# taz.de -- Wahlen in Nordmazedonien: Wenn die Gedemütigten demütigen
> Nordmazedoniens proeuropäische Sozialdemokraten wurden von
> EU-Mitgliedsstaaten im Stich gelassen. Jetzt rückt das enttäuschte Land
> nach rechts.
IMG Bild: Hristijan Mickoski, der Vorsitzende der VMRO-DPMNE, nach dem Wahlsieg
Rechtsruck und Machtwechsel in [1][Nordmazedonien]: Wie erwartet, hat sich
[2][die nationalkonservative VMRO-DPMNE], die „Innere Mazedonische
Revolutionäre Organisation – Demokratische Partei für Mazedonische
Nationale Einheit“, unter Parteichef Hristijan Mickoski bei den
Parlamentswahlen abermals als stärkste politische Kraft in dem
südosteuropäischen Kleinstaat etabliert. In Gordana Siljanovska-Davkova
setzte sich zudem die von ihr unterstützte Kandidatin in der Stichwahl um
das Präsidentenamt klar durch.
Dass die ausgesprochen proeuropäischen Sozialdemokraten (SDSM) bei [3][den
Doppelwahlen] derart unter die Räder geraten, hat jedoch überrascht. Gleich
20 Prozentpunkte verlor die SDSM unter Ex-Premier Dimitar Kovacevski im
Vergleich zur letzten Wahl. Sie ist nicht nur die Macht im
Zwei-Millionen-Einwohner-Land los. Für die SDSM ist das Ergebnis eine
krachende Niederlage, gar eine Demütigung.
Galoppierende Energiepreise, sinkende Reallöhne, eine ausufernde
Korruption: Ja, das hat die seit 2017 von der SDSM geführte Regierung in
Skopje im Innern unstrittig in Verruf gebracht, mithin ihre Wählerbasis
erodiert. Doch die SDSM, die es sich wie keine andere Partei in
Nordmazedonien auf die Fahnen geschrieben hat, das Land endlich in die EU
zu führen, ist im Stich gelassen worden. Von außen, von den EU-Eliten in
Brüssel sowie einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Schwergewichten.
## Der Frust in Skopje ist groß
Schon seit 2005 ist der Vielvölkerstaat EU-Beitrittskandidat. 2019 änderte
er auf Druck von Griechenland den Staatsnamen von Mazedonien in
Nordmazedonien. Das Gros der Bevölkerung glaubte fest daran, im Gegenzug
dafür einen Riesenschritt in die volle EU-Mitgliedschaft vollzogen zu
haben. Doch plötzlich stellt Bulgarien Forderungen, die an den Grundfesten
des Nationalbewusstseins in Nordmazedonien rütteln. Der Frust in Skopje ist
groß.
Das hierzulande vorherrschende Gefühl ist: „Wir dürfen nicht in die EU, wie
wir sind, sondern erst dann, wenn wir unsere Gliedmaßen verkürzen oder
vollständig verlieren.“ Weil sie sich gedemütigt fühlten, demütigten die
Bürger ihre Regierung. Das war ihre Wahl, eine klare Botschaft. Findet sie
draußen Gehör?
9 May 2024
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## AUTOREN
DIR Ferry Batzoglou
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