# taz.de -- Südafrikas neue Regierung: Kein Wandel am Kap
> Südafrikas ANC hat sich für einen rechten Regierungspartner entschieden –
> ohne sich personell zu erneuern. Das kann in eine große Krise führen.
IMG Bild: Der alte neue Präsident: Cyril Ramaphosa
Cyril Ramaphosa [1][bleibt Südafrikas Präsident] und verfügt über eine
Regierungsmehrheit. Diese Nachricht gut zwei Wochen nach dem Wahldesaster
des seit dreißig Jahren regierenden ANC war keine Selbstverständlichkeit.
Es ist aber auch das Einzige, was jetzt am Kap sicher ist.
Die geplante Regierungskoalition aus der einstigen sozialistisch-schwarzen
Befreiungsbewegung ANC (African National Congress) mit ihrem Massenappeal
und der einstigen liberal-weißen Opposition DA (Democratic Alliance) mit
ihrer Regierungskompetenz soll, so die Hoffnung, Südafrika aus der
Stagnation herausführen und der abgehängten Bevölkerungsmehrheit neue
Perspektiven bieten.
Doch dass der ANC sich gegen einen personellen Neuanfang an der
Staatsspitze entschieden hat und Ramaphosa Präsident bleibt, gibt der neuen
Koalition einen Anstrich von Kontinuität, während Südafrikas Wählerschaft
mehrheitlich Wandel eingefordert hat.
Südafrikas Koalitionspartner eint vor allem der Wille, [2][die radikale
Linke von der Macht fernzuhalten] und nach außen den Anschein von
Stabilität zu vermitteln. Aber die radikale Linke, die mit der
Parteiengründung des Expräsidenten [3][Jacob Zuma] nunmehr über sehr viel
mehr politisches Gewicht verfügt als vorher, wird sich nicht so leicht
ruhigstellen lassen.
Und ob im ANC alle Stränge mitziehen bei der Entscheidung, zur Partnersuche
die Hand nach rechts auszustrecken statt nach links, ist unsicher. Die
Kommunisten und die großen Gewerkschaften, die beiden historischen Partner
des ANC, sind gar nicht glücklich.
Dies könnte zum einen zu mehr sozialen Kämpfen unzufriedener
Townshipbewohner führen. Zum anderen droht eine Fundamentalopposition des
Zuma-Lagers, das die Institutionen boykottiert und aus Hass gegen Ramaphosa
ganze Landesteile lahmlegen könnte. Beides zusammen würde Südafrika in die
schwerste Krise seit Ende der Apartheid stürzen.
In einigen Jahren könnte der ANC auf 2024 als verpasste Chance
zurückblicken, in der er die Gelegenheit verstreichen ließ, sich aus
eigener Kraft zu reformieren.
17 Jun 2024
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## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
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