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IMG Bild: Der SciFi-Autor Hugo Gernsback gab unter anderem die Air Wonder Stories heraus. Die schwebende Stadt zeichnete sein Lieblingsillustrator Frank R. Paul
Der Raum über unseren Köpfen wird immer voller. Flugzeuge, Hubschrauber,
bemannte Lufttaxis und jeden Tag mehr Drohnen fliegen durcheinander über
uns hinweg, teils akribisch überwacht, teils komplett anarchisch. Und jetzt
auch noch fliegende Städte? Die würden das Chaos perfekt machen. Zum Glück
hat sie noch niemand erfunden. Und das, obwohl sie Hugo Gernsback
höchstpersönlich prophezeite. Der gebürtige Luxemburger, leidenschaftlicher
Elektrobastler, Urvater des Genres Science Fiction und Herausgeber diverser
Magazine traf Vorhersagen von erstaunlicher Genauigkeit. Sonnenkollektoren,
Flachbildschirme aus Bioplasma, Aufnahmegeräte mit Stimmerkennung –
Gernsback hat’s gewusst. Auch die fliegende Stadt schwebte ihm vor.
Abgesehen vom Chaos eigentlich eine großartige Vorstellung. Man nehme einen
dieser [1][grausam heißen Sommertage in Berlin]. Dann die Durchsage: „Bitte
einsteigen, Türen schließen – die Hauptstadt hebt ab!“ Ein leichtes
Vibrieren unter den Füßen, ein kräftiger Wind fährt durchs Haar, es geht
los. Wenn man einen der begehrten Panoramaplätze am äußersten Stadtrand
bekommen hat, fliegt bald die Elbe tief unten vorbei, wenig später die
Brüsseler Altstadt und dann der Eiffelturm, bevor die Stadt nach einer
ganzen Weile auf Höhe der Azoren landet. Da stellt sich die Stadt [2][eine
Woche lang unter ergiebige Regengüsse] und kehrt mit frischem Grün und
erholten Bewohnern in den hiesigen staubigen Sommer zurück. Schade
eigentlich, dass Gernsbacks Idee nichts wurde. Dunja Batarilo
1 Jun 2024
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