# taz.de -- Kommunalwahl in Thüringen: Kein Sieg ist nicht genug
> Die Maske der AfD ist schon lange gefallen, selbst internationale
> Verbündete wenden sich von ihr ab. Trotzdem holt sie in Thüringen
> tausende Stimmen.
IMG Bild: Wahlplakat in Schwarza, Thüringen: Die AfD inszeniert sich als Opfer – und erreicht damit Tausende
Die [1][Nachricht am späten Abend] klang nicht schlecht: Die AfD konnte
sich nirgends durchsetzen. Keine AfD-Landrät:innen, keine
AfD-Oberbürgermeister:innen im ersten Wahlgang. Aber die Auszählungen am
Sonntag in Thüringen [2][gingen in der Nacht weiter] – und bei den
kommunalen Parlamenten bekam die AfD teilweise deutlich mehr als 30
Prozent. Je später die Nacht, desto blauer die Ergebnisse.
Die Zahlen zeigen deutlich: die jüngsten [3][AfD-Skandale finden viele
Wähler:innen in Thüringen] verschmerzbar. Für sie ist es offenbar okay,
wenn Parteifunktionäre SA-Parolen normalisieren oder SS-Verbrechen
verharmlosen. Oder mit Spionage- oder Schmiergeldvorwürfen konfrontiert
sind.
Woran liegt das? Finden die Wähler:innen einfach Nazis gut? Ein Teil
sicherlich. Verfängt das Narrativ der AfD, als einzig wahre Opposition eine
große Verschwörung verhindern zu wollen, weil die Wähler:innen
leichtgläubig sind? Nicht unbedingt. Es ist wichtig, in einer Demokratie
Oppositionsrechte zu verteidigen und im Zweifel schnell hellhörig zu
werden. Allerdings ist die AfD erschreckend gut im Geschichtenerzählen.
Sie inszeniert sich dabei [4][nicht nur als Opfer, sondern als Heldin in]
Not, als unterdrückte Freiheitskämpferin. Aber während sie das erzählt, tut
sie ganz anderes – doch das ist für Wähler:innen schwer zu erkennen.
## Die AfD ist gut im Geschichten erzählen
Die AfD-Kandidat:innen poltert lautstark auf kommunalen Wahlveranstaltungen
über bundesweite Probleme. Später bringen sie sich in die politische Arbeit
kaum ein und lassen die Aufgaben vor Ort schleifen. Björn Höcke jammert, er
sei ein politisch Verfolgter, dem – so glaubt er – der Staat den Mund
verbieten wolle und bittet um Spenden. Gleichzeitig spricht der Thüringer
AfD-Fraktionschef mit wohl fünfstelligem Monatseinkommen zu tausenden
Menschen und verleitet sie per Handbewegung dazu, seine NS-Parolen zu
wiederholen.
Das verfängt und zeigt sich in Wahlergebnissen. Schwer zu sagen, was
dagegen hilft. Die AfD ist so gut darin, Geschichten zu erzählen, dass es
sie offenbar nicht einmal entlarvt, wenn sich [5][internationale Verbündete
von ihr abwenden], wie nach der SS-Verharmlosung.
Was aber auf keinen Fall hilft: sich an vermeintlich guten Nachrichten
festzuklammern, wie etwa der, dass sich die AfD nirgends durchsetzen
konnte. Das reicht nicht. Das Ziel sollte bleiben, dass die AfD verliert.
27 May 2024
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## AUTOREN
DIR David Muschenich
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