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       # taz.de -- Höhere Mieten im Zensus: 13,80 Euro pro Quadratmeter
       
       > Der Zensus 2022 zeigt: Mieten in Städten sind besonders hoch. Für neue
       > Verträge zahlen Mieter:innen oft noch mal die Hälfte mehr.
       
   IMG Bild: Protest gegen Miethaie: Die Mieten in den Städten sind zu hoch
       
       Berlin taz | Neubiberg bei München ist richtig teuer. Durchschnittlich
       13,80 Euro zahlen dort Mieter:innen pro Quadratmeter. Kalt. In München
       selbst sind die Mieten etwas günstiger: 12,89 Euro kostet dort der
       Quadratmeter. Beide Gemeinden, das zeigen die am Dienstag vorgestellten
       Daten des Zensus 2022, sind damit deutlich teurer als der deutschlandweite
       Durchschnitt von 7,28 Euro. Während die meisten Regionen des Landes
       darunterliegen, sind die Mieten in Großstädten oft deutlich höher.
       
       In München, Frankfurt am Main, Stuttgart oder Heidelberg liegen die Mieten
       bei über 10 Euro. In Hamburg beträgt die Durchschnittsmiete 9,16 Euro und
       in Berlin 7,67 Euro. „Das sind erschreckende Zahlen“, sagt der Präsident
       des Mieterbunds, Lukas Siebenkotten. „Wir brauchen dringend Begrenzungen
       der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und zwar sofort.“ Es brauche eine „echte
       Wohnungsbauoffensive, begleitet von ambitionierten Mietrechtsreformen“.
       
       Für den Zensus 2022 wurden alle Wohnungseigentümer:innen in
       Deutschland befragt und sie mussten erstmals Angaben zu den gezahlten
       Mieten machen. Insgesamt gab es in Deutschland 2022 mehr als 43 Millionen
       Wohnungen – etwa 2,5 Millionen mehr als beim Zensus im Jahr 2011. Davon
       werden etwa 23 Millionen zur Miete bewohnt. In weiteren 18 Millionen wohnen
       die Eigentümer*innen selbst und 2 Millionen stehen leer. Die
       durchschnittliche Wohnung ist inzwischen 94 Quadratmeter groß.
       
       ## Mieten seit 2018 um 5,5 Prozent gestiegen
       
       Im Osten, das zeigen die Daten ebenfalls, sind die Mieten günstiger als im
       Westen – nur in Berlin und Potsdam liegen sie über dem Durchschnitt. Und
       allgemein ist es auf dem Land günstiger als in Städten. Im Umland größerer
       Städte ziehen die Mieten ebenfalls an: Vielerorts – wie eben im teuren
       Neubiberg – ziehen Menschen in den sogenannten Speckgürtel und sind bereit,
       dort deutlich mehr fürs Wohnen zu bezahlen.
       
       Die Mieten waren schon in den vorangegangenen Jahren deutlich gestiegen:
       Für das Jahr 2018 stellte der Mikrozensus – bei dem etwa 1 Prozent der
       deutschen Bevölkerung befragt wird – eine Durchschnittsmiete von 6,90 Euro
       fest. Bis 2022 stieg sie also bereits um 5,5 Prozent. Jetzt, zwei Jahre
       später, dürfte sie noch mal höher liegen.
       
       Der Zensus erfasst die Bestandsmieten in Deutschland, darunter auch
       diejenigen vieler Menschen, die bereits vor Jahren oder Jahrzehnten
       Mietverträge abgeschlossen haben und deshalb vergleichsweise wenig zahlen.
       Interessant ist deshalb auch der Vergleich mit den Summen, die in der Regel
       für einen neuen Mietvertrag verlangt werden. Diese werden vom
       Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung veröffentlicht. Der
       Vergleich zeigt: Es gibt keine einzige Stadt und keinen Landkreis, in dem
       die neuen Mieten unter den Bestandsmieten liegen.
       
       In München beispielsweise liegt der durchschnittliche Angebotsmietpreis bei
       mehr als 19 Euro – fast 50 Prozent höher als die durchschnittliche
       Bestandsmiete. In Berlin liegt sie mit über 12 Euro sogar 60 Prozent
       darüber, In Hamburg sind es mit rund 13 Euro fast 40 Prozent mehr. Die
       Folge: Viele Menschen können es sich nicht leisten, umzuziehen. Manche
       bleiben in zu kleinen Wohnungen wohnen, obwohl sie mehr Platz bräuchten –
       weil eine neue, größere Wohnung unbezahlbar wäre. Andere wiederum bleiben
       in großen Wohnungen, weil der Umzug in eine kleinere Wohnung sich nicht
       lohnt. Die Wohnungsnot verschärft sich so insgesamt.
       
       ## Zu wenige Wohnungen werden gebaut
       
       Die Linke-Politikerin Caren Lay sprach in den [1][Zeitungen des
       Ippen-Verlags] in Bezug auf die Zensusdaten von einem „Weckruf“. „Viele
       kommen da an ihre Belastungsgrenze, weswegen wir für eine Regulierung der
       Bestandsmieten sind“, so Lay. „Ein Mietendeckel bedeutet nicht, dass er
       überall gleich hoch sein muss.“
       
       Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, will die Bundesregierung erreichen, dass
       jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden – davon 100.000
       Sozialwohnungen. Doch in den vergangenen zwei Jahren wurden jeweils weniger
       als 300.000 Wohnungen gebaut darunter [2][jeweils nur etwa 23.000
       Sozialwohnungen]. Die Gesamtzahl der Sozialwohnungen sank in dieser Zeit
       sogar um mehr als 15.000, weil mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung
       herausfielen als neue entstanden sind.
       
       26 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fr.de/wirtschaft/linke-zensus-wohnen-miete-mietpreise-muenchen-frankfurt-kaltmiete-bestandsmiete-fdp-zr-93151337.html
   DIR [2] /Neubau-von-Sozialwohnungen/!6014176
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lalon Sander
       
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