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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Reisewarnung für den Libanon
       
       > Das Auswärtige Amt warnt vor einer möglichen Eskalation zwischen Libanon
       > und Israel. Der Streit zwischen den USA und Israel wurde vorerst
       > entschärft.
       
   IMG Bild: Wenig Aussicht auf Entspannung: Rauch steigt am Mittwoch nach einem israelischen Angriff im Südlibanon auf
       
       ## Auswärtiges Amt ruft Deutsche zur Ausreise aus dem Libanon auf
       
       Angesichts der angespannten Lage in der israelisch-libanesischen
       Grenzregion hat die [1][Bundesregierung ihre Reisehinweise für den Libanon]
       verschärft. „Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert,
       Libanon zu verlassen“, heißt es in den am Mittwoch aktualisierten
       Empfehlungen des Auswärtigen Amts. „Im Grenzgebiet zu Israel können die
       derzeit erhöhten Spannungen jederzeit weiter eskalieren.“ Zudem bestehe im
       Libanon „ein erhöhtes Risiko von Terroranschlägen“, die sich auch gegen
       westliche Ausländer oder große Hotels richten könnten.
       
       Die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon greift den Norden Israels
       seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen
       Hamas im Gazastreifen mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den
       Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon.
       
       Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Schiiten-Miliz
       kontrolliert das Gebiet gleich hinter der Nordgrenze Israels. Angesichts
       der Drohungen beider Seiten war in den vergangenen Tagen die Furcht vor
       einer Eskalation gewachsen.
       
       Das Auswärtige Amt hatte bereits einige Tage nach dem Überfall der
       islamistischen Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober
       vergangenen Jahres deutsche Staatsbürger und ihre Angehörigen aufgerufen,
       das Land zu verlassen. (dpa/afp)
       
       ## Streit zwischen USA und Israel vorerst entschärft
       
       Israel und sein Verbündeter USA haben die Wogen im Streit um
       Munitionsnachschub für den jüdischen Staat geglättet. „Hindernisse wurden
       beseitigt und Engpässe behoben“, sagte der israelische
       Verteidigungsminister Joaw Gallant am Mittwoch zum Abschluss viertägiger
       Gespräche in Washington. Man habe „bedeutende Fortschritte“ erzielt. Laut
       israelischen Medien kritisierte er seinen Regierungschef Benjamin Netanjahu
       dafür, seinen Unmut in der Sache öffentlich kundgetan zu haben, statt sie
       intern mit den USA zu regeln. „In jeder Familie – und wir betrachten das
       amerikanische Volk als unsere Familie – können Unstimmigkeiten aufkommen“,
       erklärte Galant. „Doch wie in jeder Familie diskutieren wir unsere
       Unstimmigkeiten in unseren eigenen vier Wänden und bleiben vereint“, sagte
       er.
       
       [2][Netanjahu] hatte kürzlich mit einem Video, in dem er die US-Regierung
       wegen einer zurückgehaltenen Waffenlieferung mit harschen Worten
       angegriffen hatte, für eine erneute Krise in den Beziehungen zur
       US-Regierung von Präsident Joe Biden gesorgt. Am vergangenen Sonntag hatte
       er seine Vorwürfe bei der wöchentlichen Kabinettssitzung noch einmal
       bekräftigt: Vor etwa vier Monaten habe es „einen dramatischen Rückgang der
       Waffenlieferungen aus den USA nach Israel“ gegeben, beklagte Netanjahu.
       Nachdem die Lage sich monatelang nicht verändert habe, sei er damit an die
       Öffentlichkeit gegangen.
       
       Israel geht seit dem Massaker am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1200 Toten
       militärisch hart gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vor.
       Zugleich steht es an seiner Nordgrenze mit der schiitischen Hisbollah-Miliz
       im Libanon im Konflikt, die seit Beginn des Gaza-Kriegs Israel mit Raketen,
       Granaten und Drohnen angreift. Die USA hatten zuletzt die Lieferung
       schwerer Bomben für Israel zurückgehalten, um dessen Militär dazu zu
       bringen, bei der Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens
       die Zivilbevölkerung zu schonen. (dpa)
       
       ## Bericht: US-Beamter räumt Engpässe ein
       
       Ansonsten sei das Tempo bei der Lieferung von US-Waffen und Munition an
       Israel „normal“, zitierte das „Wall Street Journal“ am Mittwoch einen
       Beamten des US-Außenministeriums. Nur wenn man es mit den ersten Monaten
       des Gaza-Kriegs vergleiche, als die USA die Munitionslieferungen für den
       Verbündeten massiv angekurbelt hatten, könne man von einer Verlangsamung
       sprechen, hieß es.
       
       Nach den Treffen des israelischen Verteidigungsministers Galant unter
       anderem mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin und US-Sicherheitsberater Jake
       Sullivan räumte ein ranghoher Beamter im US-Außenministerium gegenüber der
       „Times of Israel“ allerdings ein, dass es einige Engpässe bei den
       Waffenlieferungen an Israel gegeben habe, die aber nicht beabsichtigt
       gewesen seien und nun behoben würden. Abgesehen von der Frage der weiter
       zurückgehaltenen Lieferung schwerer Bomben gebe es „einige Dinge, die wir
       vielleicht etwas schneller abwickeln oder neu priorisieren können“, hieß es
       weiter. (dpa)
       
       ## Gantz: Netanjahu schadet den Beziehungen zum US-Verbündeten
       
       „Die unnötigen Zwistigkeiten, die der Ministerpräsident aus politischen
       Gründen kreiert, mögen ihm ein paar Punkte bei seiner Anhängerschaft
       einbringen, schaden aber der strategischen Beziehung mit den USA, die einen
       integralen Bestandteil unserer Fähigkeit darstellt, den Krieg zu gewinnen“,
       sagte Benny Gantz, bis vor Kurzem Minister in Netanjahus Kriegskabinett.
       „In den letzten Monaten lösten wir viele Probleme mit unseren Freunden
       hinter geschlossenen Türen, darunter das Thema Munition“, sagte er am
       Mittwoch in einer Erklärung und pflichtete damit Gallant bei.
       
       Netanjahu hatte kürzlich ein baldiges Ende der intensiven Kampfphase im
       Gaza-Krieg angekündigt, was Israel die Möglichkeit verschaffe, einen Teil
       der Truppen nach Norden zu verlegen. Dort, im Grenzgebiet zum Libanon, hat
       die Intensität der Gefechte mit der Hisbollah zuletzt deutlich zugenommen.
       Es besteht die Sorge, dass die Lage eskaliert und es zu einem regelrechten
       Krieg kommt.
       
       Das israelische Militär halte laut amtierenden und ehemaligen israelischen
       Beamten Waffenvorräte für den Fall eines möglichen Krieges mit dem Libanon
       in Reserve, schrieb das „Wall Street Journal“. Die Irritation über die
       Verlangsamung der US-Waffenlieferungen sei daher ein Faktor für mögliche
       künftige Einsätze im Libanon geworden. (dpa)
       
       ## Gefahr für humanitäre Helfer
       
       Die Gefahr für humanitäre Helfer im Gazastreifen wird den Vereinten
       Nationen zufolge immer untragbarer. „Es gibt Risiken, die inakzeptabel
       sind“, sagte Sprecher Stéphane Dujarric am Dienstag in New York. Er
       bestätigte, dass die UN vergangene Woche einen Brief an die israelischen
       Behörden schickten, der dieser Sorge Ausdruck verleihe.
       
       Die US-Nachrichtenagentur AP hatte zuvor unter Berufung auf anonyme Quellen
       davon berichtet, dass die Vereinten Nationen in einem Schreiben an Israel
       davon gesprochen hätten, [3][die humanitäre Hilfe] aussetzen zu müssen,
       sollte sich die Sicherheitslage nicht bessern. Dies bestätigte Dujarric
       zunächst nicht und betonte: „Die UN werden den Menschen in Gaza nicht den
       Rücken zukehren“. (dpa)
       
       ## Reduzierung von Rationen für Häftlinge in israelischen Gefängnissen
       
       Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir will die
       Nahrungsmittelrationen für Gefangene in Sicherheitsgefängnissen noch weiter
       reduzieren. Er habe angewiesen, die Nahrung für Gefangene weiter zu
       verringern, schreib Ben Gvir am Mittwoch. Damit sollten Terroristen von
       Anschlägen abgeschreckt werden.
       
       Ben Gvir ist für seine extremen Aussagen über Palästinenser bekannt und
       hatte nach dem Terror-Überfall der Hamas am 7. Oktober Gefängniskantinen
       und –küchen schließen lassen, so dass Sicherheitsgefangene vollständig auf
       die Gefängnisse selbst angewiesen sind. Die überwiegende Mehrheit von ihnen
       sind Palästinenser.
       
       Die israelische Bürgerrechtsvereinigung ACRI sieht in diesem Vorgehen eine
       Politik des Aushungerns und ist dagegen vor Gericht gezogen. Die den
       Sicherheitsgefangenen zur Verfügung gestellte Nahrung sei unzureichend und
       ungesund und habe zu „schweren Schäden an ihrer Gesundheit und Würde“
       geführt, erklärte sie und berief sich dabei auf Aussagen von Gefangenen.
       Die Häftlinge litten unter „ständigem Hunger, extremem Gewichtsverlust,
       erzwungenem Fasten“ und würden unter „wahrhaftigen Folterbedingungen“
       gehalten.
       
       Regierungsanwälte erklärten am Mittwoch vor dem Obersten Gericht, das Menü
       sei geändert worden und umfasse gesündere Lebensmittel. Es biete männlichen
       Sicherheitsgefangenen 2150 Kalorien pro Tag, was für einen „sitzenden
       Lebensstil“ ausreiche. Ben Gvir schrieb, seine Politik bestehe darin, „die
       Bedingungen der Sicherheitsgefangenen auf das gesetzlich vorgeschriebene
       Minimum zu reduzieren, einschließlich Nahrung und Kalorien“.
       
       Israel betrachtet Sicherheitshäftlinge als gefährliche Militante und hält
       viele von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im Rahmen einer
       sogenannten Verwaltungshaft fest. Seit Beginn des Krieges ist die Zahl der
       Sicherheitsgefangenen stark gestiegen und liegt bei etwa 9000. (ap)
       
       27 Jun 2024
       
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