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       # taz.de -- Landeseigene Wohnungsunternehmen: Berlinovo setzt auf Konfrontation
       
       > Das Unternehmen erhöht im Falkenhagener Feld die Mieten, zum Teil
       > unberechtigt. Als Mieter dagegen vorgehen, reicht die Berlinovo Klage
       > ein.
       
   IMG Bild: Bunt und teuer im Falkenhagener Feld
       
       Berlin taz | In der städtischen Großsiedlung Falkenhagener Feld in Spandau
       hat die landeseigene Gesellschaft Berlinovo Mieten ungerechtfertigterweise
       erhöht. Das sagt Marcel Eupen vom Alternativen Mieter- und
       Verbraucherschutzbund (AMV). Die unliebsamen Mieterhöhungsbriefe hatte die
       Gesellschaft pünktlich vor Weihnachten verschickt. Nun müssen sich einige
       Mieter:innen diesbezüglich vor Gericht streiten.
       
       Der taz liegen drei Mieterhöhungsverlangen vor, die vom AMV vertretene
       Mieter erhalten haben. Eupen hat bei diesen Fällen mit einem
       Mietspiegelrechner anhand der Kennwerte der Wohnung die zulässige
       Höchstmiete errechnet. In zwei Fällen, in denen die Miete erhöht werden
       soll, liege diese schon jetzt über der ortsüblichen Vergleichsmiete, sagt
       er. Im dritten Fall wäre laut Eupen nur eine geringere Mieterhöhung
       zulässig gewesen.
       
       „Es werden anscheinend Mieterhöhungen ohne Grundlage verschickt“, sagt
       Eupen. Für ihn zeigt sich anhand der Mieterhöhungswelle, dass die Berlinovo
       keinen Überblick über die angekauften Bestände im Falkenhagener Feld habe.
       2021 hatte die Gesellschaft [1][im Zuge eines von der SPD eingefädelten
       Deals] die Wohnungen von der Deutsche Wohnen übernommen. 2.800
       Mieteinheiten verwaltet das landeseigene Unternehmen nun dort. Für rund
       1.600 Wohnungen im Falkenhagener Feld wurden Mieterhöhungen verschickt. Das
       bestätigt der Sprecher des Unternehmens, Ulrich Kaliner, der taz.
       
       Eupen hatte sich wegen der drei ihm vorliegenden Fälle an die Berlinovo
       gewandt. Doch auf die Schreiben des Mietervereins habe das Unternehmen
       nicht reagiert. Stattdessen wurde in allen drei Fällen Klage erhoben. Die
       Einzelfälle würden im Rahmen der Verfahren „geprüft und wenn erforderlich
       selbstverständlich korrigiert“, sagt Berlinovo-Sprecher Kaliner.
       
       ## Briefe ignoriert
       
       Die Klagen seien erhoben worden, nachdem die Mieter zweimal angeschrieben
       worden seien und keine Zustimmung erfolgt sei, so das landeseigene
       Unternehmen. „Angesichts der dazu gesetzlich geregelten Frist mussten die
       Klagen eingereicht werden, da dem Vermieter nach Ablauf der Klagefrist
       keine Möglichkeit zur Durchsetzung seiner Mieterhöhung mehr verbleibt“, so
       Kaliner.
       
       Marcel Eupen regen nicht nur die überzogenen Mieterhöhungen auf, sondern
       auch, dass die Berlinovo an keiner außergerichtlichen Lösung interessiert
       sei. „Im Auftrag der Mieter haben wir uns rechtzeitig an die Berlinovo
       gewandt. Sie ignoriert unser Schreiben und verhält sich so, als hätten die
       Mieter einfach nicht reagiert“, sagt er.
       
       Dass die Berlinovo auf die Frist verweist, hält er für eine
       „Scheinargumentation“. Immerhin hat ein Mieter zwei Monate Zeit, dem
       Verlangen zuzustimmen. Für die Erhebung der Klage auf Zustimmung bleiben
       dem Unternehmen danach weitere drei Monate. Zeit genug, um auf den Einwand
       des Mietervereins zu reagieren und die Fälle zu überprüfen, so Eupen.
       
       Berlinovo-Sprecher Kaliner sagt, dass 95 Prozent der Mieter den
       Mieterhöhungen innerhalb der Frist zugestimmt hätten. „Es gibt sicherlich
       eine hohe Dunkelziffer an unberechtigten Mieterhöhungen, die von den
       Mietern akzeptiert worden sind“, meint deshalb der Alternative Mieter- und
       Verbraucherschutzbund. Generell kritisiert Eupen: „Die landeseigenen
       Wohnungsunternehmen werden aktuell an einer sehr langen Leine gelassen und
       machen, was sie wollen.“
       
       11 Jun 2024
       
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