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       # taz.de -- Erdüberlastungstag für Deutschland: Ressourcen für 2024 verbraucht
       
       > In diesem Jahr leben Deutsche mit ihrem Rohstoffverbrauch schon ab dem 2.
       > Mai auf Kosten anderer Länder. Dabei gibt es Ideen, um Ressourcen zu
       > sparen.
       
   IMG Bild: Die Erde ist ausgepresst, sollte diese Aktion 2018 zeigen. Schon damals hatte Deutschland seine Ressourcen zu früh verbraucht
       
       Berlin taz | Es hat nur knapp länger als vier Monate gedauert: Deutschland
       hat alle Ressourcen aufgebraucht, die ihm für das Jahr 2024 zur Verfügung
       stehen. Am Donnerstag ist der so genannte Earth Overshoot Day – übersetzt
       Erdüberlastungstag – für Deutschland. Das Ökosystem Erde kann innerhalb
       eines Jahres nur eine bestimmte Menge natürlicher Ressourcen herstellen.
       
       Deutschland darf eigentlich nur einen Teil nutzen. Wenn mehr nachhaltig
       nutzbare Ressourcen verbraucht werden und mehr Emissionen entstehen als
       ökologisch verkraftbar wäre, leben Deutsche auf Kosten der Menschen aus
       anderen Ländern und zukünftigen Generationen. Rechnet man mit, dass dieses
       Jahr ein Schaltjahr ist, ist der Erdüberslastungstag hierzulande [1][ein
       Tag früher als im letzten Jahr]. Würden alle Länder so viele Ressourcen
       verbrauchen wie Deutschland, bräuchten die Menschen weltweit drei Erden.
       
       „Ein Land, das so viele Ressourcen verbraucht wie wir, wirtschaftet
       schlecht und rücksichtslos“, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND
       angesichts des deutschen Erdüberlastungstags. Eine Ressourcenwende sei
       dringend notwendig. „Bei der Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen gilt:
       Weniger ist mehr.“, so Bandt. Um zu verhindern, dass der Verbrauch der
       Rohstoffe in Deutschland weiter ansteigt, fordert der BUND ein sogenanntes
       Ressourcenschutzgesetz.
       
       Der Erdüberlastungstag wird jährlich vom Global Footprint Network sowohl
       für jedes Land, als auch global berechnet. Im letzten Jahr fiel der
       weltweite Earth Overshoot Day [2][auf den 2. August]. Deutschland liegt im
       vorderen Drittel der Länder und schneidet damit vergleichsweise schlecht
       ab. Zum Vergleich: Katar hatte seinen Erdüberlastungstag 2023 am frühesten,
       am 11. Februar. Kirgisistan schnitt am besten ab. Der zentralasiatische
       Staat hatte seine für das ganze Jahr verfügbaren Ressourcen am 30. Dezember
       verbraucht.
       
       ## Deutschland bessert sich – aber zu langsam
       
       In vielen Industrienationen sieht es ähnlich aus wie in Deutschland. Die
       meisten haben ihren sogenannten Country Overshoot Day zwischen Anfang
       Februar und Ende Mai. Trotzdem lag zum Beispiel in Großbritannien der
       Erdüberlastungstag im vergangenen Jahr etwa einen Monat später als in
       Deutschland.
       
       „Wären vor 14 Jahren rechnerisch laut Global Footprint Network 3,3 Erden
       nötig gewesen, sind es heute noch immer 3“, erklärt die Entwicklungs- und
       Umweltorganisation Germanwatch, die sich für globale Gerechtigkeit
       engagiert. Deutschland habe sich im letzten Jahrzehnt also schon ein wenig
       gebessert. Der Fortschritt gehe aber viel zu langsam.
       
       Dabei gibt es viele Maßnahmen, die den Ressourcenverbrauch senken könnten:
       erneuerbare Energien ausbauen, weniger tierische Produkte konsumieren, vom
       Auto aufs Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.
       
       Für einige Maßnahmen hat das Global Footprint Network berechnet, um wie
       viele Tage sie den Erdüberlastungstag nach hinten verschieben könnten. Zum
       Beispiel könnte die Einführung von Leihbibliotheken für Haushaltsgeräte und
       Werkzeuge die Zahl der Haushaltsgegenstände weltweit reduzieren – das würde
       ein Verschieben von drei Tagen bewirken.
       
       Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, den Primarrohstoffverbrauch zu
       senken. Dem Vorhaben sei bisher jedoch kein konkretes Handeln gefolgt, sagt
       Powershift. Die Öko-Organisation hat deshalb eine Studie in Auftrag
       gegeben. Die Fragestellung: In welchen Sektoren ließen sich die [3][Metalle
       Eisen, Aluminium, Kupfer und Nickel] einsparen, um den Erdüberlastungstag
       nach hinten zu verlegen?
       
       „Allein im Verkehrssektor könnten bis 2050 fast 37 Millionen Tonnen Metalle
       eingespart werden“, erklärt Maja Wilke, die bei Powershift für die
       Untersuchung verantwortlich ist. Dafür sei unter anderem die nationale
       Strategie für eine Kreislaufwirtschaft wichtig.
       
       2 May 2024
       
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