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       # taz.de -- Erdgasförderung vor Borkum: „Nicht genehmigungsfähig“
       
       > Der niederländische Konzern ONE-Dyas will vor Borkum nach Gas bohren. Die
       > Niederlande geben grünes Licht, aber Niedersachsens Umweltminister ist
       > dagegen.
       
   IMG Bild: Dem schließt sich nun auch Umweltminister Meyer an: Protest der Umweltschützer*innen auf Borkum
       
       Osnabrück taz | Borkum weiß, was Touristen anlockt. Der Imagefilm der
       ostfriesischen Insel zeigt Robben und Strandkörbe, glückliche Menschen bei
       Surfing und Yoga. Vom Erdgas-Bohr-Projekt des niederländischen
       Energiekonzerns ONE-Dyas, rund 20 Kilometer nordwestlich der Insel, ist
       hier nichts zu sehen.
       
       Nichts davon, dass die geplante Förderplattform N05-A dicht am Nationalpark
       Niedersächsisches Wattenmeer liegen soll, der zum Unesco-Weltnaturerbe
       zählt. Nichts davon, dass die Bohrung zwar auf niederländischem Territorium
       geschähe, unter dem Meeresboden jedoch auf deutsches Gebiet übergriffe.
       Geht es nach einem [1][Bündnis von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen]
       wird es nie zu den Bohrungen kommen. Doch die Kritiker:innen haben
       gerade eine juristische Schlappe erlitten.
       
       Mitte April noch hatte ein Gericht in Den Haag die Genehmigung für den Bau
       der Plattform ausgesetzt: Eine Umwelt-Unbedenklichkeitsbescheinigung
       fehlte. [2][Geklagt hatte] ein Bündnis der Deutschen Umwelthilfe (DUH) mit
       der Stadt Borkum, Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen aus
       Deutschland und den Niederlanden. Die DUH befürchtet Vergiftungen durch
       Produktionswasser, eine Absenkung des Meeresbodens und Erdbeben. Hinzu
       komme die Freisetzung von Millionen Tonnen CO2 bei der Verbrennung des
       Gases.
       
       Doch die Erleichterung nach dem Den Haager Urteil war nur von kurzer Dauer.
       Ende Mai hat das niederländische Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
       ONE-Dyas eine neue Genehmigung erteilt – Grund für den nächsten
       juristischen Kampf in Den Haag, diesmal vor dem Staatsrat. Derweil ist die
       Plattform bereits gechartert. Sobald sie im Einsatzgebiet eintrifft, könnte
       ONE-Dyas mit der Bohrung beginnen. Angepeilte Laufzeit sind 35 Jahre.
       
       Neben Greenpeace und dem BUND Niedersachsen kämpft auch die
       Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland gegen ONE-Dyas. Ihre Hoffnung:
       Eine deutsche Genehmigung für das Gasprojekt gibt es bisher nicht, und wenn
       sie versagt wird, hat ONE-Dyas Probleme. „Das scheint an der Politik zu
       hängen“, sagt Bernd Meyerer, Sprecher der Initiative. „Die Entscheidung
       hätte schon längst getroffen sein können. Aus naturschutzrechtlicher Sicht
       ist das Projekt nicht genehmigungsfähig.“ Aber auch die Gegenseite ist
       nicht untätig. Meyerer: „Im Hannoveraner Landtag, hören wir, gehen die
       Lobbyisten von ONE-Dyas ein und aus.“
       
       Dann erzählt er von den [3][seltenen Steinriffen], die durch N05-A
       gefährdet würden. „Wir haben beantragt, sie als Natura 2000-Gebiet unter
       Schutz zu stellen. Geschehen ist bisher nichts.“ Die Bohrung vor Borkum sei
       ein Versuchsballon, um in Zukunft weitere Gasfelder auszubeuten.
       
       Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann (parteilos) hat jüngst mit Tjark
       Goerges (parteilos), Bürgermeister der Inselgemeinde Juist, einen offenen
       Brief an den niedersächsischen Minister für Umwelt, Energie und
       Klimaschutz, Christian Meyer (Grüne), geschrieben: Das Projekt sei „mit den
       deutschen Meeres- und Klimaschutzzielen sowie dem Status als
       [4][Unesco-Weltnaturerbe] nicht vereinbar“. Bisher habe Meyer nicht
       geantwortet, schreibt Sandra Franke, die Umweltbeauftragte der Stadt
       Borkum, der taz.
       
       Auch Franke fürchtet, dass die Bohrungen zu Erdbeben führen könnten. Zudem
       bestehe die Gefahr der Durchbohrung von Methantaschen; Methan ist weit
       klimaschädlicher als CO2. „Dies verstärkt den Anstieg der
       Treibhausgasemissionen und damit den Anstieg des Meeresspiegels, der auch
       deutsche und niederländische Inseln bedroht“, schreibt Franke.
       
       „Das alles ist eine schwere Verletzung der Natur“, sagt Tanja Schlampp,
       Initiative Wattenmeer-Schutz Cuxhaven, der taz. „Und das ist nur eins von
       vielen Beispielen, von der CO2-Verpressung in den Meeresboden bis zu
       LNG-Terminals.
       
       Minister Meyer hat sich auf taz-Anfrage klar positioniert: „Aus Sicht der
       Umwelt, des Klimas, des Naturschutzes, des Schutzes der Inseln und des
       Wattenmeers sowie im Sinne des Erhalts des Weltnaturerbe-Status des
       Wattenmeeres ist die beantragte Gasförderung vor Borkum zur Zeit nicht
       genehmigungsfähig“, schreibt seine Pressestelle.
       
       4 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Harff-Peter Schönherr
       
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