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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Erneute UN-Abstimmung über Waffenruhe
       
       > Der Grenzkorridor zwischen dem Gazastreifen und Ägypten soll unter
       > israelischer Kontrolle sein. Ein Resolutionsentwurf im UN-Sicherheitsrat
       > fordert eine sofortige Waffenruhe.
       
   IMG Bild: Rafah nach einem israelischen Luftangriff, von der Stadt Khan Yunis aus gesehen
       
       ## Armeevertreter: Israel kontrolliert Grenzkorridor zwischen Gazastreifen
       und Ägypten
       
       Die israelische Armee hat nach Angaben eines Militärvertreters die
       Kontrolle über einen 14 Kilometer langen Grenzkorridor zwischen dem
       Gazastreifen und Ägypten übernommen. „Wir haben die operative Kontrolle
       erlangt“, sagte der Militärvertreter, der nicht namentlich genannt werden
       wollte, am Mittwoch vor Journalisten. Der sogenannte Philadelphi-Korridor
       ist eine Sicherheitszone, die entlang der Grenze auf dem Gebiet des
       Gazastreifens verläuft.
       
       Der Korridor wurde 1979 durch das Friedensabkommen zwischen Israel und
       Ägypten geschaffen. Die israelische Armee nutzte ihn bis zu ihrem Rückzug
       aus dem Gazastreifen 2005 als Patrouillenweg. Israel vermutet seit langen,
       dass militante Gruppen in dem Palästinensergebiet den Korridor für den
       Waffenschmuggel nutzen. (afp)
       
       ## UN-Sicherheitsrat stimmt erneut über Waffenstillstand ab
       
       Algerien hat einen Entwurf für eine Resolution im UN-Sicherheitsrat in
       Umlauf gebracht, in dem eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen und ein
       Ende der israelischen [1][Militäroffensive in der südlichen Stadt Rafah]
       gefordert wird. Der Entwurf, der mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt,
       sieht vor, dass der Sicherheitsrat „beschließt, dass Israel, die
       Besatzungsmacht, seine Militäroffensive und alle anderen Aktionen in Rafah
       sofort einstellt“.
       
       Daneben wird eine Freilassung aller Geiseln gefordert, die beim Angriff der
       Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober verschleppt wurden.
       
       Der Entwurf fordert zudem, sich an [2][frühere Sicherheitsratsresolutionen]
       zu halten und alle Grenzübergänge zum Gazastreifen für humanitäre
       Hilfslieferungen zu öffnen. Die katastrophale Situation im Gazastreifen sei
       eine Gefahr für den regionalen und weltweiten Frieden und die Sicherheit,
       heißt es in dem Text. Gewarnt wird auch vor einer Hungersnot. Verurteilt
       werden „die wahllosen Angriffe auf Zivilisten, darunter Frauen und Kinder,
       und auf zivile Infrastruktur“.
       
       Einige Diplomaten sagten, sie hofften auf eine baldige Abstimmung,
       möglicherweise bereits am Mittwoch. „Wir hoffen, dass dies so schnell wie
       möglich geschehen kann, weil Leben auf dem Spiel stehen“, sagte der
       chinesische UN-Botschafter Fu Cong zu Journalisten. Die UN-Botschafterin
       der USA, Linda Thomas-Greenfield, sagte: „Wir warten darauf, ihn (den
       Entwurf) zu sehen und werden dann darauf reagieren.“ Die USA haben mehrere
       Resolutionen, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen fordern, mit ihrem
       Veto gestoppt.
       
       Auch der Zusammenschluss von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond (IFRC) fordert
       eine Feuerpause. „Wir brauchen dringend eine politische Lösung, die es uns
       ermöglicht, eine Waffenruhe zu erreichen, um Hilfe zu leisten“, sagte
       IFRC-Präsidentin Kate Forbes Reuters. Bereits im Februar bei einem Besuch
       im Gazastreifen habe sie „grauenhaften“ Zustände beobachtet. „Es gab nicht
       genug Wohnraum. Es gab kein Wasser, es gab nicht genug Sanitäranlagen. Wir
       hatten ein Krankenhaus ohne Ausrüstung.“ (ap/rtr)
       
       ## Israels Truppen stoßen weiter in Rafah vor
       
       Israelische Bodentruppen sind unterdessen nach Augenzeugenberichten aus
       Rafah tiefer in die an Ägypten grenzende Stadt vorgedrungen. Demnach wurden
       am Dienstag auch im Stadtzentrum Truppen gesichtet. Panzer seien in der
       Nähe der Al-Awda-Moschee vorbeigefahren, einem zentralen Wahrzeichen von
       Rafah, schilderten Palästinenser in der Stadt dem Wall Street Journal.
       Vonseiten der israelischen Armee gab es zunächst keine Bestätigung dieser
       Berichte. Laut dem Armeerundfunk habe das Militär den fünf in der Stadt
       kämpfenden Brigaden eine weitere hinzugefügt, berichtete die US-Zeitung.
       Nach Aussagen eines Militärsprechers sind Israels Truppen auch in Nahkämpfe
       mit der Hamas verwickelt.
       
       Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John
       Kirby, sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, die
       US-Regierung halte eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah weiterhin für
       falsch. Davon könne beim Vorgehen des israelischen Militärs in der Stadt
       zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht die Rede sein, man beobachte die
       Entwicklungen aber sehr genau.
       
       Kirby war danach gefragt worden, ob Israel bei dem tödlichen Luftangriff am
       Wochenende eine von US-Präsident Joe Biden angesprochene [3][„rote Linie“]
       überschritten habe. Biden habe deutlich gemacht, dass er – sollte es dazu
       kommen – in Bezug auf die Unterstützung Israels möglicherweise anders
       entscheiden müsse, sagte Kirby. Der Angriff sei jedoch gerade erst
       passiert. Die Israelis untersuchten den Vorfall. Man verfolge, was sie
       dabei herausfinden. „Und dann werden wir sehen, wie es weitergeht.“ (dpa)
       
       ## Hilfslieferungen über provisorischen US-Hafen ausgesetzt
       
       Derweil stellen die USA Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen
       über die vom US-Militär errichtete provisorische Anlegestelle vorübergehend
       ein. Der an der Küste verankerte Pier sei bei rauem Seegang schwer
       beschädigt worden, sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina
       Singh am Dienstag in Washington. Die Anlage werde in den kommenden 48
       Stunden aus ihrer Verankerung gelöst und nach Aschdod geschleppt, wo das
       US-Militär Reparaturen vornehmen werde. Die israelische Stadt liegt gut 30
       Kilometer von Gaza entfernt.
       
       Die Reparaturen würden mindestens eine Woche dauern, sagte Singh. Danach
       müsse der Pier wieder an der Küste verankert werden. Die US-Regierung
       beabsichtige, die Hilfslieferungen über den Seeweg für die Menschen im
       Gazastreifen wieder aufzunehmen. (dpa)
       
       ## Berichte über neuen Vorschlag für Geisel-Abkommen
       
       Unterdessen sind die Aussichten auf eine Waffenruhe und die Freilassung der
       seit fast acht Monaten in Gaza festgehaltenen Geiseln ungewiss. Israel habe
       den Unterhändlern Katars, Ägyptens und der USA, die in dem Krieg
       vermitteln, am Montag einen aktualisierten Vorschlag für ein mögliches
       Abkommen unterbreitet, berichteten die israelische Zeitung Haaretz und das
       US-Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf mit den Verhandlungen
       vertraute Quellen.
       
       Der schriftliche Vorschlag beinhalte „die Bereitschaft, flexibel zu sein“,
       was die Anzahl der lebenden Geiseln betreffe, die in einer ersten Phase
       eines Abkommens von der Hamas freigelassen werden müssten, so „Axios“. Auch
       sei Israel bereit, die Forderung der Hamas nach „dauerhafter Ruhe“ im
       Gazastreifen zu diskutieren. Die Hamas verlangt einen Abzug der
       israelischen Truppen, was Israel ablehnt.
       
       Wegen des tödlichen Luftangriffs in Rafah hatte die Hamas ihre Teilnahme an
       den Verhandlungen über eine Waffenruhe vorerst ausgesetzt. Dies teilten
       ihre Repräsentanten der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. Die
       indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Islamistenorganisation
       waren zuletzt in eine Sackgasse geraten. Es gebe bisher keine Fortschritte,
       berichtete die Zeitung Haaretz unter Berufung auf israelische Beamte. (dpa)
       
       29 May 2024
       
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