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       # taz.de -- Bedenken um nationale Sicherheit: USA verbietet Kaspersky
       
       > Die russische Virenschutzsoftware kann ab Juli nicht mehr in den USA
       > gekauft werden. Grund: Sicherheitsbedenken. Kaspersky weist die Vorwürfe
       > zurück.
       
   IMG Bild: Kabel im Datencenter des russischen Unternehmens Kaspersky in Moskau
       
       Washington dpa | Die US-Regierung verbietet die russische
       Virenschutzsoftware [1][Kaspersky]. Eine ausführliche Untersuchung habe
       ergeben, dass dies der einzige Weg sei, Bedenken in Bezug auf die nationale
       Sicherheit auszuräumen, teilte eine Unterbehörde des US-Handelsministeriums
       am Donnerstag mit. Kaspersky bestreitet die Vorwürfe und will sich wehren.
       
       Der Verkauf von Kaspersky-Software an Unternehmen und Verbraucher in den
       USA wird vom 20. Juli an untersagt. Ab dem 29. September darf Kaspersky
       auch keine Updates mehr einspielen – damit würde die Software weitgehend
       nutzlos gegen neu dazukommende Bedrohungen. Ab dann ist auch der
       Weiterverkauf verboten. Die Übergangsfrist solle Kunden die Zeit geben, zu
       anderen Anbietern zu wechseln, erläuterte das Büro für Industrie und
       Sicherheit.
       
       Grund für das Verbot sind demnach die Cyberangriffs-Fähigkeiten der
       russischen Regierung und deren Möglichkeiten, Aktivitäten von Kaspersky zu
       beeinflussen. Software der Firma sei in der Lage, Informationen von
       US-Unternehmen und Bürgern zu sammeln, die von der russischen Regierung
       missbraucht werden könnten, warnte die Behörde. Verbraucher und Unternehmen
       drohen aber keine Strafen, wenn sie Kaspersky-Software weiternutzen.
       
       Kaspersky kündigte in einer ersten Reaktion ein rechtliches Vorgehen zum
       Schutz des Geschäfts an. Man gehe davon aus, dass die Entscheidung „auf
       Basis des aktuellen geopolitischen Klimas und theoretischer Besorgnis“
       getroffen worden sei – und nicht aufgrund einer Analyse der Software und
       Dienste der Firma. „Kaspersky betreibt keine Aktivitäten, die die nationale
       Sicherheit der USA bedrohen“, hieß es in einer Stellungnahme auf der
       Online-Plattform X.
       
       ## Seit 2017 auf US-Behördengeräten verboten
       
       Kaspersky, einst ein auch international respektierter Spezialist für
       PC-Sicherheit, hat schon seit Jahren einen schweren Stand im Westen. In
       Deutschland warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
       (BSI) vor dem Einsatz der Software. In den USA ist bereits [2][seit 2017
       die Installation auf Behördengeräten] verboten.
       
       Als ein Auslöser dafür gilt eine Episode, bei der mutmaßliche
       Spionage-Software des US-Geheimdiensts NSA in die Hände von Kaspersky
       geraten war. Die Firma erklärte damals, der Quellcode sei als eine bisher
       unbekannte Variante von Schadsoftware auf einem PC entdeckt und zur Analyse
       auf einen Kaspersky-Server geladen worden.
       
       US-Medienberichten zufolge hatte ein Mitarbeiter des US-Abhördienstes die
       geheime Software regelwidrig auf seinen privaten Computer geladen, auf dem
       Kasperskys Antiviren-Software lief.
       
       Das Unternehmen versicherte, die Dateien seien gelöscht worden, nachdem ein
       Analyst Firmenchef Eugene Kaspersky über den Fund informiert hatte. Man
       habe sie mit niemandem geteilt. In den USA geht man jedoch davon aus, dass
       die NSA-Werkzeuge beim russischen Geheimdienst landeten.
       
       ## Warnung sei politisch motiviert
       
       Das „Wall Street Journal“ schrieb damals unter Berufung auf amerikanische
       Behördenkreise, Kaspersky-Software habe gezielt nach Begriffen wie „Top
       Secret“ sowie nach Namen geheimer US-Programme gesucht.
       
       Das [3][BSI warnte vor dem Einsatz vor Kaspersky-Software im März 2022] im
       Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Ein russischer
       IT-Hersteller könne in einer solchen Situation entweder selbst offensive
       Operationen durchführen oder womöglich auch ohne seine Kenntnis als
       Werkzeug für Cyberangriffe missbraucht werden, argumentierte die Behörde.
       Kaspersky konterte auch damals, die Warnung sei politisch motiviert.
       
       21 Jun 2024
       
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