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       # taz.de -- Institut für Staatspolitik aufgelöst: Schnellroda formiert sich neu
       
       > Das neurechte Institut für Staatspolitik um Götz Kubitschek löst sich auf
       > und macht unter neuer Flagge weiter – wohl aus Sorge vor einem Verbot.
       
   IMG Bild: Sieht sein Institut „durchlöchert wie eine Scheibe auf dem Schießstand“: Götz Kubitschek
       
       Berlin taz | Seit Jahren organisiert das Institut für Staatspolitik (IfS)
       um Gründer [1][Götz Kubitschek] Akademien für die neurechte Szene im
       kleinen Schnellroda in Sachsen-Anhalt, knüpft Bande zur AfD oder den
       Identitären um [2][Martin Sellner], befeuert mit der eigenen Zeitschrift
       Sezession rechte Proteste. Nun ist damit Schluss – zumindest unter dieser
       Flagge: Das Institut bestätigte am Wochenende seine Auflösung.
       
       „Das Institut für Staatspolitik existiert nicht mehr“, schreibt Kubitschek
       in einem Onlinebeitrag für die Sezession. Der Verein sei aufgelöst, alle
       Mitglieder seien ausgetreten, die Konten geschlossen. Der Schritt sei
       länger „angebahnt“ worden. „So ein Verein hat keinen Zweck mehr, wenn er
       seine Gemeinnützigkeit endgültig verloren hat und wenn ihn der Gegner
       durchlöchert hat wie eine Scheibe auf dem Schießstand.“
       
       Das bedeutet aber nicht das Ende seines Treibens, machte Kubitschek
       deutlich. Die Aufgaben seien „erledigt oder neu verteilt“, schreibt der
       Publizist. Die Sezession gehöre nun dem früheren Institutsleiter Erik
       Lehnert, der diese mit dem neuen Unternehmen „Metapolitik“ fortführe.
       Kubitschek selbst hat die Unternehmergesellschaft „Menschenpark“ gegründet,
       mit dem er weiter Akademien anbieten will. Die Auflösung erscheint damit
       als ein rein taktischer Zug.
       
       ## Schon vor Wochen die Auflösung beschlossen
       
       Vor knapp 25 Jahren hatte Kubitschek [3][das IfS gegründet], mit Autoren
       aus dem Umfeld der Jungen Freiheit. Ziel war die Schaffung einer
       „Mosaikrechten“ und eines „Widerstandmilieus“, um eine geistige
       „konservative Revolution“ herbeizuführen. Seit 2019 wurde das Institut vom
       Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextrem eingestuft,
       [4][das Bundesamt zog im Frühjahr 2023 nach]. In dem Zuge verlor das
       Institut auch seine Gemeinnützigkeit.
       
       Mit der Auflösung will die Gruppe um Kubitschek und Lehnert wohl dem
       nächsten Schritt zuvorkommen: einem möglichen Verbot – das mit
       Durchsuchungen und Beschlagnahmungen einherginge und auch
       Nachfolgeorganisationen untersagen würde. Der Verfassungsschutz hatte
       zuletzt [5][eine neurechte Gruppierung nach der anderen unter Beobachtung
       gestellt], Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) 2023 die rechtsextremen
       „[6][Hammerskins]“ und die „[7][Artgemeinschaft]“ verbieten lassen. In der
       Szene hatten sich danach mehrere Gruppen vorauseilend selbst aufgelöst,
       darunter die „Arische Bruderschaft“ oder das völkische Projekt
       „[8][Zusammenrücken in Mitteldeutschland]“.
       
       Das IfS hatte wiederum bereits auf Mitgliederversammlungen im Februar und
       März seine Auflösung beschlossen. Schon im Januar hatte Kubitschek seinen
       Nachfolger „Menschenpark“ gegründet, ebenfalls mit Sitz in Schnellroda und
       der Angabe, damit Seminare, Tagungen oder Vorträge abhalten zu wollen. Im
       gleichen Monat gründete Lehnert den „Metapolitik“-Verlag, auch hier mit
       Sitz in Schnellroda.
       
       Auch so bleiben Kubitschek und Lehnert umtriebig. Erst am Wochenende
       wollten beide [9][auf einer „Alternativen Buchmesse“ am Berliner Stadtrand
       auftreten, organisiert vom AfD-Mann Thorsten Weiß]. Für Mitte Juli lädt
       Kubitschek zum „Sommerfest“ nach Schnellroda. Auch eine erneut
       „Herbstakademie“ kündigt er vage an.
       
       ## AfD-Rechtsaußen Höcke verfasst Nachruf
       
       Praktisch also ändert sich wenig – auch wenn etwa Thüringens AfD-Chef und
       Kubitschek-Freund Björn Höcke am Wochenende theatralisch einen „Nachruf“
       auf das IfS verfasste. Keine andere Einrichtung habe sich „auf diesem
       Niveau um eine konservative Bildungsarbeit und Nachwuchsförderung verdient
       gemacht“, schreibt er. Die „Kriminalisierung“ der Vorjahre aber mache es
       „sinnlos“, dem Staat eine Struktur zu bieten, „die es ihm besonders einfach
       macht, darüber zu verfügen“. Um die politische Moral zu „infizieren“,
       brauche es indes keine Vereine, so Höcke. In seiner Partei ist er nicht der
       einzige mit Schnellroda-Nähe: [10][Auch AfD-Chefin Alice Weidel] oder
       Europaspitzenkandidat Maximilian Krah traten dort schon auf.
       
       Experten und der Verfassungsschutz attestieren dem Institut für
       Staatspolitik, bewusst Trennlinien zwischen demokratischen und
       rechtsextremen Positionen einzureißen und auch rassistische, biologistische
       oder verschwörungsideologische Thesen zu vertreten.Vor allem Migranten oder
       Muslime würden pauschal verächtlich gemacht. Auch hatte Kubitschek
       wiederholt aufgerufen, sich an Rechtsaußenprotesten zu beteiligen, [11][ein
       „Aufstand“ sei „unumgänglich“]. Der Verfassungsschutz dürfte ihn und seine
       Nachfolgeprojekte damit weiter genau beobachten.
       
       12 May 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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