nennt
       sich der AfD-Bürgermeister stolz „Internationaler Freundschaftsbotschafter
       von Lishui“. Vor und nach der Reise flossen auch Zahlungen ins Umfeld von
       Jian G., [4][wie t-online recherchiert hat]. Der [5][Spiegel berichtete
       zudem] darüber, dass G. mehrere Delegationsreisen der
       AfD-Jugendorganisation angeboten hatte – Essen und Übernachtungen
       inklusive.
       
       ## Immer wieder Chinareisen
       
       Bei einer China-Reise 2018 von Krah habe G. zudem einen Vortrag bei der
       chinesischen Einflussorganisation „Silk Road Think Tank Association“
       gehalten, die auch im Auftrag [6][des chinesischen Geheimdienstes
       „International Department of the Central Comittee of the Communist Party of
       China“ (IDCPC)] weltweit Kontakte knüpfen soll. Der Verfassungsschutz
       warnte schon im Juli 2023 vor Aktivitäten des IDCPC in Deutschland.
       
       Trotz all dieser bekannten zweifelhaften Verbindungen hat Krah Jian G.
       zuletzt [7][als Beispiel für seine angebliche Weltoffenheit] angeführt und
       kritisiert, dass der grüne EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer seinen
       Mitarbeiter in einer Sitzung als chinesischen Spion bezeichnet hatte.
       
       Krah selbst reiste 2019, teils auf Kosten des chinesischen Konzerns Huawei,
       eines weiteren staatlichen Konzerns und mehrerer Stadtverwaltungen, per
       Business-Class nach Beijing und übernachtete sechs Tage in Luxushotels.
       
       Kritik an China wies er zurück, stellte Internierungslager für Uiguren und
       andere Minderheiten als „Gruselgeschichten“ infrage. Chinesischen
       Staatsmedien gab er Interviews, Taiwan hält er für einen Teil Chinas und
       betonte, auch Tibet sei rechtmäßiges chinesisches Territorium. Während im
       Europaparlament seine Fraktionskollegen China-Resolutionen mittrugen,
       stimmte Krah dagegen. In der AfD-Bundestagsfraktion setzte er sich für den
       5G-Ausbau von Huawei ein.
       
       Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla nannten die Vorwürfe
       „sehr beunruhigend“. Am Dienstagnachmittag erklärten sie, Krah sei auf dem
       Weg nach Berlin, um im „persönlichen Kontakt diese Dinge zu besprechen“.
       Weidel kündigte eine Stellungnahme für Mittwochmorgen an. „Wir nehmen diese
       Fälle sehr ernst.“
       
       Bernd Baumann, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion
       versuchte die Vorwürfe dagegen [8][abzubügeln]: „Wir sind hartgesotten, was
       Vorwürfe angeht, besonders in Wahlkampfzeiten.“ Man brauche Belege, um die
       Vorwürfe parteiintern zu prüfen. Den Hinweis, dass die Bundesanwaltschaft
       ja niemanden festnehme aufgrund leichter Verdachtslagen, wischte Baumann
       weg.
       
       Der AfD-Bundestagsabgeordnete Rainer Kraft, Teil der deutsch-taiwanesischen
       Parlamentariergruppe im Bundestag, sieht Krahs China-Verbindungen dagegen
       kritisch. „In der AfD-Fraktion gibt es null Verständnis dafür, sein Land an
       fremde Mächte zu verkaufen“, sagte er am Dienstag. Kraft bemängelte aber
       ebenfalls fehlende Belege, sodass die AfD die Vorwürfe nur anhand der
       Selbstauskunft der Betroffenen prüfen könne. „Das sind sehr starke
       Vorwürfe. Selbstverständlich: Sollte da irgendwas dran sein, kann es nur
       eine Konsequenz geben: Das ist der sofortige Fraktions- und
       Parteiausschluss.“
       
       ## Justizminister fordert „harte Konsequenzen“
       
       Außerhalb der AfD war die Kritik da bereits massiv. Bundesinnenministerin
       Nancy Faeser (SPD) nannte die Vorwürfe „äußerst schwerwiegend“. Wenn sich
       diese bestätigten, sei das „ein Angriff von innen auf die europäische
       Demokratie“. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) forderte „harte
       Konsequenzen“, wenn sich der Vorwurf bewahrheite. Der belgische
       Europapolitiker Guy Verhofstadt kritisierte, China und Russland untergräben
       die Demokratie und Sicherheit, „und die radikale Rechte ist ihr
       trojanisches Pferd“.
       
       Erst am Montag hatte die Bundesanwaltschaft [9][drei Deutsche festnehmen
       lassen], die mit ihrem Unternehmen Wirtschaftsspionage für China betrieben
       und einen Speziallaser in dorthin ausgeführt haben sollen, obwohl dieser
       einem Exportverbot unterlag.
       
       ## China weist Vorwürfe zurück
       
       In China wischte man die Vorwürfe weg. Wang Wenbin, Sprecher des
       Außenministeriums, nannte diese eine „böswillige Verleumdung“, die „völlig
       aus der Luft gegriffen“ sei. Die Absicht sei „ganz offensichtlich, China zu
       verleumden, zu unterdrücken und die Atmosphäre der Zusammenarbeit zwischen
       China und Europa zu untergraben“. Die Reaktion war erwartbar, schließlich
       reagiert die Parteiführung auf praktisch sämtliche Kritik von außen stets
       nach demselben Muster: Die Anschuldigungen werden nicht anerkannt, als
       Diffamierung gebrandmarkt und schlussendlich in einen Gegenangriff
       umgemünzt.
       
       In der chinesischen Öffentlichkeit wird das Thema – auch dank einer
       flächendeckenden Zensur – nicht diskutiert. Zugleich schwört Präsident Xi
       Jinping die Bevölkerung geradezu obsessiv gegen Gefahren aus dem Ausland
       ein. Universitäten berichten auf ihren Onlineaccounts stolz von
       Anti-Spionage-Kursen, in Staatsbetrieben wird auf den Fluren auf Plakaten
       vor ausländischen Spitzeln gewarnt. Die Staatssicherheit ruft ihre Bürger
       dazu auf, verdächtige Aktivitäten bei den Behörden zu melden. Immer wieder
       werden internationale Geschäftsleute oder Akademiker wegen
       Spionageverdachts festgenommen. Ob die Vorwürfe stimmen oder politsch
       motiviert sind, lässt sich aufgrund der Intransparenz des Systems nicht
       überprüfen: Selbst Diplomaten bleibt der Zugang zum Gerichtssaal verwehrt,
       die Öffentlichkeit erfährt meist nicht von der konkreten Anschuldigungen,
       geschweige denn der Beweislast.
       
       Bei der AfD mussten sich derweil ebenfalls am Montagabend Krah und der
       Bundestagsabgeordnete Peter Bystron erneut vor dem Bundesvorstand wegen
       ihrer Russland-Verbindungen erklären. So war bekannt geworden, dass Krah
       eine [10][vierstellige Summe Bargeld bei einer FBI-Kontrolle] dabei gehabt
       haben soll, als ihn die amerikanische Ermittlungsbehörde wegen
       prorussischer Verbindungen befragt hat. Ebenso soll es eine
       [11][Geldübergabe von 20.000 Euro] an seinen Parteikollegen Bystron in
       Tschechien gegeben haben. Krah und Bystron sind Nummer 1 und 2 der
       AfD-Liste für die Europawahl.
       
       Bystron sprach danach, man sei sich einig gewesen, dass „hier eine Kampagne
       gegen die AfD gefahren“ werde. Andere Stimmen aus dem Bundesvorstand waren
       weniger offensiv. So war auch zu hören, dass man die erneuten Erklärungen
       von Krah und Bystron erstmal nur zur Kenntnis genommen wurden.
       
       Aktualisiert um 16.40 Uhr
       
       23 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /AfD-waehlt-Krah-zum-EU-Spitzenkandidaten/!5951702
   DIR [2] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100247784/afd-maximilian-krah-das-geld-aus-china-und-die-geheimdienste.html
   DIR [3] /AfD-Kandidat-wird-Oberbuergermeister/!5977811
   DIR [4] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100247784/afd-maximilian-krah-das-geld-aus-china-und-die-geheimdienste.html
   DIR [5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/spionage-fuer-china-mitarbeiter-von-afd-mann-maximilian-krah-verhaftet-a-49cfdaa6-eaa3-4c8a-b0ca-279309ed9af1
   DIR [6] https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2023/2023-07-28-wis-hinweis-7.html
   DIR [7] /AfD-gegen-Verfassungsschutz/!6000206
   DIR [8] /AfD-Europakandidat-Petr-Bystron/!6000479
   DIR [9] /Spionage-fuer-China/!6003337
   DIR [10] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-krah-byston-voice-of-europe-russland-100.html
   DIR [11] https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/russland-afd-krah-bystron-voice-of-europe-100.html
       
       ## AUTOREN
       
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