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       # taz.de -- Neue europäische Rakete Ariane 6: Start mit Schönheitsfehler
       
       > Europas Schwerlastrakete Ariane 6 hebt erfolgreich ab. Doch zum Schluss
       > lief doch nicht alles nach Plan und ein Hilfsmotor stotterte.
       
   IMG Bild: Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 wartet am Dienstagabend auf den Start
       
       Bis kurz vor Schluss läuft der Start der neuen Ariane 6 perfekt: Europas
       neu entwickelte Schwerlastrakete hebt vom Weltraumbahnhof in Kourou,
       Französisch-Guyana, in den tropisch-blauen Himmel ab. Die Booster werden
       abgetrennt, die Hauptstufe zündet, die komplett neu entwickelte Oberstufe
       funktioniert und setzt in drei Stufen verschiedene Kleinsatelliten und
       Experimente in etwa 600 Kilometern Höhe aus. Europa hat wieder einen
       eigenen Zugang zum All. Oder, wie Josef Aschenbacher, Chef der Europäischen
       Raumfahrtagentur Esa, sagt: „Europa ist zurück.“
       
       Matthias Wachter, Raumfahrtexperte beim Industrieverband BDI, hebt die
       strategische und gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Mission hervor,
       schließlich sollen Satelliten für Erdbeobachtung, Kommunikation,
       Wettervorhersage und Militär ins All gebracht werden. Knapp ein Jahr lang
       mussten europäische Satelliten mit [1][US-amerikanischen SpaceX-Raketen]
       starten, weil Ariane 6 noch nicht fertig war.
       
       Zum Ende des Fluges läuft dann doch nicht alles nach Plan. Dieser Teil ist
       ohnehin eher experimentell. Während sehr viel vorab berechnet und getestet
       werden kann, ist das hier nicht möglich gewesen, wie Martin Sion, Chef des
       Raketenbauers ArianeGroup, nach dem Start erklärt. Wegen der
       Schwerelosigkeit, die sich im Labor nur schwer simulieren lässt. Die
       Triebwerke der Oberstufe sollten erneut gezündet werden, um zwei weitere
       Experimente auszusetzen und die Oberstufe dann kontrolliert abstürzen und
       verglühen zu lassen. Doch ein Hilfsmotor läuft nicht wie gewünscht, das
       Triebwerk bleibt aus. Und so kreist die Oberstufe jetzt weiter im All.
       
       Ariane 6 ersetzt [2][Ariane 5, die zwischen 1996 und 2023] insgesamt 117
       Mal gestartet ist. Benannt ist die Rakete nach der Fruchtbarkeitsgöttin aus
       der griechischen Mythologie – im Französischen heißt sie Ariane, nicht
       Ariadne. Ariane 6 ist etwas größer als die Vorgängerin, hat einen
       Durchmesser von 5,4 Metern und wiegt beim Start mit Sprit und Nutzlast bis
       zu 870 Tonnen.
       
       In der kleineren Version ist sie 56 Meter hoch und mit zwei Boostern
       bestückt. Die große Version mit 62 Metern Höhe und vier Boostern kann mehr
       transportieren oder weiter fliegen. Insgesamt hat die Entwicklung seit 2015
       rund vier Milliarden Euro gekostet. Und sie war vier Jahre später als
       geplant fertig.
       
       Auch wenn der Jungfernflug im Wesentlichen erfolgreich lief: Die Rakete ist
       nicht das Maß der Dinge. Das setzt SpaceX mit der Falcon 9, die 2023 fast
       100 Mal abhob. Für 2024 sind mehr als 140 Starts geplant, für Ariane 6
       einer. Die Amerikaner können so häufig abheben, weil die Falcon 9
       wiederverwertbar ist. Von einer Ariane 6 dagegen verglüht das meiste in der
       Erdatmosphäre. Jedes Mal hebt eine neue Rakete ab. Entsprechend
       unterscheiden sich die Kosten für einen Start: umgerechnet um die 62
       Millionen Euro bei der [3][Falcon 9], geschätzt 100 bis 120 Millionen Euro
       bei der Ariane 6. Immerhin ist sie schon rund 40 Prozent günstiger als ihre
       Vorgängerin. Die nächste Generation der Rakete soll dann auch
       wiederverwertbar sein.
       
       10 Jul 2024
       
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