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       # taz.de -- Demo in Dresden nach Angriff auf Ecke: Demokraten vereint nach Anschlag
       
       > Nach dem dem Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke machte eine
       > Spontandemo in Dresden Hoffnung. Diese war leidenschaftlich wie selten.
       
   IMG Bild: Kundgebung in Dresden, nachdem der SPD-Politiker Matthias Ecke beim Plakate krankenhausreif geprügelt wurde
       
       Dresden taz | Auf dem Weg zum Pohlandplatz in Dresden-Striesen fährt man
       seit einer Woche an zahlreichen Plakaten zur Kommunalwahl am 9. Juni
       vorbei. Am Ort der Demonstration trifft man dann viele, die solche
       Sichtwerbung entweder selbst aufgehängt haben oder von ihren Kindern
       berichten: „Das hätte Freitagabend auch uns treffen können!“, ist man sich
       auf der spontanen Kundgebung in Dresden nach dem [1][brutalen Angriff auf
       den SPD-EU-Abgeordneten Matthias Ecke] einig, der derweil im Krankenhaus
       liegt.
       
       Das veranstaltende Bündnis schätzt die Teilnehmerzahl auf 3.000 Menschen,
       die spontan im Laufe des Sonntags mobilisiert werden konnten. Unter ihnen
       zahlreiche gegenwärtige und ehemalige Amtsträger verschiedenster Parteien,
       am bekanntesten vielleicht der frühere sächsische und Bundesinnenminister
       Thomas de Maizière (CDU). Vertreter der Stadt waren nicht zu entdecken.
       
       „Wir sind mehr!“, lautete der von Rednern am häufigsten gebrauchte Ausruf,
       verbunden mit einem Appell an gemeinsame Verteidigung der Demokratie. Denn
       eine solche brutale Attacke wie auf Ecke, den SPD-Spitzenkandidaten zur
       Europawahl, nannte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) eine massive
       „Beeinträchtigung freier Wahlen“. Ecke war in der Freitagnacht von einer
       Gruppe Jugendlicher beim Aufhängen von Wahlplakaten zusammengeschlagen
       worden. Es ist der vorerst traurige Höhepunkt einer Reihe von Angriffen auf
       Wahlkämpfer in den letzten Wochen.
       
       Von „Schlägen ins Gesicht, die auch die Herzen getroffen haben“, sprach
       Sachsens SPD-Wirtschaftsminister Martin Dulig und erinnerte an viele durch
       Terror verängstigte Kommunalpolitiker. Er mahnte eine „Kultur des
       Widerspruchs“ an. Im gleichen Sinn schwärmte Bundestagsvizepräsidentin
       Katrin Göring-Eckardt von den Bündnisgrünen von der Vorstellung, „der
       andere könne auch recht haben“, die allein Basis eines konstruktiven
       Dialogs sei. Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) kündigte für den
       bevorstehenden Dienstag den Beschluss eines Gesetzentwurfs durch das
       Regierungskabinett an, der über den Bundesrat bundesweit politisches
       Stalking von Amts- und Mandatsträgern verfolgen soll.
       
       ## „Die Saat der AfD geht auf“
       
       SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken erhielt viel Beifall, als sie Nazis und
       Rechtspopulisten eine Mitschuld am aggressiven Klima im Land gab. „Die Saat
       der AfD geht auf“, bezog sie sich auf die konkrete Gewalttat. Sachsens
       Innenminister Schuster berichtete, dass die Polizei schon länger
       Eskalationen befürchtet habe und wie intensiv nun ermittelt werde.
       Verschiedenste Parteien und Organisationen, ausgenommen die AfD und das
       BSW, veröffentlichten am Sonntag eine „Striesener Erklärung“.
       
       Inzwischen hat sich in der Nacht zum Sonntag nach Angaben des
       Landeskriminalamtes Sachsen ein [2][17-jähriger Jugendlicher der Polizei
       gestellt] und den Angriff auf den SPD-Politiker Ecke gestanden. Gegen ein
       Uhr erschien er gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Polizeirevier
       Dresden-Süd im Plattenbau-Stadtteil Prohlis. Angaben zum Motiv und zu
       seinen wahrscheinlich drei flüchtigen Mittätern machte er nicht. Sie sollen
       zur Zeit des Angriffs schwarz gekleidet gewesen sein und werden von
       Beobachtern der rechten Szene zugerechnet. Auch einen Wahlkampfhelfer der
       Grünen hatten sie körperlich attackiert.
       
       Die Polizei bat in der Umgebung des Tatortes Einwohner mittels einer
       Postwurfsendung um Mithilfe. Der Tatverdächtige war der Polizei bislang
       nicht bekannt. Er wurde unter Auflagen wieder nach Hause entlassen. Das
       2017 im Landeskriminalamt eingerichtete Terrorismus- und
       Extremismus-Abwehrzentrum vernimmt ihn weiterhin.
       
       ## Matthias Ecke will seinen Wahlkampf fortsetzen
       
       Der Polizeidirektion Dresden wurden am Wochenende weitere Übergriffe
       gemeldet, die möglicherweise im Zusammenhang mit den Attacken vom
       Freitagabend stehen. Im selben Stadtteil Striesen beschädigten in der Nacht
       zum Sonntag etwa 20 Jugendliche offenbar wahllos Wahlplakate der AfD, der
       FDP, der CDU und der Linken. Einen 17-Jährigen konnte die Polizei stellen.
       
       Im Szeneviertel Äußere Neustadt wurde unterdessen ein Infostand der AfD,
       deren Aufsteller und Plakate beschädigt. Auch hier konnte die Polizei zwei
       weibliche und einen männlichen Angreifer im Alter von 23 und 28 Jahren
       stellen.
       
       Der schwer am Kopf verletzte SPD-Spitzenkandidat Matthias Ecke wurde am
       Sonntag operiert. Nach seiner Genesung will er der SPD-Landeszentrale
       zufolge [3][den Wahlkampf fortsetzen]. Durch seinen Parteifreund und
       Wirtschaftsminister Martin Dulig ließ er den Demonstranten einen Dank für
       die Solidarität ausrichten.
       
       5 May 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nach-Angriff-auf-Politiker-in-Dresden/!6005923
   DIR [2] /Angriff-auf-SPD-Politiker-in-Dresden/!6008452
   DIR [3] /SPD-Generalsekretaer-ueber-rechte-Angriffe/!6008421
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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