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       # taz.de -- Unglück auf Mallorca: „Wie eine Bombe“
       
       > Beim Einsturz eines Strandlokals am Ballermann sterben auf der
       > Ferieninsel vier Menschen, darunter zwei deutsche Frauen. Es ist nicht
       > der erste Fall.
       
   IMG Bild: Zwei Polizisten stehen am Freitagmorgen vor dem eingestürzten Lokal an der Playa de Palma auf Mallorca
       
       Palma dpa | Beim Einsturz eines voll besetzten Restaurants an der Playa de
       Palma auf [1][Mallorca] sind zwei deutsche Frauen und zwei weitere Menschen
       ums Leben gekommen. Die deutschen Todesopfer seien 20 und 30 Jahre alt,
       teilte die Polizei in Palma am Freitag mit. Zudem seien beim Unglück am
       Donnerstagabend eine 23-jährige Spanierin und ein 44 Jahre alter Mann aus
       dem Senegal getötet worden. Bei den deutschen Todesopfern handele es sich
       mutmaßlich um Urlauberinnen, hieß es auf Anfrage.
       
       16 Verletzte wurden den amtlichen Angaben zufolge am Freitag noch in
       verschiedenen Krankenhäusern der bei deutschen Urlaubern sehr beliebten
       Mittelmeer-Insel behandelt. Sieben der Verletzten waren in kritischem
       Zustand. Die neun restlichen seien alle schwer verletzt, aber außer
       Lebensgefahr.
       
       Der Chef der Feuerwehr von Palma, Eder García, hatte in der Nacht auf
       Freitag gesagt, bei den meisten Betroffenen handele es sich wohl um
       Ausländer „verschiedener Nationalitäten und mittleren Alters“. Eine der ums
       Leben gekommenen Frauen habe im Lokal gearbeitet, schrieben die Zeitung El
       País und andere Medien.
       
       ## Spanien ist geschockt
       
       Das Unglück erschütterte zu später Stunde nicht nur die Balearen, sondern
       ganz Spanien. In Madrid sprach Ministerpräsident Pedro Sánchez auf X,
       vormals Twitter, den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und betonte:
       „Ich verfolge aufmerksam die Folgen des schrecklichen Einsturzes am Strand
       von Palma.“
       
       Der Unfall geschah direkt am Strand, nur circa einen Kilometer von den
       Kultlokalen Megapark und [2][Bierkönig] entfernt. Das Gebäude des Medusa
       Beach Club stürzte gegen 20.30 Uhr ein. Der erste Stock sei dabei sofort
       bis zum Keller eingebrochen, wo auch sehr viele Gäste zu Abend gegessen
       hätten, berichteten El País und andere Medien unter Berufung auf
       Augenzeugen. Eine erste Überprüfung habe ergeben, dass die Überlastung des
       ersten Stockwerks eine mögliche Ursache für den Einsturz sei, sagte
       Feuerwehrchef García.
       
       Am frühen Freitagmorgen hatten Einsatzkräfte unter den Trümmern noch
       fieberhaft nach Opfern gesucht. Ein Polizeisprecher hatte aber kurz vor
       Mitternacht gute Nachrichten übermittelt: „Mit 90-prozentiger Sicherheit“
       seien unter den Trümmern keine Opfer mehr, sagte er auf Nachfrage der
       Deutschen Presse-Agentur. Weitere Opfer wurden bis Freitag nicht mehr
       geborgen.
       
       ## Das Restaurant war gut besucht
       
       Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das
       Gebäude an der Straße Cartago schnell wie ein Kartenhaus, aber mit lautem
       Getöse in sich zusammenfiel. „Es hörte sich wie eine Bombe an“, erzählte er
       einem Reporter der Regionalzeitung Última Hora. Andere Menschen sagten, das
       Gebäude sei erst „vor ein paar Jahren“ renoviert worden. Der Teil im ersten
       Stock, der einstürzte, sei als Chill-out-Bereich benutzt worden.
       
       Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das
       zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien.
       Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der mallorquinischen
       Notfalldienste seien schnell vor Ort gewesen. Die angrenzenden Lokale und
       Wohnhäuser wurden aufgrund von Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet
       abgeriegelt. Psychologen und Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden
       nach dem Einsturz Leichtverletzte, Angehörige der Opfer und sichtlich
       mitgenommene Zeugen der Tragödie.
       
       Bis zu 1.000 Menschen hätten sich unmittelbar nach dem Einsturz vor dem
       Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen Diario de Mallorca
       und Última Hora. Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben,
       Schaulustige debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste
       die Polizei die Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die
       Stimmen möglicher Überlebender unter den Trümmern hören könnten.
       
       ## Dreitägige Trauer auf Mallorca
       
       Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, der Bürgermeister von
       Palma, Jaime Martínez, und der erste stellvertretende Bürgermeister, Javier
       Bonet, fuhren ebenfalls schnell zum Strand, um sich vor Ort ein Bild von
       der Tragödie und den Rettungsarbeiten zu machen. Bürgermeister Martínez
       rief eine dreitägige Trauer aus.
       
       Nach dem Start der Party-Saison sind seit Ende April wieder zahlreiche
       Touristen am Playa de Palma, die – anders als die Besucher der englischen
       Partyhochburg Magaluf westlich von Palma – mehrheitlich aus Deutschland
       kommen.
       
       Auf den Balearen, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, ist
       die Touristensaison bereits in vollem Gange. Mallorca ist bei Deutschen als
       Urlaubsinsel sehr beliebt. Im vergangenen Jahr besuchten offiziellen
       Angaben zufolge mehr als 14 Millionen Touristen die Balearen.
       
       Im Jahr 2009 waren beim Einsturz eines dreistöckigen Gebäudes in Palma de
       Mallorca sieben Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen waren zwei
       Deutsche und drei Kolumbianer.
       
       24 May 2024
       
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