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       # taz.de -- Zu wenig Einnahmen: Umweltverband WWF baut ab
       
       > Der Umweltverband WWF entlässt jeden fünften Mitarbeiter. Betroffen sind
       > Landwirtschaftspolitik und Umweltbildung.
       
   IMG Bild: Wird auch vom WWF geschützt: der Wiedehopf
       
       Berlin taz | „Wildnis ist das Werden, Sein und Vergehen in der Natur“, sagt
       Albert Wotke, und zwar „ganz ohne den menschlichen Einfluss.“ Schon als
       Junge begeisterte er sich für die Wunderwelt der Natur. Nach seinem
       Biologiestudium forschte Wotke zu Naturwaldreservaten, bevor er in die
       Umweltbewegung ging. Seit zehn Jahren arbeitet er nun beim WWF, engagiert
       sich dort unter anderem für den Barsdorfer Forst. Aus dem Gebiet mit
       [1][Kiefernmonokultur] im Norden Brandenburgs will der WWF einen naturnahen
       Wald entstehen lassen.
       
       Allerdings knirscht es beim WWF derzeit gewaltig, die
       [2][Umweltorganisation gab im Juni bekannt, in Deutschland 20 Prozent ihrer
       Mitarbeiter entlassen zu müssen]. Dem Vernehmen nach sollen 80 Stellen
       gestrichen werden. „Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit von
       Biodiversitäts- und Klimakrise ist es unabdingbar, dass der WWF die
       Wirksamkeit seiner Arbeit noch weiter erhöht“, erklärte WWF-Sprecher Roland
       Gramling damals. Um dann allerdings einzuräumen, dass die Entlassungen auch
       „eine Reaktion auf eine komplexe Situation auf dem Spendenmarkt“ seien. Die
       Spendenbereitschaft sei generell rückläufig.
       
       Unter der Überschrift [3][„Konsolidierung und Fokussierung“] hat der neue
       WWF-Vorstand an diesem Donnerstag seine „neue, strategische Fokussierung
       bekanntgegeben, die zugleich mit einer organisatorischen Neuaufstellung und
       Konsolidierung einhergeht. Konkret wurden die neuen Vorständ:innen
       allerdings kaum. Allerdings: „Einzelne Themenfelder, wie etwa die nationale
       Landwirtschaftspolitik oder das klassische Umweltbildungsangebot“ würden
       „zukünftig nicht mehr im Fokus der Arbeit stehen“. Ansonsten verstecken
       sich die Verantwortlichen hinter Formulierungen wie: Das Ziel der
       Neuaufstellung sei „die stärkere Integration des Engagements in den
       schutzwürdigen Landschaften und in den relevanten Wirtschaftssektoren.“
       
       ## WWF konzentriert sich auf „Frontrunner“
       
       Gibt es also Hoffnung für den Barsdorfer Forst? Eine 4.200 Hektar große
       Fläche in WWF-Eigentum, zu 91 Prozent stehen hier Kiefern. Irgendwann soll
       der Wald sich selbst überlassen werden, noch aber muss der Mensch Hand
       anlegen – und das kostet. „Liegenschaftsverwaltung und Management sollen
       durch externe Beauftragung erfolgen“, erklärt Kathrin Samson, Vorständin
       Naturschutz. Der WWF werde sich in Deutschland auf zwei „Frontrunner“ als
       zentrale Themen konzentrieren: einmal Gewässerschutz in den Großprojekten
       Niederoder, Elbe und Fließgewässern in Bayern, außerdem Küstenschutz an
       Ostsee und im Wattenmeer. „Außerdem wird die ‚klassische‘ Artenschutzarbeit
       zu Wolf, Luchs und Wildtieren in Deutschland fortgesetzt“, so Samson.
       
       Im vergangenen Finanzjahr lagen die Gesamteinnahmen des WWF mit 124,7
       Millionen Euro über denen des Vorjahres, als nur 114 Millionen Euro erzielt
       wurden. Die Ausgaben stiegen von 114,6 auf 122,4 Millionen Euro an. Und
       trotzdem musste der WWF Rücklagen anzapfen, um „verschiedene Einmaleffekte
       zu decken“. Was darunter zu verstehen ist, ist unklar. Mit seinem
       Jahresetat zählt der WWF zu den größten Umweltvereinen Deutschlands.
       Zuletzt hatte er 350.000 Förderer.
       
       Zum Vergleich: Der [4][Etat des BUND] belief sich zur gleichen Zeit auf 71
       Millionen Euro, allerdings hat er fast doppelt so viele Unterstützer.
       
       Die WWF-Geschäftsstelle befindet sich in Berlin, es gibt Büros in Hamburg
       und Frankfurt am Main, dazu kommen diverse Projektbüros, etwa in Dessau,
       Erfurt, Husum, Ratzeburg, Stralsund und Weilheim. 490 Mitarbeiter:nnen
       hatte der WWF Deutschland nach eigenen Angaben zuletzt, einige davon im
       Ausland.
       
       11 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nach-dem-Brandanschlag-gegen-Tesla/!5994968
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   DIR [3] https://www.wwf.de/2024/juli/konsolidierung-und-fokussierung
   DIR [4] /Kuerzungen-beim-Naturschutz/!5958390
       
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