URI: 
       # taz.de -- Die Wahrheit: Gärtnern wie ein König
       
       > Irlands organisierte Blumenfreunde sind schon arge Schnarchblüten. Zum
       > Glück neigen sie nicht zu Wutausbrüchen wie manche blumigen Politiker.
       
       Irlands Gärtner wollen königlich bleiben. Die Royal Horticultural Society
       of Ireland hat vor drei Wochen mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, das
       Wort „Royal“ im Namen beizubehalten. Von den 1.600 Mitgliedern nahm aber
       nicht mal ein Drittel an der Abstimmung teil. Die übrigen waren mit
       Blumengießen beschäftigt, da es ausnahmsweise eine Weile nicht geregnet
       hatte.
       
       Die Gesellschaft war 1816 in einer Kneipe im Süden Dublins als
       Horticultural Society of Ireland gegründet worden, aber schon bald besann
       man sich und fügte das Wort „Royal“ hinzu, was auf allgemeine Zustimmung
       stieß. Auch diesmal ging es bei der Abstimmung gesittet zu, sagte der
       Vorsitzende Philip Hollwey. Rosenzüchter neigen nicht zu Wutausbrüchen.
       „Wir hängen nicht an dem Namen, weil wir mit irgendetwas Königlichem
       verbunden sind“, sagte er ziemlich verschwurbelt. „Es geht eher darum, die
       Dinge so zu belassen, wie sie sind, als für oder gegen das Königtum zu
       sein.“
       
       Die Gesellschaft beschreibt sich selbst als „moderne Organisation mit einer
       Leidenschaft für alles, was grünt und blüht“. Diese Leidenschaft teilt man
       immerhin mit König Charles III. Schließlich gab aber das finanzielle
       Argument den Ausschlag. Die Kosten für eine Umbenennung hätten sich auf
       Zehntausende Euro belaufen, sagte Hollwey. Hätten die Mitglieder ihre
       Visitenkarten ändern müssen?
       
       In Nordirland hätte die Entscheidung der Blumenfreunde zumindest beim
       unionistischen Bevölkerungsteil eigentlich auf Begeisterung stoßen sollen.
       Ian Paisley Junior von der Democratic Unionist Party (DUP) ist aber bockig.
       Statt seine Pflanzen künftig von den königlichen Gärtnern aus Dublin zu
       importieren, will er persönlich Pflanzen aus Großbritannien nach Nordirland
       bringen. Die DUP hat ihren zwei Jahre währenden Boykott der nordirischen
       Regionalregierung im Februar zwar beendet, aber der Handel zwischen
       Großbritannien und Nordirland funktioniert laut Paisley immer noch nicht
       reibungslos.
       
       Ian Paisley, Sohn des 2014 verstorbenen Poltergeists gleichen Namens, ist
       im Gegensatz zum Vater recht einfältig. Er erklärte im Londoner Unterhaus:
       „Eine Wählerin sagte mir, dass Bestellungen für Pflanzen von einem
       englischen Großhändler abgelehnt wurden.“ Der habe ihr erklärt, sie solle
       es woanders versuchen und bloß nicht im Vereinigten Königreich kaufen. „Ich
       habe der Wählerin angeboten, dass ich als ihr Abgeordneter gern diese
       Pflanzen in meinem Handgepäck mitbringe“, sagte Paisley. „Gott helfe dem
       Beamten, der versucht, mich daran zu hindern.“
       
       Es sei dasselbe mit Keksen, lamentierte er: „Die EU versucht nicht, die
       Rezeptur zu ändern, aber sie versucht, das Etikett zu ändern, weil der
       Binnenmarkt durch das falsche Etikett geschädigt werden könnte.“ Die
       Unterhaus-Abgeordneten winkten ab: Paisley und die Unionisten seien ihnen
       lange genug auf den Keks gegangen.
       
       10 Jun 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Die Wahrheit
   DIR Irland
   DIR Blumen
   DIR Royals
   DIR Kolumne Die Wahrheit
   DIR Kolumne Die Wahrheit
   DIR Kolumne Die Wahrheit
   DIR Kolumne Die Wahrheit
   DIR Kolumne Die Wahrheit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahrheit: Emma im Schlafzimmer
       
       Die Tierwelt mag ja ganz niedlich sein, als unerwartete Gäste sind sie im
       eigenen Haus eher unerwünscht. Ausnahmen wie die hier bestätigen die Regel.
       
   DIR Die Wahrheit: Schottentod im Paradies
       
       Wer untertaucht, lebt gefährlich, das sollte bei der EM der abgetauchte
       schottische Fußballtrainer der von Deutschland besiegten Equipe beherzigen
       …
       
   DIR Die Wahrheit: Ein vergesslicher Auftragsmörder
       
       Wozu sind Tarnidentitäten gut, wenn man sie gar nicht sinnvoll nutzt? Ein
       irisch-amerikanischer Fall von Urkundenfälschung gibt Rätsel auf.
       
   DIR Die Wahrheit: Giraffen gegen Rotlichtsünder
       
       Statt den öffentlichen Nahverkehr in Dublin zu verbessern, lässt sich der
       grüne Verkehrsminister immer neue Schikanen für Autofahrer einfallen.
       
   DIR Die Wahrheit: Frauen in Skorts
       
       In Irland gibt es obskure Sportarten. Damit ist nicht nur Gaelic Football
       gemeint. Sondern auch die eine, bei der Frauen stets Röcke tragen sollten.