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       # taz.de -- Kritik an mangelnder Verbindlichkeit: Europarat nimmt KI-Konvention an
       
       > Der Europarat will die Menschenrechte vor einem Missbrauch durch KI
       > schützen. Die Organisation hofft auf eine weltweite Wirkung – doch es
       > gibt Kritik.
       
   IMG Bild: Der Europäische Datenschutzbeauftragte sieht noch weiteren Handlungsbedarf
       
       Straßburg dpa | Der Europarat hat eine Konvention zum Schutz der
       Menschenrechte beim Umgang mit [1][Künstlicher Intelligenz] (KI)
       angenommen. „Mit diesem neuen Vertrag wollen wir einen verantwortungsvollen
       Einsatz von KI sicherstellen, der die Menschenrechte, die
       Rechtsstaatlichkeit und die Demokratie respektiert“, sagte die
       Generalsekretärin des Europarats, Marija Pejčinović Burić am Freitag in
       Straßburg. Die Europäische Union hatte sich bereits im Dezember auf ein
       Gesetz zur KI geeinigt, die [2][finale Verabschiedung steht noch aus].
       
       Mit [3][der Konvention] soll der Einsatz von KI im öffentlichen und im
       privaten Sektor geregelt werden. Bei der Regulierung des Privatsektors
       können sich die Staaten allerdings aussuchen, ob sie statt der
       Konventionsvorschriften eigene Maßnahmen ergreifen. Das sei nötig wegen der
       unterschiedlichen Rechtssysteme, hieß es seitens des Europarats. Kritiker
       bemängeln aber, dass damit das Abkommen verwässert und Staaten und
       Unternehmen zu sehr freie Hand gelassen werde. Bei Fragen der nationalen
       Sicherheit und Verteidigung greifen die Vorgaben ebenfalls nicht.
       
       Das Abkommen legt nach Angaben des Europarats unter anderem Transparenz-
       und Überwachungsanforderungen fest, etwa wenn Inhalte von KI erstellt
       werden. Die Staaten müssen auch sicherstellen, dass KI-Systeme das
       Diskriminierungsverbot und das Recht auf Privatsphäre achten, hieß es.
       Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass KI-Systeme nicht dafür verwendet
       werden, demokratische Prozesse zu untergraben.
       
       Nach der Unterzeichnung können der Konvention nicht nur die Staaten des
       Europarats beitreten, sondern Länder weltweit. Wer die Konvention
       unterzeichnet hat, ist dann daran gebunden. An den Verhandlungen beteiligt
       waren auch Länder außerhalb des Europarats wie die USA, Kanada oder Israel.
       
       ## Datenschutzbeauftragter: Rote Linien fehlen
       
       Kritiker sagen, dass in der Konvention den Staaten zu sehr freie Hand
       gelassen werde und sie daher kaum Wirkung entfalten werde. Angela Müller
       von Algorithm Watch bezeichnete es grundsätzlich als „wertvolles Signal mit
       Ausstrahlungskraft“, dass der Europarat anerkenne, dass es für den Schutz
       der Menschenrechte Regeln für den Umgang mit KI brauche. Der Vertrag
       hinterlasse aber einen „bitteren Nachgeschmack“, da er diesen Zielen nicht
       gerecht werde.
       
       „Und obwohl es nicht an Belegen mangelt, wie Tech-Konzerne mit
       Social-Media-Algorithmen oder Deep-Fake-Generatoren die öffentliche
       Meinungsbildung beeinflussen, überlässt es der Europarat den Staaten, ob
       sie dafür weiche Maßnahmen oder bindende Gesetze erlassen wollen. Er
       vertraut darauf, dass eine reine Selbstregulierung von Unternehmen
       ausreichen wird, um Menschenrechte und Demokratie zu schützen“, sagte
       Müller der dpa.
       
       Der Europäische Datenschutzbeauftragte warnte in der Schlussphase der
       Verhandlungen davor, dass die Konvention zu einer „verpassten Gelegenheit“
       werden könnte. Er bemängelte vor allem, dass es in dem Entwurf an roten
       Linien für bestimmte KI-Anwendungen fehle. Man sei besorgt, dass das
       Abkommen zu allgemein gehalten sei und daher unterschiedlich angewendet
       würde.
       
       Der Europarat ist von der EU unabhängig und setzt sich zusammen mit seinem
       Gerichtshof für den Schutz von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaat
       ein. Zu den 46 Mitgliedern gehören alle 27 Länder der EU, aber auch Länder
       wie Großbritannien oder die Türkei. Er ist damit zuständig für 680
       Millionen Menschen – von Grönland bis Aserbaidschan.
       
       17 May 2024
       
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