# taz.de -- Polizeikessel bei 1.Mai-Demo: Stuttgart spielt Kreuzberg
> Bei der revolutionären 1. Mai-Demo in Stuttgart kam es zu
> Ausschreitungen. Jetzt machen Polizei und Demonstranten einander
> Vorwürfe.
IMG Bild: Krawall in Stuttgart: Linke Demonstrant*innen treffen auf die Polizei
Stuttgart taz | Während der 1. Mai in diesem Jahr in Berlin und anderen
Städten [1][weitgehend friedlich verlaufen ist], kam es in Stuttgart am
Mittwochmittag zu Ausschreitungen, bei denen 167 Personen zeitweise
festgenommen wurden. Nach Polizeiangaben wurden bei der revolutionären 1.
Mai-Demo insgesamt 25 Einsatzkräfte und drei Polizeipferde verletzt. „Erst
ein kurzfristiger Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz sowie der Einsatz
von Polizeipferden und Polizeihunden ermöglichte, die Situation wieder
unter Kontrolle zu bringen“, hieß es weiter.
Die Einsatzkräfte hätten die gewaltvolle Personengruppe schließlich
umschlossen. Die anderen rund 400 Versammlungsteilnehmer hätten sich dann
solidarisiert und die Polizeikräfte bedrängt. „Da sich die
Versammlungsleitung und die Teilnehmer völlig unkooperativ zeigten, wurde
die Versammlung durch die Versammlungsbehörde aufgelöst.“
Wie viele Demonstrationsteilnehmer verletzt wurden, sei noch nicht bekannt.
Nach Berichten der Stuttgarter Zeitung wurden auch drei Demonstranten
festgenommen, die sich durch verklebte Fingerkuppen erkennungsdienstlicher
Maßnahmen entziehen wollten.
Die Veranstalter widersprechen der Darstellung der Polizei. Kim Northeim,
Sprecherin des Bündnisses zur „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“,
erklärte am späten Mittwochabend in einer Mitteilung: „Die Behauptungen der
Polizei entbehren jeglicher Grundlage und dienen einzig dem Zweck, im
Nachhinein eine Rechtfertigung für den gewaltsamen Angriff auf die
Demonstration zu konstruieren.“ Auf der Webseite der Revolutionären Aktion
Stuttgart wird die Demonstration als Erfolg gefeiert.
## Schwäbische Tradition der Gewalt
In den letzten Jahren hat sich ausgerechnet die Schwabenmetropole immer
wieder mit Krawallen in die Schlagzeilen gebracht. Im Sommer 2020 hatte es
schwere Ausschreitungen und Plünderungen durch Jugendliche in der
Stuttgarter Innenstadt gegeben, [2][bei denen mehrere Beamte verletzt
wurden.] Die Vorfälle waren danach vom Innenministerium detailliert
analysiert worden.
Auch in der Antifa-Szene Stuttgarts gibt es eine hohe Gewaltbereitschaft,
wie der Prozess gegen zwei Mitglieder der Szene 2021 gezeigt hat. Die
beiden jungen Männer wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, weil
sie am Rande einer Querdenker-Demonstration zwei Mitglieder einer
rechtsextremen Pseudogewerkschaft aus einer Gruppe heraus [3][angegriffen
und schwer verletzt hatten.]
Der Stuttgarter Kessel am Mittwoch kam schließlich zu einem einigermaßen
friedlichen Ende. Eine Spontankundgebung gegen den Polizeieinsatz konnte
auf der Königstraße stattfinden und verlief weitgehend gewaltfrei.
2 May 2024
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Benno Stieber
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