URI: 
       # taz.de -- Beschäftigte der persönlichen Assistenz: Warten auf den Inflationsausgleich
       
       > Die Tarifeinigung von Dezember wird nicht umgesetzt, kritisieren Träger
       > der persönlichen Assistenz in Berlin. Am Mittwoch protestieren sie in
       > Kreuzberg.
       
   IMG Bild: Sitz der AOK Nordost in Berlin-Kreuzberg. Die Krankenkasse führt die Verhandlungen für die Kostenträger
       
       Berlin taz | Beschäftigte der persönlichen Assistenz pochen in Berlin auf
       die zügige Umsetzung eines Tarifvertrags. Die Einrichtungen „Ambulante
       Dienste“ und „Neue Lebenswege“ rufen für Mittwochnachmittag zu Protesten
       vor dem Sitz der Krankenkasse AOK Nordost in Berlin-Kreuzberg auf.
       
       Im Dezember 2023 hat die gemeinsame Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi
       mit den Geschäftsführungen von Ambulante Dienste und Neue Lebenswege die
       Anpassung des Tarifvertrags ausgehandelt. Die Änderungen sehen unter
       anderem eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro vor.
       
       Passiert ist seitdem wenig, kritisiert der zuständige Verdi-Sekretär Ivo
       Garbe: „Der Senat und insbesondere die Pflegekassen verzögern und
       sabotieren die Finanzierung. Verhandlungstermine wurden abgesagt, wichtige
       Fortschritte wie unsere Betriebsrente werden infrage gestellt.“ Der
       Gewerkschafter gibt sich trotzdem optimistisch, denn die Beschäftigten von
       Ambulante Dienste sowie Neue Lebenswege seien entschlossen, gegen die
       Verzögerungen zu kämpfen.
       
       Der Verein Ambulante Dienste und Neue Lebenswege, eine GmbH, bieten
       persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen an. Die Einrichtungen
       sind im Zuge der [1][Auseinandersetzung um ein selbstbestimmtes Lebe]n von
       behinderten Menschen entstanden, die sich dagegen wehrten, gegen ihren
       Willen in Heimen leben zu müssen. Die Assistent*innen [2][ermöglichen
       ihnen ein selbstbestimmtes Leben in einer Umgebung ihrer Wahl].
       
       ## Kampf um Anerkennung
       
       Dabei handelt es sich um Lohnarbeit, die lange nicht genügend wertgeschätzt
       wurde. Beschäftigte der persönlichen Assistenz kämpfen seit mehr als 15
       Jahren für eine Anerkennung ihrer Arbeit, mehr Lohn und bessere
       Arbeitsbedingungen. Inzwischen ist in den beiden Einrichtungen die
       gewerkschaftliche Organisierung hoch.
       
       Für Aufmerksamkeit sorgte etwa der „Scheiß-Streik“ 2009. Beschäftigte, die
       in der persönlichen Assistenz für Behinderte oder in der häuslichen Pflege
       tätig waren, befüllten Kotröhrchen und verschickten sie an Einrichtungen,
       die für Lohndumping und Zeitdruck in der Branche verantwortlich gemacht
       wurden.
       
       Seit März 2020 ist der bundesweit erste Tarifvertrag für
       Assistenzbeschäftigte in Berlin in Kraft. „Das hat den Beschäftigten Mut
       gemacht“, betont Garbe. „Die Mitarbeiter*innen sind motiviert“,
       bestätigt auch Michael Teumer von Ambulante Dienste gegenüber der taz.
       Teumer ist zuversichtlich, [3][dass auch Assistenznehmer*innen sich
       am Mittwoch an der Kundgebung beteiligen].
       
       19 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Menschen-mit-Assistenzbedarf-in-Berlin/!5716462
   DIR [2] /24-Stunden-Assistenz/!5834054
   DIR [3] /Protest-fuer-mehr-Lohn/!5850197
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
       ## TAGS
       
   DIR Leben mit Behinderung
   DIR Assistenz
   DIR Protest
   DIR AOK
   DIR Verdi
   DIR Social-Auswahl
   DIR Menschen mit Behinderung
   DIR Das Milliardenloch
   DIR Assistenz
   DIR Assistenz
   DIR Assistenz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Assistenz von Menschen mit Behinderung: Schritt für die Menschlichkeit
       
       Menschen mit Behinderung wollen einen höheren Tariflohn für ihre
       Assistent:innen. Es geht dabei auch um ihre Selbstbestimmung.
       
   DIR Einigung über Bundeshaushalt: Sicherheit, Klima, Steuerentlastung
       
       Im Entwurf des Bundeshaushalts für 2025 konnten sich die drei
       Koalitionsparteien mit Lieblingsprojekten durchsetzen. Der Überblick.
       
   DIR Protest für mehr Lohn: Der Streik der Arbeitgeber_innen
       
       Behinderte Arbeitgeber_innen besetzen den Haupteingang des Berliner
       Abgeordnetenhauses. Sie kämpfen für höhere Löhne für ihre Assistent_innen.
       
   DIR 24-Stunden-Assistenz: Immer in Begleitung
       
       Victoria Michel lebt selbstbestimmt mit der Hilfe von Assistentinnen, die
       sie unterstützen. Das Verhältnis zu ihnen ist „eine Art Zweckfreundschaft“.
       
   DIR Menschen mit Assistenzbedarf in Berlin: Gefährlicher Protest
       
       Das Bündnis Selbstbestimmt leben kämpft für Autonomie bei der Auswahl der
       AssistentInnen. Mitglieder haben sich zum Protest auf die Straße gelegt.