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       # taz.de -- Debatte um umstrittene Chatkontrolle: Deutschland macht Gegenwind​
       
       > Die umstrittene Chatkontrolle soll nun eine wichtige Hürde im Rat der EU
       > nehmen. Doch der Widerstand nimmt zu – auch aus der Politik.
       
   IMG Bild: Erstmal ohne Kontrolle: Justizminister Buschmann liest in seinem Smartphone
       
       Berlin taz | Die Bundesregierung will der [1][umstrittenen Überwachung von
       per Messenger-Diensten wie Signal und Whatsapp gesendeten Inhalten] nicht
       zustimmen. Das sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Mittwoch
       der dpa.
       
       Die Chatkontrolle bedeute ein anlassloses und massenhaftes Scannen auch
       verschlüsselter privater Kommunikation. „Kein Mensch würde auf die Idee
       kommen, dass ich einem staatlichen Aufseher etwa mein Fotoalbum zur
       Vorabkontrolle vorlegen müsste, bevor ich einem Freund meine jüngsten
       Urlaubsfotos zeige“, sagt Buschmann.
       
       Der Justizminister reagiert damit auf ein [2][EU-Vorhaben], über das
       ursprünglich am Mittwoch, nach aktuellen Plänen nun am Donnerstag im Rat
       der EU, in dem die Mitgliedstaaten vertreten sind, abgestimmt werden soll.
       Die Chatkontrolle sieht in der aktuellen Fassung der belgischen
       Ratspräsidentschaft vor, dass Messenger-Dienste dazu verpflichtet werden
       können, von Nutzer:innen versandte Bilder und Videos zu scannen. Nach
       den Plänen der EU-Kommission sollen so Darstellungen von sexualisierter
       Gewalt gegen Kinder aufgespürt werden.
       
       Bei Ende-zu-Ende-verschlüsselter Kommunikation, wie sie bei vielen
       Messenger-Diensten bereits Standard ist, würde das einen Bruch der
       Verschlüsselung bedeuten – oder die App müsste die Inhalte schon auf den
       Geräten der Nutzenden scannen. Buschmann hatte sich schon in der
       Vergangenheit klar gegen das Vorhaben positioniert – doch das
       Abstimmungsverhalten der Bundesregierung auf EU-Ebene bliebt bislang offen.
       
       ## Offener Brief warnt vor Chatkontrolle
       
       Parallel dazu warnen Politiker:innen aus EU und Bundespolitik in einem
       Brief an den Rat der EU und die Regierungen der Mitgliedstaaten vor einer
       Zustimmung zu den Plänen. „Als Parlamentarier beobachten wir mit großer
       Sorge den Vorschlag des Rates der EU, der die Vertraulichkeit der privaten
       Kommunikation beenden würde“, heißt es in dem Schreiben, das der taz
       vorliegt.
       
       Statt auf eine Massenüberwachung zu setzen, brauche es einen Ansatz, der
       die Prävention von sexualisierter Gewalt stärke und auf mehr Ressourcen und
       eine gezieltere Strafverfolgung setze. Die Zahl der
       Unterzeichner:innen ist von ursprünglich 36 auf mittlerweile über 50
       gewachsen. Mit dabei sind unter anderem Konstantin von Notz von den Grünen
       und Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP.
       
       19 Jun 2024
       
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