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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Familien veröffentlichen Geiselvideo
       
       > Ein Video zeigt israelische Soldatinnen, die in Gaza als Geiseln gehalten
       > werden. Israels Regierung will wieder über Freilassungen verhandeln.
       
   IMG Bild: Eine Polizistin hält die Hand einer weinenden Frau, die Mittwochabend in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln demonstriert hat
       
       ## Israel will Geisel-Verhandlungen fortsetzen
       
       Israels Regierung will nach der Veröffentlichung verstörender
       Videoaufnahmen von der Entführung fünf israelischer Soldatinnen die
       Gespräche über eine Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen
       Geiseln wieder aufnehmen. Das Kriegskabinett wies das Verhandlungsteam an,
       die Bemühungen um eine Freilassung der Entführten fortzusetzen, berichteten
       israelische Medien in der Nacht zum Donnerstag unter Verweis auf eine
       Erklärung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
       
       Währenddessen protestierten in Tel Aviv und in Jerusalem Tausende Menschen
       und forderten die sofortige Freilassung der Geiseln, die während des
       Hamas-Massakers am 7. Oktober verschleppt worden waren. Die Familien der
       Entführten riefen die israelische Regierung dazu auf, „nicht einen einzigen
       Moment mehr zu vergeuden“ und sofort an den Verhandlungstisch
       zurückzukehren.
       
       ## Video von Entführung israelischer Soldatinnen veröffentlicht
       
       Das Forum der Geisel-Familien in Israel hat Aufnahmen veröffentlicht, auf
       denen die Entführung von fünf israelischen Soldatinnen beim beispiellosen
       Großangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober zu sehen ist. In dem
       dreiminütigen Video, das mit Zustimmung der Familien am Mittwoch
       veröffentlicht wurde, sind die Frauen in Pyjamas auf dem Boden mit
       gefesselten Händen zu sehen, einige mit Blut im Gesicht. Am Ende des Videos
       ist zu sehen, wie sie von Militanten in einem Militärjeep unter Schreien
       weggebracht werden.
       
       Die Frauen waren im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee
       im Einsatz gewesen. Sie sind offensichtlich verängstigt und haben die Arme
       hinten den Rücken gebunden. Terroristen schreien sie immer wieder an und
       bedrohen sie.
       
       Die Aufnahmen stammen nach Angaben des Forums der Geisel-Familien aus einem
       zweistündigen Video, das von Hamas-Kämpfern während des Angriffs mit einer
       Körperkamera gemacht worden war. „Es ist Zeit zu handeln, sonst wird das
       Blut meiner Schwester und anderer Geiseln an den Händen“ der israelischen
       Behörden kleben, sagte eine Schwester einer der als Geiseln genommenen
       Soldatinnen der Nachrichtenagentur AFP. Der einzige Sieg sei, sie „schnell
       und lebendig zurückzubringen“.
       
       Das Forum der Geisel-Familien erklärte, die Aufnahmen zeigten, wie
       gewalttätig und erniedrigend die Frauen behandelt worden seien. Die
       Aufnahmen seien zusammengeschnitten und zensiert worden, um die
       „verstörendsten Szenen“ nicht zu zeigen. Die islamistische Hamas erklärte,
       die Videoaufnahmen seien mit einer Auswahl von Bildern „manipuliert“
       worden. (afp/dpa)
       
       ## Galant treibt Siedlungsbau im Westjordanland voran
       
       Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant treibt die
       Wiederbesiedlung von vier Ortschaften im nördlichen Westjordanland voran,
       die 2005 geräumt worden waren. Als „historischen Schritt“ bezeichnete
       Galant laut Medienberichten am Mittwoch die Aufhebung von Anordnungen, die
       Israelis verboten hatten, das Gebiet der ehemaligen Siedlungen Ganim, Kadim
       und Sanur zu betreten. Der Zutritt zu einer vierten Siedlung war bereits
       zuvor genehmigt worden. (dpa)
       
       ## Merz kritisiert Regierungssprecher wegen Aussage zu Netanjahu
       
       Die Frage einer Umsetzung eines möglichen Haftbefehls des Internationalen
       Strafgerichtshofs gegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in
       Deutschland eine scharfe Debatte ausgelöst. CDU-Chef Friedrich Merz
       kritisierte am Mittwoch, dass die Bundesregierung nicht wie von Israel
       gefordert ausschließt, dass ein Haftbefehl in Deutschland vollstreckt
       würde. Er sprach gegenüber der Bild von einem „Skandal“.
       
       Zuvor hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin auf die Frage,
       ob sich [1][die Bundesregierung grundsätzlich an Entscheidungen des IStGH
       halten werde], gesagt: „Wir halten uns an Recht und Gesetz.“ Deutschland
       sei „grundsätzlich“ Unterstützer des Internationalen Strafgerichtshofes und
       dabei bleibe es. Es gehe aber um eine hypothetische Frage, zumal der
       Strafgerichtshof nicht einmal entschieden habe, ob er [2][dem Antrag des
       Chefanklägers Karim Khan] überhaupt folgt.
       
       Dieser hatte internationale Haftbefehle gegen drei Hamas-Anführer, aber
       auch gegen Netanjahu und den israelischen Verteidigungsminister Joaw
       Gallant beantragt – zum einen wegen des Hamas-Überfalls auf Israel, zum
       anderen wegen der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen. Kanzleramt
       und Außenministerium kritisierten daraufhin, dass [3][der Eindruck einer
       Gleichsetzung entstehe]. (rtr)
       
       23 May 2024
       
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