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       # taz.de -- Debatte um Grenzkontrollen: Faeser für etwas Freizügikeit
       
       > Die Innenministerin will die verschärften Grenzkontrollen nicht über die
       > EM hinaus verlängern – und erteilt damit FDP und Union eine Absage.
       
   IMG Bild: Innenministerin Faeser bei einer Pressekonferenz durch einen Kameramonitor gesehen
       
       Berlin taz | Die Union und FDP machen weiter Druck, [1][die verschärften
       Kontrollen an den deutschen Außengrenzen] auch über die [2][EM] hinaus
       fortzusetzen – doch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält immer
       noch dagegen: „Wer zu Nachbarstaaten wie den Niederlanden oder Dänemark
       weiter Grenzkontrollen fordert, muss auch die gravierenden Folgen für
       Pendler, Reisende, Handel und Wirtschaft rechtfertigen.“ Außerdem stehe
       dies nicht im Einklang mit EU-Recht.
       
       Für den Zeitraum der Fußball-EM hatte Faeser verschärfte Grenzkontrollen
       angeordnet. Diese laufen am 19. Juli aus. Das Innenministerium zog am
       Montag Bilanz: Insgesamt wurden dabei in dieser Zeit 1.112 offene
       Haftbefehle von Fällen der Klein- und Allgemeinkriminalität vollstreckt,
       rund 8.300 unerlaubte Einreisen registriert und gut 100 Hooligans an der
       Einreise gehindert. Auch sonst habe das Sicherheitskonzept zur EM
       „umfassend gegriffen“. 8,6 Millionen Menschen hätten die Stadien und
       Fanzonen besucht.
       
       Dabei sei es nur zu 2.340 Straftaten gekommen, darunter rund 700
       Körperverletzungen. 170 Festnahmen habe es gegeben und fast 1.000
       Gefährderansprachen. Faeser sprach von weit weniger Vorfällen, als die
       Sicherheitsbehörden erwartet hätten. Dies sei auch der hohen Polizeipräsenz
       geschuldet gewesen: Allein 22.000 Beamt*innen der Bundespolizei waren
       jeden Tag unterwegs – der größte Einsatz in der Geschichte der Behörde.
       
       Bei den Grenzkontrollen hatten Union und FDP gefordert, diese auch über die
       EM hinaus zu verlängern. Die Zahl der Festnahmen und Zurückweisungen zeige,
       wie effektiv die Kontrollen gegen Kriminalität und illegale Migration
       seien, erklärten die Parteien. Faeser widerspricht mit Verweis aufs
       EU-Recht und die europäische Freizügigkeit. Die Grenzkontrollen seien nur
       eine Ultima Ratio.
       
       ## Nur noch Schleierfahndung
       
       Für die Grenze zu Frankreich indes werden die Kontrollen während der
       [3][Olympischen Spiele in Paris] verlängert. An den Grenzen zu Österreich,
       der Schweiz, Tschechien und Polen laufen diese schon länger und bleiben
       noch bis zum Jahresende, um „irreguläre Migration“ zu begrenzen. An den
       restlichen Grenzen wird es nur noch eine Schleierfahndung geben, mit der
       Polizeikräfte punktuelle Kontrollen durchführen.
       
       Auch die Gewerkschaft der Polizei hatte sich gegen eine Verlängerung der
       Grenzkontrollen ausgesprochen: Auf Dauer sei dies personell nicht zu
       leisten, die Einsatzkräfte würden anderweitig „dringend benötigt“.
       
       15 Jul 2024
       
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