URI: 
       # taz.de -- „Urbane Mitte“ in Kreuzberg: Unfreundliche Übernahme
       
       > Bausenator Christian Gaebler entmachtet Friedrichshain-Kreuzberg bei
       > umstrittenem Bauvorhaben am Gleisdreieck. Die Grünen im Bezirk sind
       > fassungslos.
       
   IMG Bild: Investorenträume am Rand des Gleisdreieckparks in Kreuzberg
       
       Berlin taz | Im Streit um das Bauvorhaben „Urbane Mitte“ am
       Gleisdreieckpark hat Bausenator Christian Gaebler (SPD) Nägel mit Köpfen
       gemacht und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Montag einen Teil der
       Planung entzogen. Der Protest der in Friedrichshain-Kreuzberg dominierenden
       Grünen kam postwendend.
       
       So erklärt Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt auf taz-Nachfrage, er habe
       den Eindruck, „dass hier ein politisches Exempel statuiert werden soll,
       welches weitere Einschränkungen der bezirklichen Planungshoheit vorbereiten
       soll“. Für den Grünen-Politiker reiht sich [1][der Entzug der
       Zuständigkeit] am U-Bahnhof Gleisdreieck in Kreuzberg dabei ein „in eine
       Folge politischer Positionierungen des Senats zugunsten von aus der Zeit
       gefallenen Bauprojekten“.
       
       Julian Schwarze, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der
       Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, sieht das genauso. „Da frage ich mich,
       welche Rolle sollen die Bezirke denn überhaupt noch spielen und für wen
       planen wir hier eigentlich die Stadt?“, sagt Schwarze zur taz. Wie so
       häufig stelle sich der schwarz-rote Senat auch am Gleisdreieck „einseitig
       auf die Seite des Investors“ und verhindere „zeitgemäße Anpassungen der
       Planungen“, so Schwarze.
       
       ## 24.000 Quadratmeter vor allem für Büros
       
       Konkret geht es am Rand des Gleisdreieckparks um das kleinere von zwei
       Teilbauvorhaben: die „Urbane Mitte Süd“ mit [2][zwei Gebäuden mit fast
       24.000 Quadratmeter Geschossfläche, vorgesehen vor allem für Büros und
       sonstiges Gewerbe]. Wobei sich SPD-Senator Gaebler bei der nun vollzogenen
       unfreundlichen Übernahme der Planung auf einen Rahmenvertrag von 2005
       beruft, der dem damaligen Investor die Errichtung von Gewerbeflächen auf
       dem Areal zusicherte.
       
       Der Bezirk läuft [3][gegen den Uraltplan] schon seit Jahren Sturm.
       Gleichwohl schien der Widerstand lange aussichtslos. Denn bei
       Projektänderungen stünden dem Investor bis zu 150 Millionen Euro
       Schadensersatz zu. So zumindest die Argumentation des Senats.
       
       Auch das ist Schnee von gestern, heißt es hierzu aus
       Friedrichshain-Kreuzberg. Schließlich [4][kam Anfang des Jahres ein vom
       Bezirksamt in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zu einem gänzlich anderen
       Schluss]. Demnach sei der Rahmenvertrag von 2005 zwar gültig, der darin
       vereinbarte Entschädigungsmechanismus aber unwirksam.
       
       Bausenator Christian Gaebler ficht das nicht an. Er habe
       Friedrichshain-Kreuzberg schon im März angewiesen, die Planungen jetzt mal
       „zeitnah und zügig fortzuführen“. Dem sei man nicht nachgekommen. Folglich
       musste er nun handeln, der Investor habe ja „bereits erhebliche
       Vorleistungen“ geleistet. „Es geht darum, Vertrauensschaden vom Land Berlin
       abzuwenden“, beschied Gaebler am Montag dem entmachteten Bezirk. Eine
       Begründung, die Grünen-Politiker Julian Schwarze mit nur einem Wort
       kommentiert: „hanebüchen“.
       
       ## Auch Linke kritisiert „klimapolitischen Wahnsinn“
       
       Katalin Gennburg, die Sprecherin für Stadtentwicklung der Linksfraktion,
       wird noch deutlicher. „Während in Berlin bereits über eine Million
       Quadratmeter Bürofläche leerstehen, setzt sich Betonsenator Gaebler für den
       Bau eines zweiten Potsdamer Platzes im Gleisdreieckpark ein“, sagt
       Gennburg.
       
       Das sei nicht nur „klimapolitischer Wahnsinn“ in Diensten eines „windigen“
       Investors. Es gebe, so die Linken-Politikerin, auch einen Vorgeschmack auf
       „die Basta-Politik“, die mit dem vom Senat am Dienstag im Entwurf
       beschlossenen Schneller-Bauen-Gesetz „zum Standard werden soll“.
       
       4 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zaun-um-Goerlitzer-Park/!5994792
   DIR [2] https://www.berlin.de/sen/sbw/presse/pressemeldungen/pressemitteilung.1452637.php
   DIR [3] /Investoren-planen-Buerogebaeude-am-Park/!5733580
   DIR [4] /Urbane-Mitte-am-Gleisdreieck/!5985818
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rainer Rutz
       
       ## TAGS
       
   DIR Friedrichshain-Kreuzberg
   DIR Stadtentwicklung
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
   DIR Grüne Berlin
   DIR Berliner Bezirke
   DIR Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
   DIR Berliner Senat
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
   DIR Park am Gleisdreieck
   DIR Friedrichshain-Kreuzberg
   DIR Wohnungspolitik
   DIR Wohnungsbau
   DIR Park am Gleisdreieck
   DIR Park am Gleisdreieck
   DIR Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Umstrittene Bürotürme in Kreuzberg: Nichts ist im grünen Bereich
       
       Die Planungen für das umstrittene Bauprojekt „Urbane Mitte“ gehen munter
       voran. Der Investor klagt unterdessen gegen die Kritik einer
       Bürgerinitiative.
       
   DIR Dauergezerre um Bürohochhäuser: Der Senat übernimmt am Gleisdreieck
       
       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat nach einem Beschluss der
       Landesregierung beim Projekt „Urbane Mitte“ nun gar nichts mehr zu sagen.
       
   DIR Hochhaus-Pläne in Berlin-Friedrichshain: SPD-Bausenator Gaebler macht kurzen Prozess
       
       Im Streit um ein riesiges Investorenprojekt an der Warschauer Straße
       entmachtet der schwarz-rote Senat erneut den Bezirk
       Friedrichshain-Kreuzberg.
       
   DIR Die Melodien des Gleisdreieckparks: Auf Klangsuche mit einem ungewöhnlichen Künstler
       
       Für Jazzmusiker Paul Brody ist der Gleisdreieckpark eine
       Inspirationsquelle. So sehr, dass seine Musik ein akustisches Abbild des
       Parks geworden ist.
       
   DIR Umstrittene Bürotürme in Kreuzberg: Die Drohgebärden des Bausenators
       
       Der Streit zwischen Senat und Friedrichshain-Kreuzberg um das Büroprojekt
       „Urbane Mitte“ am Gleisdreieckpark geht in die nächste Konfrontationsrunde.
       
   DIR Schneller-Bauen-Gesetz: Bauen ist nicht alles
       
       Gegen beschleunigte Planungsverfahren ist nichts einzuwenden. Doch das neue
       Gesetz soll vor allem Bezirke entmachten. Leidtragende ist das Klima.
       
   DIR Wohnungspolitik in Berlin: Schnelle Kritik an schneller bauen
       
       Der schwarz-rote Senat stellt sich hinter den Gesetzentwurf von Bausenator
       Christian Gaebler (SPD). Der soll den Wohnungsbau beschleunigen.
       
   DIR Urbane Mitte am Gleisdreieck: Politik darf doch mitbestimmen
       
       Die Pläne für Bürohochhäuser am Gleisdreieckspark dürfen verändert werden.
       Ein Gutachten sieht keine Entschädigung für den Investor.
       
   DIR Gutachten zum Neubau am Gleisdreieckpark: Gut für Stadt und Demokratie
       
       Berlin braucht keine neuen Bürotürme. Vor allem aber braucht es keine
       Politiker, die sich Investoren ausliefern. Eine Studie könnte beides
       befördern.
       
   DIR Büro-Visionen am Gleisdreieck: Die Zukunft verbaut
       
       Sieben Bürohochhäuser sollen am Gleisdreieckpark entstehen. Es werden
       Denkmäler einer Zeit, in der Berlins Stadtentwicklung den falschen Weg
       einschlug.