# taz.de -- Attentat auf Premier Fico in Slowakei: Es geht nicht ohne Kompromiss
> Die Schüsse auf den slowakischen Premier sind eine Zäsur in der
> politischen Debatte des Landes. Opposition und Regierung sollten jetzt
> zusammenstehen.
IMG Bild: Ein Mann hält die slowakische Fahne in der Hand vor dem Universitätskrankenhaus. Hier liegt der verletzte Ministerpräsident
Ein Attentat auf einen Premier am helllichten Tag, mitten in Europa: Die
[1][Schüsse auf Robert Fico] markieren eine Zäsur. In der Slowakei
herrschen Fassungslosigkeit und Schockstarre. Parlamentssitzungen wie auch
geplante Oppositionsproteste wurden abgesagt. Ersten Informationen zufolge
handelt es sich um einen Einzeltäter mit politischer Motivation. Der
71-Jährige, der früher als Security-Mann gearbeitet hatte, hatte offenbar
Verbindungen in die 2022 geschlossene paramilitärische Gruppe Slovenskí
Branci.
Als Ursache für das Attentat gilt aber vor allem die immer feindseligere
Stimmung in der Slowakei. Das politische Niveau ist abgrundtief,
Kompromisse sind kaum mehr möglich. Erst kürzlich fand die Polarisierung in
der Präsidentschaftswahl Ausdruck – mit [2][Peter Pellegrini gewann der
Kandidat aus Ficos Lager]. Möglicherweise wird er eine Rolle bei der
notwendigen Einigung des Landes spielen.
Schon 2018 gab es mit der Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und seiner
Verlobten einen absoluten Tiefpunkt. Hunderttausende gingen auf die
Straßen, mehrere Spitzenpolitiker, auch Premier Fico, traten zurück. Kurz
sah es so aus, als würden sich Politik und Gesellschaft rückbesinnen. Doch
dann kamen Pandemie und Ukrainekrieg – Chancen, die sich Ficos
linkspopulistische Partei Smer nicht entgehen ließ. Fico, knallharter
Opportunist, inszenierte sich als Impfgegner und Freiheitsfreund. Auch beim
[3][Thema Ukraine] scherte er aus dem EU-Konsens aus: Er sprach sich gegen
Waffenlieferungen aus.
Einiges von Ficos Politik erinnert an die eines [4][Viktor Orbán,] der
Ungarn seit 2010 durchregiert. Dabei sitzt Fico keineswegs fest im Sattel.
Er hat zwar die slowakische Politik der letzten zwei Jahrzehnte geprägt wie
kein anderer. Eine Mehrheit hat er aber nicht hinter sich. Deshalb geht es
nicht ohne politischen Kompromiss. Es kommt auch darauf an, wie Fico und
seine [5][sehr unterschiedlichen Koalitionspartner] auf das bestürzende
Attentat reagieren. Und die Opposition täte gut daran, trotz des heiklen
Zeitpunkts mitten im EU-Wahlkampf die Hand auszustrecken.
16 May 2024
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## AUTOREN
DIR Florian Bayer
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