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       # taz.de -- Elbtower-Ruine in Hamburg: Wir haben da auch ein paar Ideen
       
       > Seitdem die Bauarbeiten am Hamburger Elbtower eingestellt wurden, gammelt
       > er vor sich hin. Die taz hat ein paar Vorschläge, was daraus werden
       > könnte.
       
   IMG Bild: So viel Raum und Möglichkeiten, die Stadt ein bisschen besser zu machen: das Areal um die Elbtower-Ruine
       
       ## Bubatztower
       
       Zukünftig könnten feine Rauchschleier über die Hamburger Skyline ziehen.
       Der Elbtower wird das neue Stoners Headquarter, wo Kiffer*innen in
       riesigen Sitzsäcken versinken und entspannt barzen können. Das mit den
       Orten, an denen legal geraucht werden darf, ist ja auch zu kompliziert –
       Kita in der Nähe, soziale Einrichtung um die Ecke, geht alles nicht. Hier
       oben im 13. bis 30. Stock in der Hafencity hat man damit keine Probleme.
       Praktisch, dass in den anderen Stockwerken die [1][Cannabis Social Clubs]
       angesiedelt sind. Ganz oben gibt es Urban-Gardening-Areale zum gemeinsamen
       Hanfpflanzenpflegen. Ein Stockwerk widmet der Smokers-Zentral-Tower Bands,
       die bekifft jammen können, ein anderes Videogamern, ein weiteres kreativen
       Künstler*innen. In der Mitte ist der Munchies-Foodcourt mit Süßkram, Drinks
       und allem Nötigen gegen das Pappmaul. Kiffers Delight!
       
       ## Seilbahn-Endhaltestation
       
       Wer glaubt, Seilbahnen seien allenfalls gut, um mäßig spannende
       Tourismus-Ziele in der Provinz aufzuwerten, der irrt sich. In Wirklichkeit
       sind sie ein top-modernes Verkehrsmittel, man schwebt tiefenentspannt über
       der Kampfzone, in der Autofahrer, Radler und Fußgänger um den knappen
       Stadtraum streiten. Seile zu spannen ist auch viel günstiger, als Schienen
       zu verlegen. Und der Antrieb funktioniert elektrisch, mit Ökostrom wäre er
       klimaneutral. Die bolivianische Hauptstadt [2][La Paz betreibt sogar ein
       ganzes Seilbahnnetz]. Selbst Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP)
       hat das verstanden und die Gondeln – ganz technologieoffen – Anfang Juni
       bei der „Cable Car World“-Messe in Essen als Mittel zum klugen
       Lückenschluss im öffentlichen Nahverkehr gepriesen. Und was ist der
       Elbtower anderes als Hamburgs größte Lücke?
       
       ## Snow Dome
       
       Die geschwungene Schanzenform des Elbtower-Torsos bietet sich ganz klar
       [3][für einen Snowdome an]. Die Kante von den oberen zehn Stockwerke
       herunter gäbe es eine schwarze Piste, der flache Auslauf böte dann Platz
       für eine blaue Anfängerpiste, die rote begänne irgendwo dazwischen. Der
       Vorteil: Hamburgs Lehrer könnten in den Skiferien daheim bleiben, das spart
       Kohlendioxid.
       
       Und die steile Rückseite böte sich als Bergmassiv mit Höhlen für Brutvögel
       und Kletterkanten für Abenteurer an. Rostrot angemalt erinnert das ganze an
       Helgolands Lange Anna, und passt somit auch optisch gut in die norddeutsche
       Landschaft. Auf dem Dach der Schneehalle könnte Rasen gepflanzt werden,
       damit Kinder längsliegend den Berg runterrollern können. Eine leider in
       Vergessenheit geratene wichtige Übung, um die basale Motorik zu trainieren.
       
       ## Insekten-Mast
       
       Bei wachsender Weltbevölkerung wird die Versorgung mit Proteinen zunehmend
       zum Problem. Und die klimaschädliche Viehwirtschaft kann nicht die Lösung
       sein. Die Zukunft heißt: Insekten essen! Damit die nicht wieder rund um den
       Globus geschippert werden müssen, bietet es sich an, sie genau dort zu
       produzieren, wo sie gegessen werden sollen – in den Metropolen. Die
       Stockholmer Architektin Rahel Belatchew Lerdell hat ein Konzept entwickelt,
       ihre Heimatstadt Protein-autark zu machen, indem auf allen (in Schweden
       sehr verbreiteten) [4][Kreisverkehren Insektenfarmen gebaut] werden. Nun
       ist Hamburg an Kreisverkehren eher arm. Aber im Elbtower könnte man die
       Brütereien übereinanderstapeln: 68 Stockwerke voller Grillen, die mit dem
       Organ-Müll der Stadt gefüttert werden könnten. Das reicht locker, um ganz
       Norddeutschland mit Eiweiß zu versorgen. Und ganz oben gibt’s einen
       Burger-Grill, der Grillen-Burger anbietet. Und Weitsicht, nicht nur, was
       die Ernährung der Zukunft angeht.
       
       ## Truppenübungstower
       
       Es war der „Zeitenwende“-Kanzler, der Hamburg die Suppe mit dem
       Elbtower-Desaster eingebrockt hat. Aber nicht alles, was Scholz tut und
       sagt, ist ja komplett falsch. Also: Damit unsere Bundeswehr endlich richtig
       lernt, im Scholz’schen Sinne wehrhaft zu werden, kann der „Kurze Olaf“ so
       bleiben, wie er ist – wir stellen ihn der Truppe zur Verfügung: Mit dem
       Betongerippe können die Soldat:innen immerhin mal ordentlich den
       (Hoch-)Häuserkampf üben. Wo sonst, wenn nicht im Zentrum einer Großstadt,
       wäre eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung mit Übungsmunition in diesen
       Zeiten möglich? Denn wenn der Russe doch noch in Polen einmarschiert, muss
       ja irgendwer wissen, wie der 237 Meter hohe Warschauer Kulturpalast befreit
       werden kann.
       
       ## Rutschenparadies
       
       Hier ist ja vor allem Geld ein Problem, darum braucht es ein Projekt, mit
       dem man sofort loslegen kann, für das eben gerade der Rohbau von Vorteil
       ist. Keine störenden Innenwände müssten entfernt, keine Glasfassaden
       ausgebaut oder gar Möbel rausgeräumt werden. Auch die Höhe von rund 100
       Metern, die der Elbtower nach Abbruch der Bauarbeiten derzeit hat, reicht
       völlig aus, um Spektakuläres für die ganze Familie zu verwirklichen: ein
       Rutschenparadies.
       
       Und so wäre es: Überall schlängeln sich lange, längere und sehr lange
       Rutschen wurmartig durch die Fensteröffnungen. Man flitzt raus aus der
       Fensteröffnung, durch eine andere wieder hinein, in einer Spiralrutsche um
       den Tower herum, auf und ab immer wieder, mit und ohne Looping. Und eine
       Doppelrutsche, auf der Verliebte sich immer weiter an den Händen halten
       können (die hieße die Unzertrennlich-Rutsche), gäbe es auch. Und unten
       enden all die quietschbunten Rutschen in gigantischen Bällebädern. Schon
       bald kann es also heißen: Komm, wir fahren ins Elb-Rutsch! Hotels für die
       Scharen Anreisender gibt es ja bereits genug. Auch fertig gebaute.
       
       ## Nichts
       
       Elbtower-Architekt David Chipperfield mag ein Magier der Weltarchitektur
       sein. Der größte Zauberer aller Zeiten ist aber natürlich sein
       Beinahe-Namensvetter David Copperfield. Wieso nicht einfach den fragen, ob
       er die Bauruine wegzaubert? Dann bliebe die ganze Elbtower-Episode nichts
       als ein Spuk in der Stadtgeschichte.
       
       19 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
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