URI: 
       # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Die richtige Spannung
       
       > Drei Abende zum 15. Geburtstag der Agentur Media Loca, eine klassiche
       > Drehleier und das Sonic Pluriverse Festival stehen diese Woche auf dem
       > Programm.
       
   IMG Bild: Als MimiCof experimentiert Midori Hirano mit elektronischen Mustern
       
       Media Loca ist kein Begriff, mit dem eine aus dem Ruder laufende Medienwelt
       beschrieben wird (wie man sich das vielleicht mit halbgaren
       Spanischkenntnissen zusammenreinem könnte) sondern bedeutet einfach „die
       Halbverrückte“. Was ja wiederum ein Zustand ist, in dem sich all das, was
       derzeit aus dem Ruder läuft, vielleicht besser ertragen lässt. Und wenn
       Media Loca zudem noch mit überraschender Musik erfreut, macht das alles
       noch erträglicher.
       
       Womit die gleichmalige Booking-Agentur ins Spiel kommt, die zugleich als
       Künstler:innen-Management fungiert und ihren 15. Geburtstag mit drei
       atmosphärisch recht unterschiedlichen Abenden feiert: Am Donnerstag, dem
       ersten Abend des Mini-Festivals wird es in der [1][Betonhalle des Silent
       Green] eher maximalistisch zugehen, unter anderem mit dem reichlich
       produktive Spannung erzeugenden Duo Häk/Danzeisen, bei dem Schlagzeug auf
       Elektronik trifft. Darüber hinaus gibt es ein Set von Natalie Beridze, der
       [2][Elektronikpionierin aus Georgien]. Und Electric Indigo hat eine
       audiovisuelle Premiere im Gepäck.
       
       Am zweiten Abend gibt es dann in der Kuppelhalle des Silent Green, dank
       eines 4-Kanal-Systems, ein Klangbad-Erlebnis, das unter anderem Jan Jelinek
       mit Samples und Klangfragmenten in Szene zu setzen weiß (27.-28. Juni, 20
       Uhr, [3][Tickets im VVK] 19,80 bzw. 18,05 Euro, 2-Tages-Pass 29,80 Euro, AK
       20 bzw, 18 Euro). Am Samstag feiert Media Loca dann in der
       [4][Galiläakirche], unter anderem mit Midori Hirano, die unter dem Alias
       MimiCof elektronische Welten erforscht, und mit Ilpo Väisänen, der es mit
       analogen Keyboards und selbstgebaute Oszillatoren eher retro angehen lässt
       (29. Juni, 20 Uhr, Tickets AK 15 Euro). Weitere Infos hier:
       [5][facebook.com/medialoca])
       
       Interessante Instrumente in ungewöhnlichen Kontexten gibt es diesmal auch
       beim Kiezsalon, zu dem am Freitag und Samstag geladen wird – diesmal in die
       schicken Räumlichkeiten des [6][Collegium Hungaricum]. Mit diesem auch von
       innen sehenswerten Nachwende-Neubau wurde die klassische Moderne zitiert,
       auch architektonisch wird es also vergnüglich. Doch zurück zu den
       Instrumenten: Am Samstag tritt unter anderem András Németh mit seiner
       Dreileiher auf, er unterrichtet dieses volkstümlich anmutenden Instrumente
       sogar an der Budapester Hochschule für Musik. Da erscheinen die
       Magnetbänder und Field Recordings, mit denen di Komponistin Lisa
       Lerkenfeldt arbeitet, fast konventionell – auch wenn sie damit sicher
       ebenfalls aufregende elektroakustische Klänge generiert (29. Juni, 20 Uhr,
       [7][Tickets im VVK] 10,65 Euro; Infos zur Freitag-Ausgabe:
       [8][digitalinberlin.de]).
       
       Am Donnerstag wird dann eine schöne Tradition wieder aufgenommen. Früher,
       vor dem Kuratorenwechsel im [9][Haus der Kulturen der Welt], hieß das
       allsommerliche Festival auf der Dachterrasse Wassermusik. Seit vergangenem
       Jahr nennt es sich Sonic Pluriverse Festival. Der Vibe ist jedoch ein
       ähnlicher. Die kommenden vier Wochenenden stehen unter dem Motto „Terapia“.
       Der Begriff spielt nicht auf die die heilende Kraft von Musik an, sondern
       steht auch für ein Genre, das sich in Kolumbien seit den 1980er Jahren
       entwickelte – mit Einflüssen aus der afrikanischen Diaspora.
       
       Den Auftakt machte eine [10][Legende der angolanischen
       Unabhängigkeitsbewegung], der mittlerweile 81-jährige, ziemlich agile José
       Adelino Barceló de Carvalho alias Bonga. Im Anschluss zeigt das aus Peru
       stammenden, seit zehn Jahren in Europa lebende DJ-Duo Dengue Dengue Dengue,
       wie eklektisch Bassmusik sein kann: Footwork steckt ebenso in ihrem Mix wie
       psychedelischer Cumbia oder Salsa. Auch ein Blick ins weitere Programm
       lohnt sich. Highlights werden sicher der Auftritt des britisch-ugandischen
       Technoprojekt Nihiloxica (21. Juli) oder der Release der
       Highlife-Compliation „Ghana Special“ am 11. Juli (Sonic Pluriverse
       Festival, 4.7.–26. Juli, 19 Uhr, Tickets im VVK 16–24 Euro, Early Bird
       Festival-Package für neun Abende 121,50 Euro, weitere Infos: [11][hkw.de]).
       
       26 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.silent-green.net/
   DIR [2] /Neue-Musik-aus-Georgien/!5878574
   DIR [3] https://www.eventbrite.com/cc/media-loca-15-years-3246949
   DIR [4] https://galilaea-kirche.de/
   DIR [5] https://www.facebook.com/medialoca/posts/pfbid0kKRwCm2QWPrFwQSfmaJ984AHueXZFEeSpTrjyjvegqwNR2QKDemutZfdZSjzJGYQl?rdid=LajHvqxBfgczjBLL
   DIR [6] https://culture.hu/de/berlin
   DIR [7] https://www.eventbrite.de/e/kiezsalon-w-lisa-lerkenfeldt-raphael-roginski-and-andras-nemeth-tickets-868297048847
   DIR [8] https://www.digitalinberlin.de/kiezsalon-derek-piotr-stefan-schultze-petra-varallyay-james-k-collegium-hungaricum/
   DIR [9] https://www.hkw.de/
   DIR [10] /Angolas-Star-Bonga-Kuenda/!5041771
   DIR [11] https://www.hkw.de/programme/terapia#main
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Sound der Stadt
   DIR Schlagzeuger
   DIR elektronische Musik
   DIR Experimentelle Musik
   DIR Techno
   DIR Südafrika
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Pianist Nduduzo Makhathini: Drei Sätze, eine Göttin und das All
       
       „uNomkhubulwane“, ist das neue Album des südafrikanischen Pianisten Nduduzo
       Makhathini. Er setzt sich mit dem Erbe der Apartheid spirituell
       auseinander.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Zehn Jahre geschmeidiger Jazz
       
       Zum 10-jährigen Jubiläum bringt das XJazz!-Festival die Doppel-Vinyl
       „Entangles Grounds“ heraus. Ein Berlin-Mixtape voll smoother Klänge und
       Ekstase.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Eingedenk der Zeit
       
       Sechs Jahre hat es gedauert, bis Tiflis Transit sich für den Release ihres
       Debütalbums entschieden haben. Das Experiment mit dem Warten ist
       aufgegangen.