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       # taz.de -- Obdachlosenhilfe trifft Drogennotdienst: Ein Bett für das ganze Jahr
       
       > In Kreuzberg eröffnet eine Notübernachtung für Obdachlose mit und ohne
       > Suchterkrankungen. In Berlin ist das Projekt einzigartig.
       
   IMG Bild: Bald Geschichte? Berlin will bis 2030 die Obdachlosigkeit überwunden haben
       
       Berlin taz | „Wenn Sucht- und Wohnungslosenhilfe so zusammenarbeiten, ist
       das einzigartig für Berlin“, sagt Astrid Leicht. Die Geschäftsführerin vom
       Verein Fixpunkt ist am Montag in der Ohlauer Straße 22 in Kreuzberg, wo
       unweit des Görlitzer Park eine neue Notübernachtung für obdachlose Männer
       mit und ohne Suchterkrankungen eröffnet. „Obdachlosigkeit und Sucht im
       öffentlichen Raum sind Herausforderungen, für die wir in Kreuzberg und in
       ganz Berlin soziale Antworten brauchen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Clara
       Hermann (Grüne).
       
       Eine solche Antwort ist die Ohlauer 365, die von der Johanniter-Stiftung
       betrieben wird. Das Besondere: Es handelt sich um ein ganzjähriges
       Übernachtungsangebot mit 88 Plätzen. Insgesamt gibt es in Berlin laut
       Senatssozialverwaltung nur 372 ganzjährige Plätze – ohne die in der Ohlauer
       Straße. Neben Schlafplätzen gibt es auch warme Mahlzeiten, Kleidung sowie
       medizinische und soziale Angebote. Eine gesondertes Angebot für FLINTA*
       konnte laut Johannitern aus Raum- und Geldgründen nicht realisiert werden.
       
       Bei der Eröffnung war auch die Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) vor
       Ort. Dass das Projekt trotz angespannter Haushaltslage gemeinsam mit dem
       Bezirk realisiert werden konnte, wertet sie als großen Erfolg. Finanziert
       wird die Unterkunft von der Senatssozialverwaltung mit 1,1 Millionen Euro
       für dieses und 1,6 Millionen Euro für das Jahr 2025. Wie die Finanzierung
       danach sichergestellt wird, steht noch nicht fest.
       
       Die Ohlauer 365 befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Görlitzer Park, der
       als besonders konfliktbelastet gilt. Die aktuellen Debatten über die
       Umzäunung sowie nächtliche Schließung des Parks und den [1][„Sicherheits-,
       und Reinigungsaktionen“] der BVG entlang der U8 verschärfen und verlagern
       das Problem, nach den Aussagen von Kritiker:innen.
       
       ## Immer weiter an den Rand
       
       „Gerade in Zeiten von zunehmender Verdichtung und Gentrifizierung wird es
       für Betroffene immer schwieriger, überhaupt noch Räume und Plätze zu
       finden, in denen sie sich ohne Repression aufhalten können“ sagt Astrid
       Leicht von [2][Fixpunkt]. In der Ohlauer 365 verfolgt der Verein einen
       konsum-akzeptierenden Ansatz und führt neben professioneller mehrsprachiger
       Sozialberatung auch Lehrgänge zur Drogennothilfe durch. „Vorrangig geht es
       um Stabilisierung und darum, die Notlage der Betroffenen zu lindern“, sagt
       Sozialarbeiter Ralf Köhnlein.
       
       Für Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe, die seit 1975 im Kiez rund um den
       Görlitzer Park lebt, ist das Projekt ein wichtiger Baustein für das Ziel,
       die [3][Obdachlosigkeit in Berlin] bis 2030 zu überwinden. Am Mittwoch soll
       dazu auch eine Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe in der
       Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg stattfinden. Die Veranstalter:innen
       der Konferenz sehen in der Bekämpfung der Wohnungslosigkeit eine der
       größten sozial- und wohnungspolitischen Herausforderungen der kommenden
       Jahre.
       
       3 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sicherheit-in-der-U-Bahnlinie-8/!6010565
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   DIR [3] /Versorgung-Obdachloser-in-Berlin/!6002051
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Liesegang
       
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