# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien: Oppositionelle gewinnt erste Runde
> Die Juristin Siljanowska-Dawkowa kommt bei der Präsidentschaftswahl in
> Nordmazedonien auf 40 Prozent der Stimmen. Nun gibt es eine Stichwahl.
IMG Bild: Die Präsidentschaftskandidatin der größten nordmazedonischen Oppositionspartei VMRO-DPMNE, Gordana Siljanovska-Davkova
Berlin taz | Die Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien geht in die zweite
Runde. Aus der ersten Abstimmung am Mittwoch ging die Kandidatin der
oppositionellen nationalistischen Partei VMRO-DPMNE Gordana
Siljanowska-Dawkowa als klare Siegerin hervor. Sie kam auf 40,1 Prozent der
Stimmen. Amtsinhaber Stevo Pendarovski, den die seit 2017 regierenden
Sozialdemokraten (SDSM) unterstützen, auf lediglich 19,9 Prozent.
Auf Platz drei landete mit 13,4 Prozent der Stimmen der derzeitige
Außenminister Bujar Osmani von der Demokratischen Union für Integration
(DUI). Die DUI ist die größte politische Partei der albanischen Minderheit
(rund ein Viertel der 1,8 Millionen Einwohner*innen) und Juniorpartner der
Sozialdemokraten in der Regierung.
Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 50 Prozent der Stimmen. Insgesamt hatten
sich sieben Kandiat*innen für das höchste, vor allem repräsentative,
Staatsamt beworben. Die Stichwahl zwischen Siljanowska-Dawkowa und
Pendarovski findet am 8. Mai zusammen mit den Parlamentswahlen statt.
Sie sei stolz auf die Bürger*innen Nordmazedoniens, während des
Wahlkampfes sei der Anstand gewahrt worden, so Siljakowska-Dawkowa. „Dieses
Ergebnis ist für mich sehr inspirierend. Jetzt steht der zweite Wahlgang
vor der Tür und ich werde denjenigen, gegen den ich antrete, mit Respekt
behandeln“, sagte sie vor Anhänger*innen der VMRO-DPMNE, die sich am
Mittwochabend vor deren Parteizentrale in Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje
versammelt hatten.
## Demokratie und Wohlstand als Credo
Pendarovski bezeichnete ein demokratisches und wohlhabendes europäisches
Nordmazedonien als sein Ziel. Er werde sein Konzept allen Bürger*innen
vorstellen und hoffe, dass die Mehrheit von ihnen dieses anerkenne, sagte
der Unterlegene Pendarovski.
Den Wahlkampf hatten Themen wie der EU-Beitrittsprozess, eine
Konsolidierung des Rechtsstaates sowie der Kampf gegen Korruption und Armut
bestimmt.
Unter dem Motto „stolz auf Nordmazedonien“ hatte Siljanowska-Dawkowa die
Westintegration des Landes in den Mittelpunkt ihrer Wahlkampagne gerückt.
Sie werde die nationalen Erniedrigungen beenden, die Skopje unter den
Sozialdemokraten habe erdulden müssen, indem es Kompromisse um der
EU-Integration und der Nato willen habe machen müssen, sagte
Siljanowska-Dawkowa.
Gemeint damit ist eine Änderung des Ländernamens, die das EU-Mitglied
Griechenland zur Bedingung gemacht hatte, um sein Veto gegen den Beginn von
Beitrittsverhandlungen zwischen Brüssel und Skopje aufzugeben.
[1][Nordmazedonien ist bereits seit 2005 EU-Beitrittskandidat]. Zwischen
1991 und 2017 hieß der Staat „Republik Mazedonien“. 2017 wurde dieser
Streit beigelegt und das Land in „Republik Nordmazedonien“ umbenannt.
Danach wurde Nordmazedoniens Nachbar [2][Bulgarien] zum Blockierer.
## Änderung der Verfassung
Im Kern geht es bei dem Zwist um Kultur, Geschichte und Tradition vor allem
um die Forderung Sofias, die bulgarische Minderheit Nordmazedoniens müsse
in der Präambel der nordmazedonischen Verfassung Erwähnung finden. Für
diese Änderung braucht es eine Zweidrittelmehrheit, deren Zustandekommen
die als prorussisch und proserbisch geltende VMRO-DPMNE bislang jedoch
erfolgreich verhindert hat. Stevo Pendarovski, erklärter Anhänger eines
euro-atlantischen Kurses, hatte sich in seinem Wahlkampf mit Nachdruck für
diese Verfassungsänderung eingesetzt.
Ob der angespannten Beziehungen zwischen Skopje und Sofia war die
nordmazedonische Wahl auch in bulgarischen Medien Gegenstand zahlreicher
Berichte. Auf dem bulgarischen Webportal mediapool.bg lautete ein
Leser*innenkommentar zum Wahlergebnis: „Ein weiterer Beweis dafür,
dass Mazedonier Bulgaren sind.“
Und in einem anderen heißt es: „Ihr Journalisten wollt immer Probleme mit
unseren beiden Ländern schaffen. Bei den Wahlen in Mazedonien gab es keine
antibulgarische Kampagne. Das mazedonische und das bulgarische Volk stehen
sich sehr nahe und sollten in Harmonie und ohne Probleme in ihren
Beziehungen leben.“
25 Apr 2024
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## AUTOREN
DIR Barbara Oertel
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