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       # taz.de -- Europawahlen und die progressive Szene: Moralische Defizite
       
       > Die AfD kann bei den Europawahlen auf große Erfolge verweisen. An dieser
       > Stelle hat die sich als progressiv verstehende Szene kläglich versagt.
       
   IMG Bild: Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla bei der Wahlparty am 9. Juni
       
       Nach dem [1][Durchmarsch der AfD bei der Europawahl] brodelt im
       links-progressiven Lager der Unmut. Mit knapp 15,9 Prozent ist die vom
       Verfassungsschutz beobachtete Partei zweitstärkste Kraft geworden.
       Angesichts der herben Verluste bei der Ampelkoalition pocht die siegreiche
       Union schon auf Neuwahlen.
       
       So mehren sich in der Echokammer der Wokeness die Stimmen, die ein
       [2][Verbot der AfD] fordern. Verbotsverfahren aber ziehen sich in die
       Länge, wie die 2003 und 2017 gescheiterten Anträge gegen die NPD zeigen.
       Der Aufruf kommt wie ein Armutszeugnis daher, als könnte man damit die
       Realität der Wahlschlappe aus den Angeln heben und die woke Weltanschauung
       per Dekret zur alleinigen Wahrheit erklären.
       
       Fakt ist, der EU-Wahlausgang entlarvt die moralischen Defizite des
       Wokismus. Wer gegen Nazis ist, sollte sich gegen Antisemitismus
       positionieren. Hier in der Heimat des Holocaust wäre das zu erwarten. Aber
       da hat der Wokismus kläglich versagt. Links-Progressive liebäugeln mit
       einem terroristischen Failed State und dämonisieren zugleich die einzige
       Demokratie des Nahen Ostens. Woke legen mehr Wert auf die Unantastbarkeit
       „israelkritischer“ Zeltlager an Unis als auf die körperliche Unversehrtheit
       derjenigen, die keine Kufiyas, sondern Kippas tragen.
       
       Einige, die gegen Nazis demonstrieren und [3][einen Davidstern tragen,
       werden von anderen Teilnehmenden wüst beschimpft.] Wer im Wahlkampf die
       innere Sicherheit thematisiert, wird automatisch als islamophob
       abgestempelt. [4][Geraldine Rauch, die Präsidentin der TU Berlin, die
       judenfeindliche Karikaturen gelikt hat, klebt an ihrem Sessel] und erfährt
       große Resonanz in der woken Community. Ein pietätloser Witz über den in
       Mannheim ermordeten Polizisten Rouven L. sorgt für Lachen in der Fraktion
       der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus.
       
       Solche „Einzelfälle“ werfen Fragen zu den Handlungsmaximen des Wokismus auf
       und machen eine kritische Betrachtung seiner gesellschaftspolitischen Rolle
       notwendig.
       
       12 Jun 2024
       
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