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       # taz.de -- Prozess um die „Panama Papers“: Freispruch wegen fehlender Beweise
       
       > Der Finanzskandal sorgte international für Aufsehen. Netflix machte sogar
       > einen Film daraus. Nun bleiben alle 28 Angeklagten unbestraft.
       
   IMG Bild: Oh, wie schön ist Panama – werden sich die nun Freigesprochenen sicherlich denken
       
       Panama-Stadt dpa | Vor acht Jahren brachte der Finanzskandal um die
       [1][„Panama Papers“] Politiker, Sportler und Prominente aus der ganzen Welt
       in Bedrängnis. Sogar ein Netflix-Film wurde darüber gedreht – mit Meryl
       Streep, Gary Oldman und Antonio Banderas in den Hauptrollen. Nun hat ein
       Gericht in Panama-Stadt am Freitagabend (Ortszeit) die 28 Angeklagten
       freigesprochen, die laut der Staatsanwaltschaft des mittelamerikanischen
       Landes bei der Gründung von [2][Briefkastenfirmen in Steueroasen] die Fäden
       gezogen hatten – aus Mangel an Beweisen.
       
       Die Vorwürfe hätten sich nicht ausreichend und schlüssig erhärten lassen,
       urteilte die Richterin Baloísa Marquínez. Außerdem sei bei der Sammlung von
       Beweismaterial auf den Servern der inzwischen abgewickelten Kanzlei Mossack
       Fonseca die Beweismittelkette nicht nachvollziehbar gewesen.
       
       Marquínez verfügte am Freitag zudem die Einstellung des Strafverfahrens
       gegen den im Mai verstorbenen Ramón Fonseca Mora. Auch im verwandten
       Schmiergeldskandal „Lava Jato“ kam es zu einem Freispruch.
       
       In der Affäre um die „Panama-Papers“ war den Angeklagten Geldwäsche durch
       die Gründung von 215 000 Briefkastenfirmen in Steueroasen vorgeworfen
       worden. Der Mitbegründer der Kanzlei, der deutschstämmige Anwalt Jürgen
       Mossack, wies die Vorwürfe stets zurück.
       
       Im Frühjahr 2016 hatten die Süddeutsche Zeitung und weitere Medien des
       Netzwerks investigativer Journalisten (ICIJ) die Geschäfte der in Panama
       gegründeten Briefkastenfirmen offengelegt. Durch ein riesiges Datenleck
       waren der Zeitung 11,5 Millionen Dokumente zugespielt worden. Fast 400
       Reporter aus mehr als 80 Ländern beteiligten sich an den Recherchen.
       
       Dabei tauchten unter anderem die Namen von 140 Politikern und engen
       Vertrauten auf. In Island führte die Veröffentlichung der Dokumente zum
       Rücktritt des [3][Ministerpräsidenten Sigmundur Gunnlaugsson]. In Pakistan
       wurde [4][Ministerpräsident Nawaz Sharif] des Amtes enthoben.
       
       Das ICIJ erhielt für die Enthüllungen der „Panama Papers“ 2017 die höchste
       Auszeichnung im US-Journalismus, den Pulitzer-Preis. Die Enthüllungen
       lösten in vielen Ländern Steuerermittlungen aus und führten [5][in der
       Folge auch in Deutschland] zu zusätzlichen Steuereinnahmen in
       Millionenhöhe.
       
       Der Kanzlei Mossack Fonseca war auch vorgeworfen worden, an einem
       brasilianischen Korruptionsnetzwerk mitgewirkt zu haben. Im
       [6][„Lava-Jato“-Skandal] ging es um Schmiergeldzahlungen bei der Vergabe
       von Bauprojekten. Im Fokus stand der brasilianische Baukonzern Odebrecht.
       Die Richterin urteilte, es sei in diesem Fall nicht nachgewiesen worden,
       dass Gelder aus illegalen brasilianischen Quellen in das panamaische
       Finanzsystem geflossen seien.
       
       29 Jun 2024
       
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