URI: 
       # taz.de -- Prozess gegen Tennis-Profi eingestellt: „Was passiert ist, wissen nur zwei Personen“
       
       > Der Tennis-Profi Alexander Zverev stand wegen Körperverletzung vor
       > Gericht. Der Prozess wurde wegen einer außergerichtlichen Einigung
       > eingestellt.
       
   IMG Bild: Tennisspieler Alexander Zverev bei den French Open im Juni 2024
       
       Berlin taz | Das Verfahren ist eingestellt. Dem Hamburger Tennis-Profi
       Alexander Zverev wurde von seiner Ex-Partnerin Brenda Patea
       [1][Körperverletzung vorgeworfen]. Bereits am dritten Prozesstag wurde das
       Verfahren ohne Urteil beendet. Beide Seiten haben sich außergerichtlich
       geeinigt. Zverev gilt somit als unschuldig. Derzeit spielt Zverev bei
       [2][„Roland Garros“, dem Pariser Grand Slam], und musste deshalb nicht
       persönlich vor Gericht erscheinen.
       
       Genauer wurde dem 27-Jährigen vorgeworfen, die Mutter des gemeinsamen
       Kindes im Mai 2020 im Flur einer Airbnb-Wohnung in Berlin-Charlottenburg
       gewürgt zu haben. Daraufhin soll sie geflohen sein. Nachdem im Oktober 2023
       Strafbefehl gegen den Hamburger erteilt wurde, sollte er eine Geldstrafe
       von 450.000 Euro (90 Tagessätze à 5.000 Euro) zahlen, gegen die er jedoch
       Einspruch erhob, weshalb es zum Prozess kam.
       
       Am ersten Prozesstag kam ausschließlich Zverevs Seite zu Wort. In einer
       etwa 45-minütigen Erklärung behauptete sein Verteidiger Alfred Dierlamm,
       dass die ehemalige „Germany's Next Topmodel“-Kandidatin Patea die
       Anschuldigungen frei erfunden habe. Dabei wurde Patea so beschrieben, als
       sei sie lediglich auf Geld und Ruhm aus. Die Anschuldigung selbst soll
       dabei ein Akt der Eifersucht gewesen sein. Neue medizinische und
       psychologische Gutachten sollen beweisen, dass Pateas Behauptungen nicht
       der Wahrheit entsprechen. Auch ein Sprachwissenschaftler habe ihre
       Anschuldigung analysiert und geschlossen, dass sie mit „an Sicherheit
       grenzender Wahrscheinlichkeit von Olga Sharypova kopiert habe.“
       
       ## Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
       
       In der Vergangenheit war Zverev bereits [3][von der Tennisspielerin und
       Ex-Partnerin Olga Sharypova begeschuldigt worden], sie körperlich
       misshandelt zu haben. Im Oktober 2021 startete daraufhin eine Untersuchung
       der Tennisorganisation ATP gegen Zverev. Im Januar 2023 kam die ATP zu dem
       Schluss, dass es „keine ausreichenden Beweise“ für die von Sharypova
       erhobenen Vorwürfe gebe. Maßnahmen gegen Zverev gab es deshalb keine. Ein
       gerichtlicher Prozess hat nie stattgefunden.
       
       Nachdem Zverevs Verteidigung am ersten Prozesstag ihre Erklärung beendet
       hatte, stellte sie Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit, der vom
       Gericht genehmigt wurde. Die Seite der Nebenklägerin kam deshalb nicht zu
       Wort. Am zweiten Prozesstag, an dem Patea selbst befragt wurde, war keine
       Presse im Saal erlaubt. Grund für den Ausschluss der Öffentlichkeit war,
       dass in der Befragung private Lebensbereiche angesprochen und die
       Privatsphäre Zverevs, aber auch die der gemeinsamen Tochter Mayla
       beschnitten würde. Patea wurde etwa 2,5 Stunden vernommen und musste die
       Befragung laut Richterin nach einer längeren Pause wegen Krankheit beenden.
       
       Am Freitag, dem dritten Prozesstag, der nur etwa 10 Minuten dauerte, wurde
       dann bekannt gegeben, dass sich Staatsanwaltschaft, Zverevs Verteidigung
       und die Seite der Nebenklägerin Patea außergerichtlich geeinigt haben.
       Grund dafür sei, dass die Nebenklägerin kein Interesse mehr an einer
       Strafverfolgung habe und beide den Konflikt im Sinne des gemeinsamen Kindes
       friedlich lösen wollen. Deshalb stimmte auch die Staatsanwaltschaft nach
       Neubewertung zu, den Prozess einzustellen und nicht etwa gegen den Wunsch
       der Nebenklägerin fortzuführen.
       
       ## Unschuldsvermutung bleibt bestehen
       
       Auch Richterin Barbara Lüders begrüßt den Rechtsfrieden. Sie habe den
       Eindruck gehabt, dass das Verfahren beide Seiten schädigen würde: Den
       Angeklagten durch mediale Berichterstattung und weil das Echo der
       Anschuldigung trotz Unschuldsvermutung bestehen bleibt. Und die
       Nebenklägerin, da zum Prozessauftakt von Seiten der Verteidigung Vorwürfe
       gegen Patea gemacht wurden, um sie herabzuwürdigen und so ein Bild
       gezeichnet wurde, „das in keinem Verhältnis zum Tatvorwurf steht.“ Lüders
       fügt hinzu, dass es darum ginge, „den Streit auf allen Ebenen zu beenden,
       keine öffentlichen Schuldzuweisungen mehr zu machen und nach vorne zu
       schauen.“
       
       Ganz ohne Konsequenzen bleibt der Prozess trotzdem nicht. Binnen eines
       Monats muss Zverev 150.000 Euro an die Justizkasse und 50.000 an den
       [4][Sammelfond für Geldauflagen zugunsten gemeinnütziger Einrichtungen] zu
       zahlen. Die Summe erfolgte auf Vorschlag der Staatsanwaltschaft. Tätigt
       Zverev diese Zahlung, ist der Prozess eingestellt.
       
       Die Verteidigung des [5][Tennisprofis] untermalte dabei, dass Zverev darauf
       Wert lege, dass mit diesen Zahlungen kein Schuldgeständnis einhergehe und
       „dass weiterhin die Unschuldsvermutung gälte“. Was genau in der
       außergerichtlichen Einigung beschlossen wurde, war nicht Gegenstand des
       Prozesses und soll privat bleiben. Eine Sprecherin der Berliner
       Strafgerichte sagte im Anschluss, dass letztlich offen bleibe, was die
       Wahrheit sei. „Was wirklich passiert ist, wissen nur zwei Personen.“
       
       7 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vorwuerfe-gegen-Tennisprofi-Zverev/!5984174
   DIR [2] /French-Open/!t5040517
   DIR [3] /Tennisprofi-Zverev-im-Zwielicht/!5812511
   DIR [4] https://www.berlin.de/gerichte/kammergericht/das-gericht/sammelfonds-fuer-geldauflagen/
   DIR [5] /Wahl-zum-Sportler-des-Jahres/!5820845
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Valérie Catil
       
       ## TAGS
       
   DIR Alexander Zverev
   DIR Körperverletzung
   DIR Gerichtsprozess
   DIR Grand Slam
   DIR Grand-Slam-Turnier
   DIR Tennis
   DIR French Open
   DIR Social-Auswahl
   DIR Tennis
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Tennis
   DIR Tennis
   DIR Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutsche Tennisbilanz bei US Open: Insgesamt mangelhaft
       
       Die deutsche Bilanz bei den US Open ist dürftig. Nur Qualifikant
       Jan-Lennard Struff kann zufrieden sein. Gegen Novak Đoković ist er aber
       chancenlos.
       
   DIR Jérôme Boateng wieder vor Gericht: Verprügelt, verletzt, verstummt
       
       Häusliche Gewalt im Profifußball bleibt zu oft ungeahndet. Es braucht mehr
       Einblick in die verantwortlichen Machtstrukturen.
       
   DIR Abschied von Tennislegende Rafael Nadal: Herausforderung des Loslassens
       
       Nadal unterliegt gegen Alexander Zverev und wird bei den French Open wohl
       nicht mehr antreten. Olympia ist noch ein Ziel, alles weitere unklar.
       
   DIR Vorwürfe gegen Tennisprofi Zverev: Melbourne ist nur das Vorspiel
       
       Alexander Zverev zeigt sich bei den Australian Open in Form. Doch ihn holen
       Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt ein. Im Mai beginnt der Prozess.
       
   DIR Häusliche Gewalt im Profisport: Gewaltige Sportler
       
       Jérôme Boateng ist nicht der einzige Profi, der seine Partnerin geschlagen
       hat. Was Gerichte ahnden, bleibt in der Sportwelt oft ohne Folgen.