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       # taz.de -- Novak Đoković verlässt French Open: Die nächste Götterdämmerung
       
       > Novak Đoković, 37, muss wegen einer Verletzung auf das Viertelfinale der
       > French Open verzichten. Ist dies der Abschied einer weiteren Tennisgröße?
       
   IMG Bild: Gegen Francisco Cerúndolo stand Đoković noch einmal auf und gewann. Jetzt muss der Serbe pausieren
       
       Es war am Dienstag um kurz vor 17 Uhr, als die Zeit bei den French Open für
       einen kurzen Moment stillstand. Die Veranstalter des zweiten
       Grand-Slam-Turniers des Jahres hatten per Pressemitteilung verkündet, dass
       Novak Đoković wegen eines Einrisses seines Innenmeniskus im Knie das
       Turnier nicht würde weiterspielen können. Kurz darauf bestätigte der Serbe
       dies [1][über seine Social-Media-Kanäle.]
       
       Es ist ein Schock für das Turnier im Stade de Roland Garros. [2][Nach
       Rafael Nadal,] der sich bereits nach der ersten Runde aus Paris
       verabschiedet hatte, streicht nun auch der letzte Verbliebene aus der Ära
       der Großen Drei die Segel. Und es ist nicht ganz klar, ob der 37-Jährige
       überhaupt noch mal wiederkommen wird zu diesem Sandplatzklassiker.
       
       Man muss sich das mal vorstellen: Dieses Mal wird bei den French Open
       erstmals seit 2004 weder Roger Federer, der seine Karriere vor zwei Jahren
       beendet hat, noch Nadal, noch Đoković im Finale stehen. Die Götterdämmerung
       im Männer-Tennis schreitet mit großen Schritten voran. Dazu passt: Ab der
       kommenden Woche wird Đoković nach 427 (!) Wochen [3][an der Spitze der
       Männer-Weltrangliste] auch nicht mehr auf diesem Tennis-Thron, der für ihn
       über die Jahre ein gemütlicher Fernsehsessel geworden ist, sitzen.
       
       Jannik Sinner, der forsche und höchst talentierte Italiener wird die
       Spitzenposition übernehmen. Der 22-Jährige rauscht bisher in Paris durch
       das Turnier. Genau wie Carlos Alcaraz, 21, den viele wegen seiner
       kraftvollen Spielweise mit Nadal vergleichen. Den beiden gehört nicht nur
       die Zukunft im Tennis, sie sind auch jetzt schon die Gegenwart. Für Đoković
       wird es jetzt schwer, dranzubleiben. Comebacks mit 37 werden nicht
       einfacher.
       
       ## Seltsam einsilbige Auftritte
       
       Es waren merkwürdige Tage von Đoković bei diesen French Open. Der Serbe
       wirkte bei seinen wenigen Presserunden seltsam einsilbig, seine langen
       Monologe fanden dieses Mal nicht statt. Er erklärt ja gerne mal den
       Menschen das Leben. Vielen Medienleuten hier in Paris sind die ersten
       Auftritte von Đoković zu Beginn der vergangenen Woche noch gut in
       Erinnerung. Đoković wirkte sperrig, fast schon beleidigt. Daran änderten
       auch seine beiden Dreisatzsiege zum Auftakt gegen Pierre-Hugues Herbert und
       Roberto Carballés Baena nichts.
       
       Der Weltranglistenerste schien sich, das war der Eindruck, selber nicht so
       recht über den Weg zu trauen. Nach seinem Sieg in der ersten Runde gewährte
       er diesbezüglich einen kleinen Einblick in sein Inneres. Er ließ
       durchblicken, dass 2024 abseits der Tennisplätze sich manches zugetragen
       hat, was sein Tennis beeinflusst hatte. „Es geht um verschiedene Dinge, die
       in den letzten Monaten passiert sind, aber ich möchte nicht näher darauf
       eingehen. Ich hoffe, Sie verstehen das. Ich möchte nur nicht die Büchse der
       Pandora öffnen und über Dinge reden. Ich versuche einfach, mich auf das zu
       konzentrieren, was getan werden muss“, sagte er.
       
       Was passiert sei, sei passiert. „Es ist Vergangenheit. Es ist etwas, das
       ich nicht mehr beeinflussen kann, aber ich kann lernen, bestimmte Dinge zu
       korrigieren und die Dinge richtigzustellen, die falsch sind und wirklich
       nicht dem Zweck meiner höchsten Leistungsstufe dienen.“
       
       ## Im Kampf gegen das Alter
       
       Man kennt das von Đoković, an schlechten Tagen bleibt er vorzugsweise im
       Nebulösen. Er lässt die Leute im Unklaren. Es gibt Kritiker, die ihm das
       als Taktik auslegen. Genauso wie manche Verhaltensweisen auf dem Court.
       Seine Klasse ist immer noch unbestritten. Sowohl gegen Lorenzo Musetti als
       auch gegen Francisco Cerúndolo im Achtelfinale verwandelte Đoković jeweils
       1:2-Satzrückstände in glorreiche Fünfsatzsiege. Beide Matches waren
       kräftezehrend, gingen weit über vier Stunden.
       
       Im Spiel gegen Cerúndolo zog er sich dann die Verletzung zu. Đoković
       rutschte mehrfach aus, er humpelte und musste sich noch auf dem Platz
       behandeln lassen. Da dachten schon wieder viele seiner Kritiker, es sei
       lediglich ein Kniff. Auch weil er nach der Einnahme von Schmerzmitteln
       wenig später wieder ganz der Alte war und sogar einen Punkt per
       Spagat-Schlag erzielte.
       
       Aber die Verletzung war doch real. Und jetzt trifft etwas fast Tragisches
       für Đoković ein: Er, der 24-fache Grand-Slam-Sieger, wird in den nächsten
       Wochen nicht Tennis spielen können. Im Kampf gegen das Altern verliert er
       wichtige Zeit. Zeit, die der vom Erfolg Besessene eigentlich nicht mehr
       hat.
       
       5 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Bellstedt
       
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