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       # taz.de -- Atom-Aus in Deutschland: Union will AKW-Ausstieg überprüfen
       
       > CDU und CSU setzen auf einen Untersuchungsausschuss. Die Grünen sehen
       > darin ein „wahltaktisches Manöver“.
       
   IMG Bild: Wollen einen Untersuchungsausschuss im Bundestag zum Atomausstieg der Regierung: Oppositionspolitiker Merz und Dobrindt
       
       Berlin taz | Die Union will im Bundestag einen Untersuchungsausschuss zu
       den Umständen [1][des Atomausstiegs] im April 2023 einsetzen. Einen
       entsprechenden Antrag werde seine Fraktion in der kommenden Woche
       einbringen, sagte Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der
       CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am Dienstag in Berlin. Die Fraktion werde im
       Laufe des Dienstagsnachmittags einem entsprechenden Vorschlag von CDU-Chef
       Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zustimmen. In
       dem Untersuchungsausschuss soll es vor allem um die Frage gehen, ob im von
       Robert Habeck (Grüne) geführten Wirtschaftsministerium [2][Einschätzungen
       der Fachebene übergangen wurden], dass die damals drei verbliebenen AKWs
       länger hätten laufen können.
       
       „Die uns vorliegenden Informationen drängen die Schlussfolgerung auf, dass
       die Bundesregierung in einer entscheidenden Frage unserer nationalen
       Energiesicherheit nicht zum Wohle Deutschlands, sondern ausschließlich nach
       der Logik grüner Parteipolitik entschieden hat“, heißt es in dem Brief von
       Merz und Dobrindt an die Fraktion. Der Untersuchungszeitraum soll am 24.
       Februar 2022 beginnen, die konstituierende Sitzung noch vor der Sommerpause
       stattfinden. Der [3][Einsetzung eines Untersuchungsausschusses] muss ein
       Viertel der Bundestagsabgeordneten zustimmen, die Stimmen der Union reichen
       dafür. Nach dem gängigen Verteilungsverfahren würde der Union der Vorsitz
       zufallen.
       
       Neben Habeck und der für nukelare Sicherheit zuständigen Umweltministerin
       Steffi Lemke (Grüne) wäre auch das Bundeskanzleramt von der Untersuchung
       betroffen, betonte Merz. Man wolle klären, ob es wirklich eine
       vorurteilsfreie Prüfung oder zuvor eine parteipolitische Festlegung gegeben
       habe und ob die Öffentlichkeit darüber richtig informiert worden sei. „Es
       ist kein Untersuchungsausschuss gegen die politische Entscheidung der
       Bundesregierung aus der Kernenergie auszusteigen“, sagte Merz – auch wenn
       man diese für falsch halte. Ursprünglich geht der Atomausstieg auf die
       schwarz-gelbe Bundesregierung unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel
       (CDU) zurück.
       
       Aus den Ministerien habe man bisher nur unvollständige und geschwärzte
       Unterlagen erhalten. [4][Hintergrund ist ein Bericht des Magazins
       Cicero,]wonach sowohl im Wirtschafts- als auch im Umweltministerium 2022
       interne Bedenken zum damals noch für den folgenden Jahreswechsel geplanten
       Atomausstieg unterdrückt worden sein sollen. Beide Ministerien bestreiten
       dies, auch unabhängige Expert*innen hatten den Bericht nach Erscheinen
       als aufgebauscht bezeichnet.
       
       ## Grüne weisen Vorwürfe zurück
       
       Lemke verteidigte die Entscheidungsfindung zur Abschaltung erneut. „Eine
       der transparentesten Entscheidungen, die im Jahr 22 getroffen worden ist,
       war die Frage: Lassen wir AKWs länger am Netz laufen?“, sagte sie im
       Deutschlandfunk. Alles sei öffentlich nachvollziehbar gewesen. „Das BMWK
       hat bereits während der Entscheidungsfindung in der Zeit der akuten
       Energiekrise als auch in den letzten Wochen umfassende Informationen zur
       Verfügung gestellt und die Entscheidung transparent gemacht“, hieß es auf
       Anfrage der taz aus Habecks Wirtschaftsministerium.
       
       Auch die grüne Fraktionschefin im Bundestag, Katharina Dröge, wies die
       Vorwürfe der Union zurück. „Wir haben keine Frage schon 2022 so öffentlich
       und so intensiv diskutiert wie die Frage, ob ein kurzfristiger
       Weiterbetrieb von drei Atomkraftwerken notwendig ist“, sagte sie und
       verwies auf Stresstests, die Aussagen der AKW-Betreiber und Erklärungen der
       Bundesregierung über den Stand der internen Beratungen. „Alle Fragen sind
       aus meiner Sicht erklärt und beantwortet worden.“ Es sei fragwürdig, dass
       die CDU ganz normale ministerielle Beratungsprozesse – „wahrscheinlich aus
       wahlkampftaktischen Manövern“ – zu skandalisieren versuche. Am Ende sei es
       Aufgabe der Politik, Entscheidungen zu treffen.
       
       4 Jun 2024
       
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