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       # taz.de -- Kanzler besucht Starkregengebiet: Weitere Unwetter erwartet
       
       > Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit neuen Gewittern im Süden. Erst am
       > Dienstag soll sich die Lage entspannen. Olaf Scholz zieht die
       > Gummistiefel an.
       
   IMG Bild: Im bayrischen Höchstädt füllen Bundeswehr-Soldaten Sandsäcke ab. Der Landkreis Dillingen bat die Bundeswehr zuvor um Hilfe
       
       Offenbach/Pfaffenhofen/Augsburg/München/Stuttgart dpa | Bundeskanzler Olaf
       Scholz will sich am Montag selbst ein Bild von der Lage in den
       Hochwassergebieten machen. Er plane eine Reise ins Katastrophengebiet, hieß
       es am Sonntag in Regierungskreisen. Weitere Details waren zunächst nicht
       bekannt. Ursprünglich hatte Scholz geplant, am Montag in München die
       Fan-Zone für die Fußball-Europameisterschaft zu besuchen.
       
       Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzte sich indes am Sonntag zu,
       während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig
       aufatmeten. Am Sonntag brach in Oberbayern nach Angaben der Behörden ein
       Damm an zwei Stellen. Dieser schütze die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss
       Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Am
       Mittag war das Ausmaß noch unklar. Unterdessen ist auch die Bundeswehr im
       Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach
       Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von
       Sandsäcken. Für den Nachmittag wurde mit neuem Regen gerechnet.
       
       Teile Bayerns waren von den Auswirkungen des Dauerregens am Sonntagmittag
       besonders betroffen. Ein Vertreter der Feuerwehr sagte, im Landkreis
       Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser,
       „das wir so auch noch nie verzeichnen mussten“. Der Markt Reichertshofen
       werde aktuell überflutet. „Wir können nichts mehr tun, wir müssen quasi
       jetzt aufgeben. Aber aufgeben heißt nicht, dass wir Leib und Leben dafür
       riskieren, das haben wir im Griff.“ Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib
       und Leben. Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
       waren landesweit rund 40 000 Einsatzkräfte unterwegs.
       
       Ab Dienstag sei in den von Überflutungen betroffenen Gebieten im Süden und
       Osten Deutschlands in fast allen Regionen mit einer Entspannung der
       Wetterlage zu rechnen. Am Montag gebe es zunächst noch vom Bodensee bis
       nach Niederbayern Schauer, Gewitter und lokal auch Unwetter durch
       Starkregen, teilte der [1][Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am
       Sonntag] mit. Im Norden und Nordwesten würden Wolken aufziehen, aber es
       gebe nur eine geringe Niederschlagsneigung. Ansonsten sei es heiter, teils
       wolkig und trocken bei Temperaturen zwischen 15 und 22 Grad.
       
       ## Ein Feuerwehrmann im Einsatz gestorben
       
       Für den Sonntag sah der DWD indes in weiten Teilen Bayerns und
       Baden-Württembergs [2][nach heftigen Niederschlägen mit Überschwemmungen]
       weiter die Gefahr von teils unwetterartigen Gewittern mit Starkregen. Von
       Mittag an bis in die Nacht zum Montag hinein sei mit weiteren Unwettern zu
       rechnen. Für mehrere Landkreise gilt immer noch die höchste
       Unwetterwarnstufe. Örtlich seien Schäden durch Blitzeinschläge möglich. Es
       könnten abermals Straßen und Keller überflutet werden.
       
       In Teilen Bayerns und Baden-Württembergs sind Feuerwehren und andere
       Nothelfer im Dauereinsatz. Im oberbayrischen Pfaffenhofen an der Ilm kam
       ein Feuerwehrmann beim Einsatz ums Leben. Er sei zusammen mit drei Kollegen
       mit dem Schlauchboot gekentert und am Morgen tot geborgen worden, teilte
       ein Sprecher des Landratsamts am Sonntagmorgen mit.
       
       Der Dauerregen sorgt in [3][Bayern] weiter an mehreren Pegeln für
       Hochwasser der höchsten Meldestufe 4. Der Schwerpunkt lag in der Nacht zum
       Sonntag noch bei den südlichen Donauzuflüssen Günz, Mindel, Zusam,
       Schmutter, Paar, Abens, Ilm und Amper sowie an der oberen Donau, wie der
       Hochwassernachrichtendienst mitteilte. Dort seien in der Nacht die Scheitel
       erreicht worden.
       
       Da der Dauerregen in der Intensität etwas nachgelassen habe, gehe die
       Hochwasserlage zwar im Oberlauf der am schwersten betroffenen Gewässer
       derzeit zurück. Da aber das Risiko für Stark- und Dauerregenfälle weiter
       bestehe, seien die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes zu
       beachten, um eine kurzfristige Verschärfung der Lage im Blick zu haben.
       
       Unwetter sorgt weiter für Zugausfälle bei der Bahn 
       
       Mit der Welle verlagere sich der Schwerpunkt stromabwärts – von Schwaben
       Richtung Niederbayern und Oberpfalz. Unter anderem in Neuburg, Kelheim,
       Regensburg, Straubing könnten betroffen sein, die Scheitelwelle wird aber
       voraussichtlich erst Anfang der Woche durchfließen.
       
       Vor allem flussabwärts bei Mühlried im Landkreis Schrobenhausen und
       insbesondere Manching sowie Geisenfeld im oberbayrischen Landkreis
       Pfaffenhofen an der Ilm sowie in Abensberg im Landkreis Kelheim wurden am
       Sonntag steigende Wasserstände erwartet. Auch im Isar-Einzugsgebiet in
       Oberbayern kletterten teils die Wasserstände.
       
       Das Main-Einzugsgebiet sei ebenfalls vermehrt von Starkniederschlägen
       getroffen worden, teilte der Hochwassernachrichtendienst weiter mit. Die
       Zuflüsse zum oberen Main seien zum Teil schnell angestiegen. Jedoch blieb
       es teils bei Meldestufe 1 geführt, stellenweise wurde Meldestufe 3
       erreicht.
       
       An mehreren Messstellen wurde erneut [4][ein Jahrhunderthochwasser]
       gemeldet. Ein hundertjährliches Hochwasser ist eine rechnerische Größe und
       bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert
       Jahren erreicht oder überschritten wird.
       
       Bahnreisende in Süddeutschland müssen auch am Sonntag wegen des Unwetters
       mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Wie eine Bahnsprecherin am
       Sonntagmorgen sagte, sind mehrere Strecken betroffen.
       
       ## Erdrutsch legt Bahn lahm
       
       Nach einer Auflistung auf der Internetseite des Unternehmens kommt es zum
       Beispiel zu Ausfällen auf der Strecke von München über Nürnberg nach
       Berlin, von Karlsruhe über Stuttgart nach München, von München nach Zürich
       sowie von Augsburg nach Oberstdorf.
       
       Am Samstagabend waren zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord im
       [5][baden-württembergischen] Schwäbisch Gmünd nach einem Erdrutsch
       entgleist. Die Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher unverletzt und
       wurden in der Nacht zu Sonntag aus dem Zug evakuiert. Schwäbisch Gmünd
       liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Wann genau der Zug geborgen
       wird, war laut der Bahnsprecherin am Sonntagmorgen noch unklar.
       
       2 Jun 2024
       
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